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18.12.2014, 12:32 Uhr
Nordkorea, Sony und moderne Kriegsführung
Sony Pictures dreht eine Komödie über Kim Jong Un. Es folgen ein Hackerangriff, Terrordrohungen und Verschwörungstheorien. Grosses Kino oder die Zukunft der Kriegsführung?
Nordkoreas Kim Jong mag Unterhaltung. Nicht aber, wenn das Publikum auf seine Kosten lacht. In der Komödie «The Interview» von Seth Rogen wird der nordkoreanische Despot von US-amerikanischen Attentätern zur Strecke gebracht. Kurz vor dem geplanten Filmstart am 25. Dezember wird Sony Pictures, die Herausgeber des Films, Opfer einer gross angelegten Hacker-Attacke. Ein Zufall?
In ersten Berichten distanzierte sich Kim Jong Un von dem Angriff auf Sony, nicht aber ohne die Angreifer für Ihre Taten zu loben. Die nordkoreanische Regierung schloss es zudem auch nicht aus, dass Anhänger des Staates den Angriff mit eigenen Mitteln durchgeführt haben. Zuvor hatte Nordkorea den Film bereits als «terroristischen Akt» bezeichnet.
Für die USA ist die Schuldfrage dennoch klar: Für sie kam der Angriff klar aus dem Kim Jong Untergrund, wie die New York Times berichtet. Regierungsbeamte wollen erfahren haben, dass Nordkorea zumindest mit den Hackern in Kontakt stand und diese in irgendeiner Form unterstützt habe. Wie genau die US-Beamten an diese Information kamen, ist nicht bekannt. Indessen nahm der Hack bereits terroristische Züge an: Die Gruppe «Guardians of Peace» (GOP), die sich für den Angriff bekannte, warnte US-amerikanische Kinos davor, den Film zu zeigen. Ansonsten drohe ihnen ein neuer 11. September.
Schlechte Malware im Auftrag der Regierung
Über die verwendete Malware selbst ist nur wenig über den Ursprung der Hacker zu erfahren. Laut Christopher Marczewski von Cisco war das Wiper-Virus sehr einfach gestrickt und voller Fehler. Kaum vergleichbar mit staatlicher Malware anderer Nationen. Was jedoch nicht ausschliesst, dass Nordkorea doch seine Finger im Spiel hatte. Mögliche Theorien dazu sind, dass die Nordkoreanische Regierung die Hacker lediglich finanziell unterstützte, diese die Software aber selbst konstruierten. Oder, wie IT-Spezialist und Ex-Marineoffizier Sean Gallagher von Ars Technica korrekt feststellt: Nordkorea konstruierte absichtlich schlechte Malware und verdeckte die staatliche Operation unter dem Deckmantel fanatischer Hacktivisten.
In den Kommentarsektionen verschiedener Newsplattformen und in einschlägigen Foren gewinnt zudem eine weitere Theorie Anhänger: Sony Pictures inszeniert den Hack als Marketing-Gag für «The Interview». Eine Theorie, die jedoch einen groben Haken hat: Private Daten von Tausenden von Sony-Mitarbeitern, inklusive Sozialversicherungsnummern, wurden im Internet veröffentlicht. Ein Schaden, den niemand nur für eine Marketing-Kampagne in Kauf nimmt.
Moderne Kriegsführung
Unabhängig davon, wer wirklich am Hack von Sony Pictures Schuld trägt: Mit einem gezielten Hackerangriff und emotional geladenen Drohungen kann die Welt von heute verändert werden. Nur kurze Zeit nach den ersten Terrordrohungen seitens der Hacker strich Sony Pictures die Segel. Derzeit ist keine Veröffentlichung von «The Interview» geplant. Egal wie weit hergeholt die Terrordrohungen wirklich sind: Ein Unternehmen wie Sony Pictures kann in einer solchen Situation kein Risiko eingehen und muss die Bedrohung ernst nehmen. Das macht sie gleichzeitig angreifbar.
Das Machtgefüge der Welt verschiebt sich langsam weg von reiner Waffengewalt hin zu Daten. In einer komplett vernetzten Welt ist es einfach, den Gegner durch gestohlene Daten zu denunzieren, als in dessen Land einzumarschieren. Gut möglich, dass der Sony-Hack von 2014 einmal als Startpunkt der modernen Cyber-Kriegsführung bekannt wird.
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