News 21.01.2005, 13:45 Uhr

Neue Centrino-Notebooks, gefestigte Dominanz

Intel bringt die zweite Generation von Centrino-Notebooks auf den Markt. Wir zeigen, was sich ändert und werfen eine Blick auf die Bedeutung des Notebook-Marktes für Intel.
Am 19. Januar stellte Intel die zweite Generation der Centrino-Architektur vor. Was die Firma erstmals 2003 unter dem Codenamen "Sonoma" ankündigte, nahm in der Schmuckgalerie Niessing [1] in Münchens Altstadt endgültig Gestalt an: Centrino, zweite Generation. Sie bildet die Basis der Mehrheit verkaufter Notebooks mit drahtloser Netzwerk-Funktionalität (WLAN). Intel bringt damit in den Mobile-Bereich jene Technik, die neue Desktop-PCs bereits ab August 2004 erhielten. Notebooks mit Intels Centrino-Chipsätzen der zweiten Generation enthalten wahlweise PCI-Express [2] , DDR2-RAM [3] , Dolby Digital 7.1 [4] , Serial-ATA [5] sowie die WLAN-Standards 802.11a, 802.11b und 802.11g [6] .
Was bringt die zweite Centrino-Generation?
[7][8][9][10]Mit der zweiten Centrino-Generation findet primär ein technologischer Wandel statt. Den 80er-Jahre-Bus PCI löst PCI-Express ab, DDR1-Arbeitsspeicher verschwindet zugunsten von DDR2, der in die Jahre gekommene Musik-Standard AC97 weicht Dolby Digital 7.1 und das Ende von IDE-Festplatten besiegelt Serial-ATA. Mit dieser technischen Wachablösung geht eine Geschwindigkeits-Steigerung einher. Hannes Schwaderer - Intels Country Manager für die Schweiz, Deutschland und Österreich - verspricht mindestens die gleiche lange Batterie-Laufzeit wie bei der ersten Centrino-Generation. Dies bei gleichzeitig deutlich höherer Leistung des Notebooks.Die Komponenten im Uhrzeigersinn, Start von oben: Intel 915-Chipset (zwei Chips), IntelPRO Wireless Network 2915ABG, Intel Pentium M-Prozessor
Als wichtigste Neuerung halte ich die Integration des 8-Kanal-Musikchips von Dolby (auch unter dem Schlagwort "Intel Hight Definition Audio" bekannt). Das erstemal in der Geschichte der Notebooks wird damit erstklassige Musikwiedergabe möglich. Das Notebook als Heimkino-Ersatz? Ja, ein entsprechend grosser Bildschirm vorausgesetzt. Das Notebook als Game-Station? Ja. Grafikchip-Hersteller ATI [11] und nVIDIA [12] haben bereits Hochleistungs-Chips für PCI-Express-Notebooks angekündigt. Nicht mehr lange und entsprechende Notebook-Flitzer stehen zum Kauf bereit.
Worauf beim Kauf achten?
Ob das neue Centrino-Notbook die Wireless-Standards 802.11a, b und g oder nur 802.11b und g beherrscht, ist zumindest in Europa egal. Achten Sie beim Kauf darauf, dass als neue Notebooks verkaufte Ware ("Centrino 2. Generation" oder "Sonoma" genannt) auch wirklich die neue Technik einsetzt. Das heisst: kaufen Sie keine Modelle mit DDR1-SDRAM, AC97-Soundchip oder IDE-Festplatten mehr. Es sei denn, Sie sind sehr preisbewusst. Denn es wird "neue" Centrino-Notebooks geben, die mit alter Technik bestückt sind. Den verschiedenen Notebook-Herstellern ist es nämlich unbenommen, den neuen Centrino-Chipsatz mit DDR1-RAM, 400 statt 533 MHz Frontside-Bus oder AC97-Soundchip zu verbauen. Darum wird es sicher zu Mischformen kommen. Wer die neuste Technik will, macht um diese Modelle einen Bogen. Alle namhaften Notebook-Hersteller haben bereits neue Centrino-Notebooks im Angebot. So auch die Schweizer Firma Littlebit [13] , die ebenfalls in München vertreten war.
Neue Prozessoren
In den neuen Centrino-Notebooks werkeln vornehmlich die Intel-Prozessoren Pentium M 730, Pentium M 740, Pentium M 760 und Pentium M 770. Gemäss der neuen CPU-Bezeichnung [14] entspricht der Pentium M 730 einer Leistung von 1.6 GHz, der Pentium M 740 einer Leistung von 1.7 GHz, der Pentium M 760 bringt 2.0 GHz auf die Waage und das Spitzenmodell 770 sprintet mit 2.12 GHz. Die GHz-Zahlen sind nur bedingt mit Heim-PCs zu vergleichen. Ein Centrino-Notebook mit 2.0 GHz ist bedeutend schneller als ein Desktop-Computer mit 2.0 GHz.
Execute Disable Bit
In zukünfitigen Inseraten werden Sie bestimmt auf das Schlagwort "Sicherheit durch Execute Disable Bit-Technologie" stossen. Die Sicherheits-Hysterie hat auch Intel erfasst, ist man versucht zu sagen. Bei den neuen Centrino-Prozessoren ist es möglich, eine Funktion im Prozessor per BIOS abzuschalten. Diese Funktion könnte von Virenschreibern ausgenützt werden. Mit dem Abschalten kommen Sie ihnen zuvor. Allerdings funktioniert dies nur dann, wenn das verwendete Betriebssystem dies auch unterstützt. Von den Windows-Versionen schafft dies nur Windows XP mit Service Pack 2. Nach wie vor kommen Sie um einen aktuellen Virenscanner nicht herum. Der Execute Disable Bit-Hype dürfte so schnell wieder verschwinden wie er auftauchte.
Intels Centrino und die Folgen
"Am liebsten würden wir nur noch Notebooks herstellen." Warum dies eine ASUS-Produkte-Managerin unter vier Augen gesteht, wird deutlich, wenn man sich Intels Wirtschaftszahlen ansieht. Im vierten Quartal 2004 stieg der Absatz mobiler Prozessoren laut Mercury Research [15] um mehr als 20 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Es ist das Prozessorsegment mit dem schnellsten Wachstum. Die Analysten von IDC [16] prognostizierten für 2004 ein mehr als doppelt so starkes Wachstum bei den mobilen Prozessoren im Vergleich zu Desktop-CPUs. Intel verzeichnete denn auch einen Rekordabsatz an mobilen Prozessoren.
Der wirtschaftliche Erfolg ist allerdings nur einer der Gründe zur Freude bei Intel. Mit der Lancierung von Centrino gelang dem Chipbauer etwas viel Wichtigeres: seither beherrscht die Firma den Notebook-Markt endgültig nach Belieben. Nicht nur der Prozessor, auch die Konnektivität (WLAN), Grafik (Intel Graphics Media Accelerator 900), Chipsatz (Intel 915GM) und Multimedia (Dolby Digital) kommen aus einem Haus. Indem die Firma von A bis Z alles alleine anbietet, wird es für Konkurrenten zunehmen schwieriger, Gleichwertiges zum selben Preis auf den Markt zu werfen. Intel schaffte es zudem innert kürzester Zeit, das Centrino-Logo als Qualitäts-Siegel für Wireless-Notebooks im Markt durchzusetzen. Nicht zuletzt indem Hotspots [17] mit dem Logo gekennzeichnet werden. Konkurrent AMD hat dem in dieser Sparte nichts Vergleichbares entgegenzusetzen.
Auch wenn sich Intel zur Zeit in einem Hoch befindet und im Bereich Notebooks übermächtig erscheint, zaubern kann auch der Prozessorhersteller nicht. Hannes Schwaderers Vorhersage von letzem Jahr, dass der Formel-1-Rennstall Toyota durch Intels Sponsoring Weltmeister werde, traf nicht ein. Augenzwinkernd verspricht er für dieses Jahr Platz 3. Immerhin.



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