Der Schweizer TV-Streit eskaliert
Kommentar
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Es ist eine komplizierte Geschichte, in welche die beiden Parteien verstrickt sind. Beide haben irgendwie recht, denn beide haben ihren Standpunkt. Für den Kunden ist es klar besser, wenn Teleclub überall das gleiche Programm zu gleichen Konditionen anbietet. Wenn das aber betriebswirtschaftlich nicht möglich ist – dieser Eindruck hat sich bei der Recherche ergeben –, wäre es für Teleclub ein Eigengoal. Zudem muss hervorgehoben werden, dass die Swisscom vor Jahren die Sportübertragung aufgebaut hat, in Zusammenarbeit mit Teleclub. So werden heute von gewissen Ligen alle Spiele übertragen, früher wurden die Spiele einzeln gezeigt. Die Kabelunternehmen haben diese Entwicklung verschlafen, auch weil beispielsweise Cablecom damals andere Probleme (schlechter Kundenservice) hatte. Es ist darum logisch, dass Swisscom Exklusivverträge mit Teleclub hat, die nicht so einfach aufgelöst werden können oder sollen. Falls das geschieht, würden überdies die Preise für die Sportrechte in den Keller gehen.
Natürlich muss auch erwähnt werden, dass die 75-Prozent-Beteiligung von Swisscom zu recht für Stirnrunzeln sorgt. Zumal sie als Staatsbetrieb den Teleclub nicht besitzen darf. Die bisherige Lösung der Swisscom: Teleclub wurde in eine unabhängige Gesellschaft ausgelagert, die sich um die Programmgestaltung kümmert. Die Film- und Sportrechte behält aber Cinetrade, und das sind die wertvolleren Assets. Die Teleclub-Aktien sollen derweil zur Mehrheit von unabhängigen Aktionären gehalten werden. Dass dies geschieht, ist aber nicht ohne Weiteres glaubhaft. Es scheint leichter, Strohmänner einzusetzen. Vor allem, weil die Sportrechte ja eben nach wie vor Cinetrade gehören und die schlussendlich bestimmen, was der Teleclub senden darf. Wer in so einer Situation bei Teleclub einsteigt, wird sich darum zuvor sicher mit Cinetrade und damit auch Swisscom unterhalten haben.
Wer am Ende als Sieger aus der Geschichte hervorgeht, ist nicht absehbar. Die Positionen beider Firmen scheinen jedenfalls verhärtet. Sonst hätten nicht zuerst die Kabler und danach Teleclub eine Klage bei der Weko eingereicht. Denn oft, wenn die Weko eine Untersuchung einleitet, kommen Dinge zum Vorschein, welche die Betroffenen lieber im Verborgenen gehalten hätten. Es kann darum gut sein, dass am Ende beide die Verlierer sind.
Autor(in)
Fabian
Vogt
13.09.2013