Kommentar: Informationen als Beta-Version

Microsoft hat Surface vor mehr als vier Monaten angekündigt. Erscheinungstermin ist Oktober. Bis gestern hatte man jedoch noch nicht mal eine ungefähre Vorstellung, wie viel das Ding kosten wird. Eine gute Woche vor dem Verkaufsstart wurden nun die Preise doch noch kommuniziert – aber vielleicht auch nur, weil sie kurz zuvor aus Versehen im Onlinestore aufgeschaltet wurden. Schweizer Preise gibt es hingegen weiterhin nicht, und zwar aus einem einfachen Grund: Man kann Surface in der Schweiz gar nicht kaufen. Vorerst. Das hat man gestern so ganz nebenbei erfahren. Kann man Surface dann später irgendwann kaufen? Wenn ja, wann? Wir wissen es nicht. Microsoft gibt keine Auskunft darüber.

Ich frage mich (und Microsoft): Was ist denn das für eine Kommunikation? Wenn man etwas mit so einem grossen Tamtam lanciert, wollen die Leute doch zumindest wissen, wann, wo und wie sie es kaufen können. Meine Antwort: Das ist eine Kommunikation, die nicht informieren, sondern sich nur im Gespräch halten will. Darum zeigt man uns aus lauter Jux und Trollerei, wie toll Surface als Skateboard ist. Das tröpfchenweise Einträufeln von Pseudoinformation dient einzig und allein der Erzeugung von Aufmerksamkeit. Dies ist ein genereller Trend, der leider nicht nur bei Microsoft zu beobachten ist. Die News-Landschaft besteht im IT-Bereich zu einem immer grösseren Teil aus vagen Ankündigungen, Ankündigungen von Ankündigungen, Gerüchten mit unklarer Herkunft und Vorschau-Videos. Wenn das so weitergeht, gibt es Fakten bald nur noch als unverbindliche Beta-Version.

In unseren gedruckten Publikationen achten wir sehr darauf, dass wir ausschliesslich Produkte vorstellen, die man hierzulande auch kaufen kann; denn die Leserschaft wohnt fast ausschliesslich in der Schweiz. Im Web ist das etwas anders, sodass wir auch gerne einmal über den Tellerrand unserer Landesgrenzen hinaus blicken. Trotzdem: Ob und wann man etwas kaufen kann und zu welchem Preis, das ist nicht irgendeine unwichtige Randnotiz, das ist die Hauptsache. Wer Neugierde weckt, sollte sie irgendwann auch befriedigen, sonst geht der Schuss nach hinten los.