Oft gelesen und geteilt 03.09.2010, 08:22 Uhr

6 Techniken, die längst tot sein sollten

Es gibt Techniken - wie etwa die Telegrafie -, die einfach nicht aussterben wollen.
Wer schnell eine Meldung von einem Ort der Welt zum anderen verschicken will, wird heute wohl eher zu PC und E-Mail-Programm greifen, denn zum Fernschreiber. Dennoch besteht diese Möglichkeit weiterhin, gibt es doch nach wie vor Telegrafiedienste – sogar in der Schweiz.
Wir zeigen noch weitere Techniken, die im wahrsten Sinne des Wortes nicht totzukriegen sind.
1. Fernsprecher

Zugegeben: In den Zeiten von SMS und E-Mail werden kaum noch Fernschreiben oder Telegramme verschickt. Ja, es ist sogar anzunehmen, dass die Facebook-Generation die Telegrafie neben den Pferde-Fuhrwerken als eine Erfindung der Western-Filmindustrie wahrnimmt.
Doch nach wie vor lassen sich sogar hierzulande noch sogenannte Telexe (Teleprinter Exchange) verschicken. So bietet die im Tessin beheimatete Swisstelex einen Fernschreiberdienst an. Dabei lassen sich Telexe in einige europäische Länder wie Deutschland, Italien, Norwegen und Schweden verschicken. Auch Destinationen in Übersee bedient die Firma, darunter «neu» auch Singapur, wie auf der Homepage zu sehen ist.
Seit 2006 ist Swisstelex für die Dienstleistung verantwortlich, nachdem die Firma das Geschäft von der PTT-Nachfolgerin Swisscom übernommen hatte. Dass die Telegrafie auch einmal eine wichtigere Kommunikationsrolle gespielt hat, lässt sich denn auch am Kürzel der Swisscom-Vorgängerin ablesen, das für Post-, Telefon- und Telegrafenbetriebe stand.

2. Faxgeräte

2. Faxgeräte
Fax auf IP-Basis von Sagem
Auch der erste grosse Konkurrent des Telex, welcher der Technik in den 1980er- und 1990er-Jahren schwer zusetzte, ist mittlerweile zu einem Nischendasein verdonnert worden: das Fax. Aber auch die Faksimile-Übertragung wehrt sich wacker gegen das Aussterben.
Laut der Marktforscherin NPD Group sind sogar im vergangenen Jahr eine halbe Million dedizierte Fax-Geräte verkauft worden. Dies obwohl es zahlreiche webbasierte Faxdienste gibt und auch Scanner spottbillig sind, mit denen Dokumente wie Faxe eingelesen und verschickt werden können.
Bei den Nutzern handelt es sich aber nicht um Personen, die Cyndi Lauper hören oder sich wie Miami-Vice-Beamte kleiden. Laut NPD würden vor allem Anwälte, Immobilienmakler und Versicherungsfirmen auf die Technik setzen. «Der weitere Absatz von Fax-Geräten beweist das grosse Misstrauen, das noch gegenüber elektronischen Unterschriftsystemen besteht, mit denen dann zertifizierte Verträge und Kopien per Mail verschickt werden könnten», meint Ross Rubin von NPD.

3. Schreibmaschinen

3. Schreibmaschinen
Werden noch hergestellt: mechanische Schreibmaschinen wie die Traveller C von Olympia
In Zeiten von iPads sind Schreibmaschinen so etwas wie das Auto von Fred Feuerstein: ausschliesslich etwas für Höhlenbewohner. Doch auch dieses Gerät lebt. Das beweist eine Meldung, die Ende 2009 durch die Medien geisterte. Damals gab die New Yorker Polizei bekannt, für eine Million Dollar neue Schreibmaschinen beschafft zu haben. Als Begründung wurden die vielen Formulare genannt, die vom Polizeicorps auszufüllen sind. Da diese meist mehrere Durchschläge aufweisen, ist das Ausfüllen mit der Schreibmaschine nach wie vor die effizienteste Methode.
Doch auch wer nicht die Verbrechensbekämpfung im Auge hat, kann noch ein solches Tastatur-Drucker-Kombigerät erstehen. So bietet Brother eine elektronische Schreibmaschine ab 180 Franken an. Wer ganz auf Strom verzichten möchte, um etwa bei Kerzenschein oder fernab jeder Steckdose Briefe zu tippen, kann dies ebenfalls noch mit einem nigelnagelneuen Gerät tun. Der Hersteller Olympia bietet noch vollständig mechanische Schreibmaschinen an, darunter auch eine schnittige Reisemaschine des Typs Traveller C.

4. Vinyl-Platte und Grammofon

4. Vinyl-Platte und Grammofon
Versprechen nach wie vor einen besonderen Hörgenuss: Schallplatte und Plattenspieler
Der gute alte Plattenspieler ist nicht nur nicht totzukriegen, er erlebt derzeit eine wahre Renaissance. Denn die dazu passenden Scheiben aus Vinyl gelten unter Musikliebhabern als besonders wohlklingend und chic – dies trotz wachsender MP3-Downloads und nachdem die CD der Schallplatte fast den Garaus gemacht hat.
Das Comeback der schwarzen Scheiben ist dabei beträchtlich: Nach Berechnungen von Nielsen Sound haben sich die Plattenverkäufe zwischen 2008 und 2009 verdoppelt.
Und tatsächlich: Mittlerweile werden die Scheiben aus Vinyl nicht mehr nur in Spezialmusikläden mit besonders hipper Kundschaft angeboten. Auch grosse Musikketten bieten Platten an, ja sogar der Onlineladen von Ex Libris führt sie im Programm.

5. Sofortbildkameras

5. Sofortbildkameras
Ist mittlerweile wieder von den Toten auferstanden: die Sofortbildkamera
Als Polaroid vor einem Jahr verkündete, keine Sofortbildkameras und kein entsprechendes Filmmaterial mehr zu produzieren, war die Enttäuschung unter einer meist künstlerisch angehauchten Anwenderschaft gross. Flugs kauften findige Händler die Restbestände auf.
Doch das Aussterbeszenario für die Kameras, die kurz nach der Aufnahme und nach nur wenigen Sekunden Entwicklungszeit fertige Bilder ausspucken, war von kurzer Dauer. Bereits im Frühling 2010 wurde mit der Polaroid 300 wieder eine Sofortbildkamera lanciert. Diese hat sogar noch Konkurrenz erhalten. Auch Fujifilm hat mit der Instax 210 ein vergleichbares System geschaffen.
Trotz Foto-Handys – die mittlerweile qualitativ bessere Bilder liefern als die Polaroid – scheint es also vielen zu gefallen, wenn sie kurz nach dem Drücken des Auslösers am Fotoapparat ein handfestes Bild in der Hand halten können und nicht nur auf eine Sammlung von Pixeln starren müssen.

6. Walkie-Talkies

6. Walkie-Talkies
Modernes Walkie Talkie von Motorola
Eigentlich hätte die Handy-Flut das gute alte Funkgerät ins Technikmuseum verbannen sollen. Aber die Technik lebt munter fort, und dies nicht nur bei einigen CB-Funk-Freaks (Citizen Band). Denn nach wie vor hat diese Art des Kommunizierens seine Vorteile, auch wenn man nicht gleichzeitig sprechen kann. Aber: Walkie-Talkies lassen sich ohne Abogebühren, Prepaid-Karten und Flatrates benutzen. Das Gequatsche mit diesen Geräten ist schlicht gratis und franko.
Kein Wunder sind einige Hersteller und grössere Elektronikfachgeschäfte in der Schweiz dazu übergegangen, Walkie-Talkies zu produzieren und zu verkaufen. Teilweise werden sie sogar zu Spottpreisen ab 30 Franken gehandelt.



Kommentare
Avatar
thom45
03.09.2010
Jedes Handy ist doch auch ein "Fernsprecher" und die sind noch lange nicht ausgestorben. Das Handy ist auch ein Nahsprecher. Das Handy-Doofgequassel im Zug oder Tram lässt grüssen...

Avatar
iRoniPod
04.09.2010
Das Handy ist auch ein Nahsprecher. Das Handy-Doofgequassel im Zug oder Tram lässt grüssen... Leider ja :-/

Avatar
Masche
05.09.2010
Hat denn ausser mir wirklich niemand gemerkt, auch keiner von PCTipp, dass es doch Fernschreiber und nicht Fernsprecher heissen sollte? X5-599 hat wohl recht, wenn er scheibt: "Aber vermutlich ist der Lektor noch immer in den Ferien".

Avatar
pagefault
05.09.2010
Hat denn ausser mir wirklich niemand gemerkt, ...bemerkt schon ;)

Avatar
imho_ch
05.09.2010
Totales Begriffschaos Hier werden verschiedene Techniken total vermischt: Telegraphie: War zu Beginn eine Übermittlung mittels Morsetaste in Morsezeichen (stellt euch dazu den Telegrafisten aus dem Wilden Westen vor), heute wird Telegraphie vor allem noch im Amateurfunkbereich genutzt (es gibt auch Geschwindigkeitswettkämpfe). Einzelne Berufsfunker (Schiffsfunk etc.) beherrschein die Telegraphie noch 1A. Tipps zu Telegraphie: www.htc.ch (Helvetia Telegraphy Club) Telegramm: Ursprünglich via Telegraphie übermittelt. Das Telegramm ist dann die aufgeschriebene Meldung, die per Bote sofort zugestellt wird. Diesen Dienst hat die PTT eingestellt. (die PTT gibt es ja auch nicht mehr, denn heute gibt es: Swisscom Mobile, Swisscom Fixnet, Swisscom Broadcast, die Post) Telex: Fernschreiber mit einem eingeschränkten Zeichensatz, der eine Meldung auf Papier ausgibt und je nachdem auch mit Lochstreifen arbeitet. Man kann eine Meldung z.B. auf Lochstreifen stanzen und sie dann an an mehrere Empfänger übermitteln (Manueller Verbindungsaufbau, dann Meldung übermitteln, dann Manueller Verbindungsabbau). Telefax: Fernkopierer Wir auch noch länger überleben, weil er einfach praktisch ist.

Avatar
pagefault
05.09.2010
Telefax: Fernkopierer Wir auch noch länger überleben, weil er einfach praktisch ist. ist z.B. speziell in Handwerker-Kreisen noch extrem verbreitet, weil immer noch sehr nützlich. Mit einem Fax kann man irgendeinen Fetzen, den man so schnell schnell auf der Baustelle hingekritzelt hat, dem Partner übermitteln, ohne dass man erst eine grosse EDV-Infrastruktur haben muss.

Avatar
Lunerio
05.09.2010
Fax ist auch einfach als das ganze Scannen, PDFs speichern und diese noch zu verschicken. Und falls es wirklich sehr sehr schnell gehen soll, Papiere oben im Fach legen, Nummer eingeben und auf Start. Schon erledigt. :) Wir arbeiten als Bauingenieure und Zeichner (ich bin Zeichner -> Noch in der Ausbildung) und brauchen Fax relativ oft.

Avatar
Masche
27.08.2011
bemerkt schon ;) Bei der Suche nach einem alten Beitrag bin ich auf dieses Thema gestossen. Dabei ist mir aufgefallen, dass der Fehler im kommentierten Artikel nach bald einem Jahr immer noch nicht korrigiert ist. Scheinbar sind pagefault und ich die einzigen, die ihn bemerkt haben. Wenn wir hier schon freiwillig die Aufgabe des scheinbar fehlenden Lektors übernehmen, so sollte auch erwartet werden, dass man von uns nicht einfach ignoriert. :rolleyes:

Das könnte Sie auch interessieren