Kündigung der Kreditlimite 08.09.2023, 16:47 Uhr

STEG Electronics und Mutterhaus PCP.COM-Gruppe vor dem Aus

Heute ist ein trauriger Tag im Schweizer E-Commerce. Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, bleiben STEG Electronics, Techmania, PC-Ostschweiz und BECK PC für immer geschlossen.
Die ganze PCP.com-Gruppe steht vor dem Aus.
(Quelle: PCP.com)
Wer die Webseiten von STEG Electronics, Techmania, PC-Ostschweiz und BECK PC besucht, steht vor geschlossenen virtuellen Türen. Ausser einer Meldung zur Schliessung der Onlineshops ist dort nichts mehr zu sehen. Doch was ist passiert?
«Aufgrund der Besorgnis einer Überschuldung sehen sich die STEG Electronics AG sowie die PCP.CH AG gezwungen, in den nächsten Tagen die Bilanz zu deponieren. Der Auslöser dafür ist in erster Linie die Kündigung von Kreditlimiten durch ein Versicherungsunternehmen. Die Folgen für die Liquidität konnten nicht aus eigenen Mitteln bewältigt werden, und die Suche nach kurzfristigem Ersatz verlief erfolglos», lässt das Mutterhaus PCP.COM-Gruppe wissen.
Die Schliessung umfasst alle 17 Filialstandorte sowie die Zentrale in Schaffhausen. Zusammen mit dem Logistikunternehmen Columbus.net AG, welches ebenfalls betroffen ist, sind in der Schweiz rund 80 Arbeitsplätze gefährdet. Weitere 50 Stellen fallen im deutschen Radolfzell und dem slowakischen Bratislava weg.
Konkret soll ein Kreditunternehmen für die grossen Probleme gesorgt haben. Lorenz Weber, Gründer des Unternehmens, erklärt: «Noch bis vor wenigen Monaten lief es im Unternehmen nach Vorgabe. Es konnte ein positives Jahresergebnis erwartet werden. Innert kurzer Zeit reduzierte ein Kreditversicherungsunternehmen ohne Vorankündigung Kreditlimiten in Millionenhöhe. Im August folgte dann sogar die Auflösung der gesamten Limite von 7 Mio. Franken. Der Entscheid in dieser Höhe und Kurzfristigkeit ist für uns nicht nachzuvollziehen.»
Alle Rettungsmassnahmen sind bis zum jetzigen Zeitpunkt erfolglos geblieben. Das «Swiss IT Magazine» konnte mit Weber sprechen und hat einen ausführlichen Bericht zu den Hintergründen der anstehenden Unternehmensschliessung veröffentlicht.

Offene Bestellungen und Garantien

Viele Kunden der betroffenen Shops fragen sich nun sicher, was mit offenen Bestellungen und Garantieansprüchen geschieht. Bestellungen werden nicht mehr ausgeliefert. Man kann nur hoffen, dass man über den Zahlungsanbieter sein Geld zurückbekommt. Bei der Garantie sieht es wohl etwas besser aus. Hier sollen sich die Kunden an den Hersteller wenden.
Quelle: STEG Electronics



Kommentare
Avatar
kleinbruder
08.09.2023
Schon ein wenig erstaunlich, im Land der Offline-Shopper. (ca. 9 von 10 Produkten werden in Geschäften gekauft) und der mageren Konkurrenz an Retail-CPU-Geschäften... Selber habe ich nur noch DHL-Päckli gebracht, die Mitarbeiter wirkten auf mich unmotiviert und wenig entgegenkommend, gerade als man sah, oh der bringt ein grösseres Päckli vorbei...

Avatar
gucky62
08.09.2023
Da leben wir wohl in einem anderen Land. Im Warensektor in welchem PCP.com mit ihren Marken unterwegs war, ist der Onlinehandel sehr stark verbreitet. Das Klientel ist ja auch IT und Technik-Affin. Die Margen im IT HW Bereich sind ziemlich tief. SW ist deutlich mehr, aber auch nicht merh so wie früher. Auch bei der Consumer-Elektronik sidn die Margen meist nicht sehr hoch. gerade in dem Segment wo sich PCP.com tummelte. Dazu kommt IMHO auch die etwas zu arge Zersplitterung der Marken bei PCP.com. Und eigentlich bewegten sich alle im ähnlichen Kundensegmenten. Da fehlen dann auch Konturen und ein teilweise klares Marketing-Konzept. Digitec/Galaxus hat hier sich stark etabliert und mit der Migros im Rücken massiv expandiert, wie eben auch die gesamte Competec Gruppe deren Endkunden Auftritt & Shop eben Brack.ch darstellt. Das sind gewichtige Konkurrenzen, die oft auch als CH-Importeure fungieren. Das Filialen Konzept von Steg war an sich hilfreich, aber halt auch kostenintensiver. Natürlich auch ein Merkmal der PCP.com Gruppe mit Steg. Schade, aber auch wenn noch Hoffnung da zu sein scheint Investoren zu finden, welche die notwendige Liquidität sicherstellen können, ist das vermutlich illusorisch. Alle Kundengelder werden Teil der Konkursmasse sein und da wird kaum noch jemand etwas zurück erhalten. Da zuesrt viele andere Gläubiger vorher ausbezahlt werden bei einem Konkurs. Und finanzielle Mittel dürften kaum noch vorhanden sein. Schade, aber leider auch der Lauf der Wirtschaft. 🔚 Gruss Daniel

Avatar
kleinbruder
09.09.2023
@gucky62 Da leben wir wohl in einem anderen Land. Gruss Daniel Warum dieser persönliche Angriff? [HEADING=2]Trotz Corona wird weiterhin im Laden eingekauft[/HEADING] Trotz der beschleunigten Digitalisierung gibt es in der Corona-Krise weiterhin viele Produkte, die vorwiegend im Laden und nicht im Internet gekauft werden. Dazu gehören Lebensmittel, die 96 Prozent der Bevölkerung im Laden kaufen. Es folgen Brillen (94% im Laden), Möbel (91%), Autos (90%), Velos (90%), Motorräder (87%), Kosmetik (87%), Schuhe (86%), Geschenke (84%), Elektrogeräte (80%) und Kleider (80%). Durch Brack, Digitec & Co. kaufen Schweizerinnen und Schweizer Elektrogeräte und Computer bereits ziemlich häufig online ein. Trotzdem ist der Offline-Kanal weiterhin wichtiger: 80 Prozent kaufen Elektrogeräte im Laden, aber erst 56 Prozent im Internet. Ähnlich bei Computern: 69 Prozent kaufen noch im Laden, während 52 Prozent auch bereits im Internet Computer kaufen. Quelle: https://www.werbewoche.ch/de/digital/commerce/2021-04-28/online-vs-offline-so-kauft-die-schweizer-bvoelkerung-ein/ [HEADING=2]Im Onlinehandel hinkt die Schweiz hinterher[/HEADING] In puncto E-Commerce belegt die Schweiz im Länderranking allerdings den zweitletzten Platz - gleich hinter Österreich und noch vor Italien. Onlinehandel macht in der Schweiz also einen vergleichsweise geringen Anteil am Gesamtumsatz der Unternehmen aus. Quelle: https://www.it-markt.ch/news/2021-07-06/schweiz-im-eu-weitem-digitalvergleich-internet-top-e-commerce-flop

Avatar
gucky62
09.09.2023
Das war keinesfalls als persönlicher Angriff gedacht. Das Marktsegment welches PCP.com bediehnt und die Kunden sind sehr stark Online-Affin und somit passt diese Aussage, welche bei z. B. Küchengeräten, und vielen anderen Produkten die über alle Produktarten geht, nicht so ganz. Gerade bei IT HW was der Gauptfojus ist, hat der Inlinehandel, den stationären Handel in vielen überholt. Je nach Produkte-Kategorie ist das anders. Aber gerade IT HW & SW sehr stark. Gruss Daniel

Avatar
kleinbruder
09.09.2023
Das Marktsegment welches PCP.com bediehnt und die Kunden sind sehr stark Online-Affin und somit passt diese Aussage, welche bei z. B. Küchengeräten, und vielen anderen Produkten die über alle Produktarten geht, nicht so ganz. Gerade bei IT HW was der Gauptfojus ist, hat der Inlinehandel, den stationären Handel in vielen überholt. Je nach Produkte-Kategorie ist das anders. Aber gerade IT HW & SW sehr stark. Gruss Daniel [HEADING=1]Kannst du bitte ein paar Quellen nennen? Für mich klingt das alles sehr nach "Hörensagen".[/HEADING]

Avatar
Klaus Zellweger
09.09.2023
Gerade bei IT HW was der Gauptfojus ist, hat der Inlinehandel, den stationären Handel in vielen überholt. Je nach Produkte-Kategorie ist das anders. Aber gerade IT HW & SW sehr stark. Aber sowas von. Ich ziehe auch die Aussagen der Werbewoche im Post von kleinbruder in Zweifel. Kurz, ich halte die Zahlen für unrealistisch. Wenn sie korrekt wären, hätte der stationäre Handel „Probleme“, die im Vergleich zur heutigen Situation geradezu paradiesisch anmuten. Stattdessen gibt es in unserer sehr belebten Gemeinde immer mehr „Ladenfläche zu vermieten“, wo vorher ein Geschäft war.

Avatar
ROGEZH
11.09.2023
Steg (PCP.com-Gruppe) ist erst der Anfang !!! Digitec, Galaxus, m-electronic, Brack, Fust, Microspot, Interdiscount, Mediamarkt/Saturn, Steg und einige andere mehr, das kann in der kleinen Schweiz, vor dem Hintergrund der sich rasant entwickelnden Technik, der steigenden Kosten, den sinkenden Margen und der Inflation auf Dauer nicht gut gehen. Bei nur 8,9 Mio. Einwohnern, von denen nur ein gewisser Teil zahlungkräftige IT-Konsumenten sind, ist das ein absolutes Überangebot an Lieferanten. Diejenigen mit sehr vielen (kostenintensiven) lokalen Filialen dürften es besonders schwer haben. Wohl denen, die mit Ihrem Portfolio sehr breit aufgestellt sind (z.B. Haushaltsgeräte, guter Kundendienst, Home-Service, etc.). Das war Steg nicht!