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20.12.2018, 08:56 Uhr
Game-Test: «Resident Evil 2» – Vorschau
Vier Stunden mit «Resident Evil 2»: Capcom gewährt tiefe Einblicke in das Remake seines Survival-Horror-Klassikers. So spielt sich «Resident Evil 2».
Nostalgie ist etwas Wunderbares. Man erinnert sich zurück an vergangene Videospielzeiten und an Momente, die einen wirklich begeistert oder berührt haben. Probiert man allerdings die Klassiker von damals noch einmal aus, setzt oftmals schnell Ernüchterung ein. Häufig spielen sich die einstigen Perlen Jahre später längst nicht mehr so geschmeidig, wie gedacht.
Und genau deshalb geht der Trend mit den Neuauflagen beliebter Gaming-Hits auch im Jahr 2019 weiter: Capcom arbeitet aktuell fieberhaft an der Fertigstellung des Remakes zu «Resident Evil 2». Das Team baut das inzwischen zwanzig Jahre alte Survival-Game auf Basis der RE Engine von Grund auf neu.
Das Ergebnis kann sich bereits vor Release am 25. Januar 2019 sehen lassen: «Resident Evil 2» präsentiert sich in der vierstündigen Anspielrunde als aufregendes Gruselerlebnis, in dem Oldschool-Gameplay auf moderne Technik und Komfortfunktionen treffen.
Aufgefrischte Präsentation
«Resident Evil 2» erschien 1998 auf zwei CDs: Eine widmete sich Leon Kennedy, eine Claire Redfield. Die Neuauflage kommt natürlich ohne derartiges Datenträger-Wirrwarr aus, bietet aber ebenfalls zwei Geschichten. Das Spiel verschlägt uns nach Raccoon City. Die Stadt liegt nach dem Ausbruch des G-Virus in Trümmern.
Wir übernehmen zunächst den Polizisten Leon Kennedy. Gemeinsam mit der mysteriösen Ada Wong erforschen sie die Strassen der Stadt. Was sofort auffällt: «Resident Evil 2» sieht erstklassig aus. Capcom schafft die starre Kamerawinkel des Originals ab und setzt stattdessen auf eine moderne Verfolgerperspektive. Dadurch bleibt auch in Innenräumen die Übersicht meist garantiert.
In den Kämpfen und Zwischensequenzen zeigt Capcom seine Charaktermodelle aus nächster Nähe. Wird Ada von einem Zombies attackiert, dann erleben wir das (beinahe) am eigenen Leib mit. Die eingestreuten Handlungsszenen wiederum erinnern an «The Last of Us» oder «Red Dead Redemption». Sie wirken ernst und weit weniger trashig. Immer wieder zeigt das Spiel seine Figuren in der Nahaufnahme und betont dadurch das erstklassige Mienenspiel. Figuren wie etwa Robert Kendo, der Besitzer des örtlichen Waffenladens, wirken authentisch verzweifelt und diese Emotionen transportiert «Resident Evil 2» ausgezeichnet.
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Rätseln zwischen Zombies
Rätseln zwischen Zombies
Erwartet uns mit Leon noch ein vergleichsweise geradliniges Action-Gameplay, wechselt das Tempo sobald wir Ada Wong übernehmen. In ihrem Arsenal befindet sich lediglich eine Waffe mit wenigen Kugeln. Dafür trägt sie aber einen EMF Visualizer mit sich herum. Mit diesem Gerät machen wir – fast wie in «Batman: Arkham Asylum» – Stromleitungen durch Wände sichtbar und manipulieren Schaltkästen.
Klingt simpel, ist aber dank der umher schlurfenden Zombies gelegentlich auch ganz schön kniffelig. In einem Heizungskeller kommen uns gleich drei Untote entgegen. Da das Hacken der Relais-Stationen Zeit kostet, müssen wir die Walker irgendwie verlangsamen. Also ballern wir ihnen mit einigen gezielten Schüssen den Unterschenkel weg. Am Boden sind die Modersäcke weit weniger gefährlich und wir können uns per Aufzug aus dem Staub machen. Die Zombies sind in «Resident Evil 2» kein Kanonenfutter. Sie vertragen drei bis vier Kopftreffer. Sofern ihr Schädel nicht zerplatzt, stehen sie immer wieder auf und machen Jagd auf uns.
Sehr praktisch: Geht ihr an einer Stelle zu häufig drauf, bietet euch das Spiel den «Assisted Mode»an. Dieser schwächt die Gegner leicht ab und stärkt zudem die eigene Spielfigur. Solche Komfortfunktionen machen die Neuauflage auch für Einsteiger spielbar. Capcom investiert viel Zeit in die vorsichtige Modernisierung des Originals. Etwa zeigen jetzt Hilfssymbole die oftmals allzu kleinen Objekte an. Die Karte und das Inventar wirken ebenfalls aufgeräumter und weniger unhandlich als zuvor. Auf der Karte beispielsweise zeigen nun Icons die Position vergessener Gegenstände an. Zudem lockert Capcom das Speichersystem: Autosave-Punkte gibt es zwar nicht, dafür benötigen wir aber auch keine Farbbänder mehr, um an den Schreibmaschinen abzuspeichern.
Viel zu tun in Raccoon City
Insgesamt spielt sich «Resident Evil 2» damit wie ein modernes Action-Adventure. Jedoch bleiben der Survival-Horror und vor allem das vertrackte Puzzle-Design weiterhin fester Bestandteil des Spiels. Das finden wir spätestens dann heraus, wenn wir mit Claire Redfield durch die Polizeistation von Raccoon City stromern. Wir müssen den Ausgang finden, stellen jedoch schnell fest, dass das Gebäude ein verdammtes Labyrinth ist.
Wie für «Resident Evil» üblich scheucht uns auch die Neuauflage von einer Seite der Anlage auf die andere, lässt uns verschiedene Schlüssel und Hilfsmittel einsammeln. Häufig helfen uns Hinweisbriefe und verraten den Standort bestimmter Objekte. Andere Gegenstände – wie beispielsweise eine Schatulle – müssen wir erst untersuchen und öffnen, ehe wir den erhofften Schatz entdecken. Neben den für die Hauptmission relevanten Objekten gibt es natürlich auch Sidequests: Mit einem verbogenen Schlüssel etwa öffnen wir einen Kofferraum und erhalten so eine neue Pistole.
Wie viel sie letztlich von dem Gebäude erforscht, bleibt also Ihnen und Ihren Nerven überlassen. Denn natürlich lauert hinter jeder Tür eine neue Gemeinheit.
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Granaten, Tyrants und andere Probleme; Meinung
Granaten, Tyrants und andere Probleme
Und mit Gemeinheiten meinen wir natürlich viel schlimmere Bedrohungen als Zombies. Im Polizeirevier treffen wir etwa auf Licker. Diese echsenartigen Wesen können zwar keine Treppen steigen, greifen aber blitzschnell aus der Distanz an. Mit normalen Pistolenschüssen ist ihnen beim beizukommen, deshalb setzen wir immer wieder den Granatwerfer ein. Diesen bestücken wir wahlweise mit Explosiv- oder mit Säuregeschossen und richten so entsprechenden Schaden an. Für neue Munition mischen wir im Verlauf natürlich auch diverse (Schiess-)pülverchen zusammen.
Als sehr praktisch erwiesen sich Kampfmesser und Blendgranaten. Packt uns ein Zombie oder ein Licker setzen wir diese Waffen mit einem einfachen Tastendruck ein und nehmen so weniger Schaden. Mit fortlaufender Spielzeit verbringen wir immer mehr Zeit im Inventar. Claire besitzt in dieser Phase zwölf Inventarslots. Jedoch sammeln wir auch sehr schnell viele Objekte. Wir müssen uns also irgendwann entscheiden, welche Gegenstände wir mitnehmen und legen überflüssige in der Vorratskiste ab.
Blanke Panik kommt jedoch beim ersten Auftauchen des Tyrants auf. Dieser Koloss ist unzerstörbar und verfolgt Claire durch das gesamte Gebäude. Seine lauten Schritte kündigen seine Ankunft an und setzen uns beim Lösen von Rätseln unter Druck. Kommt uns der Tyrant zu nah, schlägt er kräftig zu und schleudert Claire durch die Luft. Zum Glück ist er langsam genug, dass wir seinen Fängen immer wieder entkommen können. Kurz vor dem Ende der Session erlaubt Capcom noch einen kurzen Blick in einen brandneuen Abschnitt: Dieser widmet sich Sherry und dem Waisenhaus. Mehr wird an dieser Stelle aber nicht verraten.
Meinung
Die vier Stunden mit «Resident Evil 2» machen mächtig Lust auf mehr. Capcom holt seinen Survival-Horror-Klassiker gekonnt ins Jahr 2019 und trumpft mit zeitgemässer Technik, aber auch mit viel Liebe zum Detail auf. Die neuen Komfortfunktionen wie etwa das gelockerte Speichersystem fügen sich absolut nahtlos ein und zerstören nicht den Retro-Charme des Abenteuers. Zugleich fühlt sich «Resident Evil 2» durch seine Rätsel und die Level-Architektur einfach anders an – und das auf eine gute Art und Weise.
Freunde des gepflegten Grusels dürfen sich also zum Jahresanfang auf einen preisgünstigen Ausflug nach Raccoon City freuen. Dieses Remake wird dem Ruf des Originals (hoffentlich) gerecht.
Dieser Artikel erschien zuerst auf games.ch.
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