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14.11.2001, 08:45 Uhr
Microsofts Kampf gegen die Softwarepiraterie
Microsoft fordert Schweizer Firmen in einem Brief ultimativ auf, ihre Software und die dazugehörigen Lizenzen auf Vollständigkeit zu überprüfen, das Resultat zu melden und per Unterschrift zu bestätigen, dass alle Programme ausreichend lizenziert sind.
Im Brief bittet Microsoft die Unternehmen "um Ihre Mithilfe bei der Bekämpfung der illegalen Softwarenutzung". Dafür sollen sie eine Bestandesaufnahme der gegenwärtig im Unternehmen installierten Microsoft Programme machen und eine detaillierte Liste an das Softwareunternehmen senden. Verlangt werden Name der Software, die Versionsnummer, die Lizenznummer, die Anzahl Installationen, die Anzahl gekaufter Lizenzen, das Kaufdatum, die Anzahl PC-Arbeitsplätze und der Name des Softwarehändlers, bei dem das Produkt gekauft wurde.
Mit dieser Zusammenstellung sollten die Verantwortlichen noch eine Erklärung einreichen, in der sie per Unterschrift bestätigen, dass alle verwendeten Programme rechtmässig lizenziert sind. Oder aber, dass gar keine Microsoft Software verwendet wird.
Die Daten, so erlaubt der Unterschreibende ausdrücklich, dürfen von Microsoft für Überprüfungszwecke den Fachhändlern in der Schweiz sowie den nicht näher bezeichneten Microsoft Gruppengesellschaften in der Schweiz sowie im Ausland zur Analyse zugänglich gemacht werden.
Microsoft geht sogar so weit, das ganze als Amnestie-Angebot zu verpacken. Wer nämlich feststellt, dass nicht für jeden Arbeitsplatz genug Lizenzen vorhanden sind, kann sich bis zum 30. November melden und kommt ohne Strafe davon. Natürlich müssen dann die fehlenden Lizenzen gekauft werden.
Die Verantwortlichen in den Firmen schlagen Alarm: "Müssen wir uns das gefallen lassen?", möchten sie wissen. Die Antwort ist Nein.
Niemand ist verpflichtet, die von Microsoft geforderten Angaben zu machen. Wer die Erklärung unterschrieben einreicht, bestätigt aber verbindlich, alle eingesetzten Softwarepakete von Microsoft mit genügend Lizenzen versehen zu haben.
Dass Microsoft im Bereich der Unternehmen endlich durchgreifen und dem Wildwuchs von illegal eingesetzter Software ein Ende bereiten will, ist verständlich. Schade, dass der Softwareriese keinen freundlichen Ton für sein Anliegen gefunden hat. Die Verantwortlichen der Unternehmen sind verärgert, die Bereitschaft zur Kooperation deswegen gering.
Microsoft macht diese Untersuchung, weil der Anteil der Schwarzkopien in der Schweiz erstmals wieder zugenommen hat, wie Produktmanager Peter Wermelinger gegenüber dem PCtip erklärte. Der Brief wird insgesamt an 20 000 KMUs gesendet. Bei den angeschriebenen Unternehmen hat Microsoft festgestellt, dass eine Diskrepanz zwischen den Firmendaten und der registrierten Software besteht.
"Im Moment besteht gegen diese Firmen kein Verdacht", versichert Wermelinger. Microsoft wolle bloss die Unklarheiten ausräumen. Der Brief sei als Bitte um Mithilfe zu verstehen. Dass das Schreiben nicht freundlicher formuliert ist, liege daran, dass es sich ja nicht um ein Werbeschreiben handle. Man hoffe aber, dass dies "den Kunden nicht in den falschen Hals kommt".
Wenn die Firmen antworten und sich die Ungereimtheiten auflösen, ist der Fall für Microsoft so weit erledigt. Wird der Brief nicht beantwortet, muss Microsoft weitere Nachforschungen anstellen, sei das nun telefonisch oder mit weiteren Nachforschungen. Entsteht ein begründeter Verdacht, dass tatsächlich Raubkopien im Einsatz sind, könnte Microsoft auf Grund des Urheberrechtsgesetztes Klage einreichen.
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