Flyer ohne Preisangabe 09.10.2023, 10:56 Uhr

Media-Markt gibt klein bei: alles nur «ein Test»

Nun soll alles doch nur «ein Test» gewesen sein, meint Media Markt auf Anfrage vom PCtipp. Ganz zurück rudert der Detailhändler aber nicht. PCtipp mit der offiziellen Stellungnahme des Händlers. Plus unsere Meinung.
(Quelle: Media Markt)
Was bisher geschah: PCtipp berichtete, dass der Händler im gedruckten Mega-Deals-Flyer komplett auf Preisangaben verzichtet hatte. Bilder und Produktbeschrieb waren zwar vorhanden. Statt eines Preisschildes gabs lediglich neu einen QR-Code. Interessierte konnten diesen mit einer auf ihrem Smartphone/Tablet installierten QR-Code-App abscannen, um danach auf der Produktseite von Media Markt zu landen und hier dann eine detailliertere Beschreibung sowie die Preisangabe einzusehen.
Negative Rückmeldungen: Das Feedback zu der Media-Markt-Aktion war, ums mal positiv zu formulieren, recht durchwachsen – zumindest, was die Resonanz im PCtipp-Forum betraf. Hier und hier können Sie das vernichtende Feedback unserer Leser auf den Flyer nochmals durchlesen.

PCtipp bohrt nach

Aus diesem Grund hat PCtipp nun um eine Stellungnahme seitens Media Markt gebeten. Hier unsere Fragen, die wir der Pressestelle zukommen liessen:
  • Welche Gründe führen Sie an, solch einen Flyer zu drucken?
  • Wird in Zukunft Media Markt immer solche QR-Flyer drucken?
  • Was für eine Resonanz haben Sie direkt auf diesen Flyer (von Anwendern, Ihren Kunden und Ihren Verkäufer)
  • Was sagen Sie zu der Resonanz im PCtipp-Forum?
  • Könnten Sie uns ein persönliches Statement geben?
Und hier die offizielle Antwort von Media Markt:
«Guten Tag, danke für Ihre Fragen, auf die wir gerne eingehen:
Stefan Fraude, seit Anfang 2023 CEO von MediaMarkt Schweiz, hat schon im Januar angekündigt, MediaMarkt in Zukunft auf einen «Digital First»-Ansatz ausrichten zu wollen. Um dies umzusetzen, evaluieren wir auch im Marketing fortwährend neue Wege.
Die Schweiz gilt als eines der online-affinsten Länder in Europa. Gegen 70 % der Suchen nach einem Produkt starten online, meist via Smartphone. Der MediaMarkt-Flyer mit QR-Code war deshalb als Test gedacht, um zu lernen, wie offen Kunden für einen QR-Code statt einer Preisangabe sind.
Wir haben den Effekt auf Datenbasis im Detail analysiert und die Ergebnisse entsprachen ungefähr denjenigen Ihrer Leser. Nach dieser detaillierten Beurteilung haben wir deshalb beschlossen, vorerst wieder Preisangaben anstatt QR-Codes in den Flyern anzugeben, die Flyer aber auch mit QR-Codes anzureichern.»
Geläutert: Der aktuelle Prospekt (gültig bis 15. Oktober) wieder mit Preisangaben
Quelle: Media Markt
Gesagt, getan. Das Resultat: Media Markt druckt ihre Flyer, so der aktuelle Prospekt, der bis zum 15. Oktober 2023 gültig ist, wieder mit Preisangaben für die abgebildeten Produkte.

Meinung: astreine Bruchlandung

Daniel Bader, Stv. Chefredaktor PCtipp
Quelle: PCtipp
Auch wir haben selbstverständlich unsere Meinung dazu: Ganz klar, Media Markt wird in Zukunft seinen «Digital-First»-Ansatz vorantreiben. Das ist absolut nachvollziehbar und legitim. Die Frage ist nur, wie, und mit welchen Methoden.
Dass man mit solch einer Aktion eine astreine Bruchlandung hingelegt hat, dürfte wohl der Satz «Wir haben den Effekt auf Datenbasis im Detail analysiert und die Ergebnisse entsprachen ungefähr denjenigen Ihrer Leser (= PCtipp-Leser).» widerspiegeln. Diesen Satz sollte man sich schon noch mal auf der Zunge zergehen lassen.
PCtipp übersetzt ihn mal ganz lieb: «Wir (= Media Markt) haben von Anwendern deutlich zu verstehen bekommen, dass sie solche Flyer, in denen auf Preisangaben verzichtet wird, gar nicht mögen.»
Giessen wir nicht noch mehr Öl ins Feuer! Schliesslich gehört auch immer Mut dazu, etwas auszuprobieren. Gerade bei einem so schnelllebigen und mitunter auf sehr enge Margen ausgelegten Geschäft, und den damit einhergehenden finanziellen Risiken (siehe Steg-Insolvenz). Justieren Händler nicht rechtzeitig nach, um auch Anwender positiv zu überraschen, gerät man mitunter ins Hintertreffen, oder es wird sogar noch brenzliger …

«Digital First»-Ausrichtung bleibt

Ok, es hat nicht ganz so funktioniert, wie man es sich aufseiten von Media Markt erhofft hat. Das ist das eine. Das Ganze aber auch als Fehler einzugestehen, das andere. Wenns auch mit den Worten von Media Markt recht «verschwurbelt» klingt, gibt sich der Multimediahändler geläutert. Er will «vorerst wieder Preisangaben anstatt QR-Codes in den Flyern angeben, die Flyer aber auch mit QR-Codes anreichern.» Das hört sich vernünftig an, obschon es der Händler nicht ganz lassen kann, mit dem QR-Code zu zündeln. Strategisch allemal besser ist es, erst zwei Schritte zurück, und dann wieder einer nach vorne zu machen.
PCtipp bleibt auf jeden Fall am Ball: Denn Media Markt wäre nicht Media Markt, wenn er nicht auch in Zukunft für die eine oder andere Überraschung gut wäre. PCtipp ist gespannt und schaut auch weiterhin genau hin.



Kommentare
Avatar
hape52
09.10.2023
Meines Wissens gilt in der Schweiz generell die Preisanschreibpflicht, was auch für das Internet gültig ist. https://www.kmu.admin.ch/kmu/de/home/praktisches-wissen/kmu-betreiben/etiketten/kennzeichnung-der-preise.html

Avatar
pat999
09.10.2023
„Digital First“ auf Papier?! 😉

Avatar
pat999
09.10.2023
Meines Wissens gilt in der Schweiz generell die Preisanschreibpflicht, was auch für das Internet gültig ist. https://www.kmu.admin.ch/kmu/de/home/praktisches-wissen/kmu-betreiben/etiketten/kennzeichnung-der-preise.html Bitte richtig nachschauen: Wenn Preise in einem Katalog/Prospekt angegeben sind, müssen sie den Vorschriften entsprechen. Ein Händler kann aber auch darauf verzichten.