News 10.07.2012, 13:20 Uhr

E-Waste vergeudet jährlich Milliardenschatz

In elektronischen Geräten wird immer mehr Gold und Silber verbaut. Experten fordern deshalb eine bessere Edelmetallrückgewinnung aus Altgeräten.
Der Gold- und Silberschatz in elektronischen Altgeräten wächst und wächst: Jedes Jahr werden 310 Tonnen Gold sowie 7500 Tonnen Silber mit einem Gegenwert von 21 Milliarden US-Dollar in Hightech-Geräte wie Laptops, Smartphones oder Tablets verbaut. Der überwiegende Teil dieser Edelmetalle - 85 Prozent - verpufft jedoch nach Lebensende des Gadgets und nur 15 Prozent werden zurückgewonnen, berichten Experten bei der E-Waste Academy der United Nations University (UNU) und der Global e-Sustainability Initiative in Ghana.
Rohstoff statt Abfall
Bisher wird die Elektroschrott-Thematik meist unter dem Aspekt der schädlichen Auswirkungen auf Entwicklungsländer diskutiert. Zu Unrecht, betont Rüdiger Kuehr, Leiter der Solving the E-Waste Problem (StEP)-Initiative gegenüber Pressetext. «Meist übersieht man, dass E-Waste viele wertvolle Elemente enthält, die rezyklierbar sind. Zudem wird die Wiederverwendung der Plastikteile vergessen.» Eine durch Recycling gewonnene Tonne Plastik erfordert bloss ein Zehntel der Wasser- und Energiemenge von neuem Plastik und spart viel CO2.
Vor allem liegt der Fokus jedoch auf den Seltenen Erden. Je stärker der Verkauf elektrischer und elektronischer Geräte boomt, desto mehr Gold, Silber und andere Edelmetalle sind verfügbar, die man durch Recycling zurückgewinnen könnte. Allein bei Gold verbrauchen Gadgets 7,7 Prozent der jährlichen weltweiten Fördermenge, viel mehr als die 5,3 Prozent im Jahr 2001. Zeitgleich stieg der Unzenpreis von 300 auf 1500 US-Dollar, die weltweite Förderung jedoch bloss um 15 Prozent von 3900 auf 4500 Tonnen.
Wirtschaftlichkeit als Hürde
Die Rückgewinnung aus Technik ist hochkomplex, erklärt UNU-Experte Federico Magalini im Pressetext-Interview. «Edelmetalle in winziger Dotierung sind nötig, um die Funktionalität der Geräte zu steigern. Dass etwa Speicherkarten immer kleiner, billiger und leistungsfähiger werden, verdankt man dem Platinmetall Ruthenium.» Je komplexer die Verarbeitung, desto schwieriger jedoch auch das Recycling. Als «nicht zielführend» beurteilen beide Experten die Errichtung grosser Recyclinganlagen in jedem Land. Sinnvoll sind vielmehr ähnliche Spezialisierungen wie in der Produktion.
«Nicht technisch, sondern nur aus Sicht der Wirtschaftlichkeit ist die 100-Prozent-Rückgewinnung ein Problem», betont Kühr. Politische Planung, Bewerbung des nachhaltigen Konsums, rezyklierbares Gerätedesign und Prämien für Altgeräte seien nötig statt blosses Hoffen auf Investoreninteresse, denn: «Die Recycling-Rate ist schon bisher nicht gleich schnell wie der Goldpreis gestiegen. Geht es nur um Gewinn, werden nur die leichtesten Massnahmen umgesetzt. Eines Tages wird man rückblickend fragen, wie wir heute bloss so kurzsichtig die Naturressourcen verschwenden konnten.»
Text: Pressetext.com/Johannes Pernsteiner

Autor(in) Pressemeldung



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