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18.10.2013, 09:08 Uhr
Unmut zum PS4-Launch Schweiz
Alle Launchjahre wieder: Doch dieses Jahr scheinen Vorbesteller und Fachhändler noch mehr enttäuscht zu sein. Fachhändler Alcom spricht sogar von der grössten Enttäuschung seit 21 Jahren mit Sony als Geschäftspartner.
Fachhändler Alcom zeigt sich auf Facebook enttäuscht über die aktuelle Situation an zugeteilten PS4-Einheiten. Der für Games und Konsolen bekannte Onlinehändler aus Lachen gibt sogar öffentlich seinen Kunden gegenüber zu verstehen, dass man seit 21 Jahren noch nie derart von einem Geschäftspartner enttäuscht wurde. Angeblich habe der Händler anfangs Woche von Sony die Mitteilung erhalten, bis Ende Jahr nur sechs PS4-Konsolen zu erhalten. Alcom spricht sogar wörtlich von einem «Skandal» und von der «Enttäuschung des Jahres». Man habe seitens Alcom keine Fehler gemacht, sei umsatzmässig in den letzten sechs Jahren stark gewachsen und habe immer alle Zahlen korrekt an Sony rapportiert.
Neu ist Deutschland für die Schweiz zuständig
Als Problem nennt Alcom die Umstrukturierung der Sony Computer Entertainment Schweiz: Seit die Strukturen der Schweizer Niederlassung in die deutsche Zentralstelle integriert wurden, seien die Geschäftsbeziehungen komplizierter geworden. Früher wären Alcom zufolge gut 15 Ansprechpersonen in der Schweiz vertreten gewesen im Einkauf, Verkauf, Marketing und weiteren Belangen, was aus Sicht des Händlers Bestellungen und Lieferungen zusätzlich verkomplizierte. Alcom meinte uns gegenüber, es erwecke den Anschein, als habe Sony einzig nur den wirklich grössten Anbietern wie der Coop-Gruppe, Media Markt und unter anderem World of Games grössere Mengen zugeteilt.
Alcom guckt nicht allein in die Röhre
Ob die Anzahl der Hauptanbieter der sich wirklich auf ausschliesslich diese von Alcom genannten Player beschränkt, ist noch unbestätigt, zumal uns natürlich nicht alle Etailer und Retailer sagen wollen, wie viele Stückmengen sie ungefähr zum Launch parat haben werden: Selbst grössere Onlinehändler wie beispielsweise Brack.ch haben uns bestätigt, nur sehr wenige Stück zum Launch zu erhalten.
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Wog erläutert uns die Geschäftspraxis
World of Games erläutert uns die Geschäftspraxis
Michael Wyler von der Wog-Geschäftsleitung erklärt uns, die Zuteilungen der Sony-Konsolen hängen von einem sogenannten Umsatzverteilschlüssel ab. Die genaue Menge, die PlayStation Deutschland der ganzen Schweiz zuteilt, kennt niemand. Geht man angenommen von einer Menge von 5000 bis 10'000 Geräten zum Start aus (bei der Wii U seien es nur deren 1500 für die ganze Schweiz gewesen), wovon zwei Drittel an die Deutschschweiz gehen, werde nach Marktanteil aufgesplittet, abhängig davon, wie viel Hardware der Vorgängerkonsole verkauft wurde. Importiere ein Händler im grösseren Stil (z. B. Digitec nach Wogs Aussage), dann reduziere sich der Wert zusätzlich nochmals deutlich. Der Wog-Geschäftsführer sieht daher in diesem Punkt von Alcom, dass der Händler Tausende Kunden nicht beliefern könne, einen Widerspruch, weil es nicht gerechtfertigt wäre, Sony mangelnde Fairness vorzuwerfen, wenn man – angenommen – über der zu erwartenden Menge verkaufen will. Alcom widerspricht und meint, die genaue Zuteilungsmenge für die Schweiz aus guter Quelle zu kennen, die auch Wog mit Sicherheit kenne.
Was lernen wir daraus?
«Warenmengen werden nach Marktanteil verteilt, das war und ist schon immer so. Ein eher kleiner Händler kann nicht einfach 400 Stück bestellen, wenn er angenommen einen Marktanteil von 5 % hat. Dazu gibt es bei der PS4 eine Hardware-/Software-Ratio. Das heisst: Pro gekaufter Hardware muss Sony eigene Software abgenommen werden. Wenn der Händler damit nicht einverstanden ist, gibt es auch keine Geräte», so ein User auf Consolewars.de. Etwas sehr Ähnliches erklärte uns auch die Konkurrenz von Alcom. Es ist davon auszugehen, dass Sony zum Launch nur gewisse Partner im Boot haben möchte. Bestellt jemand bei seinem bevorzugten Fachhändler, kann er sich demnach (leider) nicht mal sicher sein, ob dieser zum Launch ein Gerät erhalten wird oder nicht. Eine mögliche Folge der Verknappung, so unsere Einschätzung: Einige Händler könnten erst recht versuchen, die PS4 zu importieren, um Bestellungen abzudecken. Die Frage stellt sich: Kann das in Sonys Sinn sein? Sony Deutschland konnte noch nicht zu einer Stellungnahme erreicht werden. Es fragt sich auch, ob Sony Alcom effektiv Zahlen zugesichert hat (europaweit war die PS4 schon Ende Juli ausverkauft). Der Distributor Ingram Micro Schweiz kann uns auf Anfrage zurzeit ebenfalls keine genaue Einschätzung geben, wie die effektive schweizweite PS4-Verfügbarkeit zum Launchtermin aussehen wird.
Autor(in)
Simon
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