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03.04.2017, 10:10 Uhr
Zu viele Kompromisse: Experte glaubt nicht an Schweizer Mobile Payment
Twint lanciert ihre neue Bezahl-App. Die fehlende Einheitlichkeit und die mangelnde Unterstützung von Apple Pay sei aber schwerwiegend.
Per sofort können Schweizer Bankkunden mit dem Smartphone an diversen Kassen zahlen. Die Entwickler von Twint haben am Wochenende die technische Infrastruktur des gleichnamigen Zahlungssystems aufgeschaltet. Parallel dazu wurden neue Apps für Android und iOS lanciert. Noch im April erscheinen Twint-Apps von UBS und Zürcher Kantonalbank. Bis Mitte Jahr sollen Credit Suisse, PostFinance, Raiffeisen und die Waadtländer Kantonalbank nachziehen. Die Macher von Twint sind damit im Zeitplan.
Ebenfalls wie vor Monaten angekündigt lässt sich Twint an heute 25'000 Akzeptanzstellen zum Bezahlen nutzen. Stand heute sind die bisherigen Twint-Händler dabei, darunter Coop, Interdiscount, Personalrestaurants von Compass, SV und ZfV sowie rund 1400 Poststellen. Daneben wird Twint auch in den Webshops von Brack, Coop@home, Digitec, Galaxus sowie Microspot akzeptiert, so wie bis anhin auch. Über den Rollout von Bezahlterminals oder Scannern bei Denner, Landi/Volg, Lidl und Migros macht Twint heute keine Angabe. Noch im Dezember letzten Jahres hatte Twint-CEO Thierry Kneissler erklärt, mit den Detailhändlern im Gespräch zu sein. Hier gab es offensichtlich keine Fortschritte.
Die heutige App unterstützt wie die beiden Vorgänger Paymit und Twint das Senden von Geld an einen anderen Nutzer (Peer to Peer) sowie das Bezahlen an der Kasse via Bluetooth-Beacon. Auch sind Zahlungen im Webshop mit QR-Code möglich und das elektronische Hinterlegen von Kundenkarten, etwa der Coop Supercard. Neu ist die Funktion, Rabatt-Coupons und Stempelkarten innerhalb der Twint-App zu speichern. Kneissler kündigt an, bei den Funktionalitäten rasch neue Möglichkeiten entwickeln zu wollen. «Twint kann zum Beispiel von anderen Apps aus angesteuert werden und soll bis Ende Jahr direkt Rechnungen bezahlen können», sagt er.
Schweiz, Migros und Apple
Twint liefert heute die Unterstützung von Banken und Handel sowie den Funktionsumfang, den die Entwickler bis anhin angekündigt haben. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die Nutzung der App bleibt kostenlos, erklärt Twint ausserdem. Das hat Twint mit dem grossen Mitbewerber Apple Pay gemeinsam.
Das Konsumentenportal Verivox hat bereits eine Einschätzung zu Twint lanciert: Ein grosser Nachteil sei, dass Twint nur in der Schweiz funktioniere. Aber selbst im Inland lasse sich die App in Migros-Filialen noch nicht nutzen. «Eine Mobile-Payment-Lösung, mit der man im beliebtesten Laden der Schweizer nicht zahlen kann, kann sich nicht durchsetzen», sagt Verivox-Experte Ralf Beyeler. «Verwirren dürfte die Konsumenten auch, dass man je nach Geschäft beim Bezahlen anders vorgehen muss. Ein einheitlicher Prozess wäre jedoch wichtig, damit sich Twint durchsetzen kann.» Dem einheitlichen Prozess stehen diverse technische Barrieren entgegen. Unter anderem blockiert Apple weiter die Nutzung der NFC-Schnittstelle des iPhones für Drittanbieter.
06.04.2017