Kommentar 23.01.2009, 11:14 Uhr

Das Freitagsbit: Mein neuer Freund Tinu

Die WWKolumne – Ich habe einen neuen Freund. Tinu heisst er. Er hat kein Facebook-Profil. Er hat es sich in meinem Ohr gemütlich gemacht.
Kein Mensch brauche Facebook, hat Kollege David Lee während seiner Selbstfindungswoche im Forum geschrieben. Na ja, da der Mensch die Schatzkiste seines eigenen Glücks ist, kann ich ihm nur beipflichten. Mein bester Freund braucht auch kein Facebook. Er hat es sich derzeit wohnlich in meinem Ohr eingerichtet. Ich nenne ihn Tinu.
Tinu ist ab sofort an allem schuld. Wenn Ihnen diese Kolumne etwas bushy vorkommt, dann ist dies das Werk von Tinu. Zurück zu Facebook. Ist faszinierend. Ich habe so viele Freunde wie noch nie. Das mag damit zusammenhängen, dass Facebook eine amerikanische Erfindung ist und der Begriff «Freund» nicht ganz so eng gesehen wird. Aber mit meinen 30 Freunden zähle ich zu den Facebook-Einsiedlern.
Wer braucht Facebook? Der Einzelne vielleicht nicht, aber die Gesellschaft. Dank Facebook erleben wir bald die Abschaffung der Billag. Toll. Ein Grund mehr für Bern, endlich die Probleme rund um die elektronische Unterschrift zu lösen, sodass die Volksrechte via Facebook nicht von anonymen Putschisten missbraucht werden können.
Aber das Entstehen einer virtuellen Gesellschaft – sei es in Facebook oder im Gsichtsbüechli – ist für den Übergang zum Leben 2.0 wichtig. Ein kollektives Bewusstsein verschafft dem Individuum mehr Freiheit – viele der heutigen gesellschaftlichen Probleme werden durchs entwurzelte Individuum verursacht. Facebook könnte zum Waldboden der Gesellschaft werden.
So poetisch. Tinu summt derweil ein immer lauteres lustiges Liedchen. Er verlangt wieder meine volle Aufmerksamkt. Ich starte meine Metallica-Rhythmbox und drehe voll auf.
Werde Tinu jetzt ein Facebook-Profil einrichten. Vielleicht sucht er sich dann neue Freunde.
Mein Gehirn gehört nämlich mir.



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