Der Schweizer TV-Streit eskaliert
Darum wird gestritten
Darum wird gestritten
Aus den genannten Gründen und weil Swisscom Mehrheitseigentümerin von Teleclub ist, hat die Weko im Frühling eine Untersuchung eingeleitet, die noch läuft. Die Kabelunternehmen brachten anschliessend eine eigene Klage vor und wollten sofort das gleiche Sportangebot wie die Swisscom erhalten. Die Weko wies dieses Begehren ab, führt aber ihre Untersuchung weiter. Zuletzt klagte dann Teleclub selber bei der Weko und warf den Kabelnetzbetreibern Cablecom und Finecom vor, ihre Marktstellung zu missbrauchen, um «unangemessene und diskriminierende Konditionen zu erzwingen». Und die Kabelnetzbetreiber würden verhindern, dass das Teleclub-Angebot in HD ausgestrahlt werden könne. Cablecom nahm die Vorwürfe «mit Verwunderung zur Kenntnis», denn Teleclub verweigere bis heute jegliches Gespräch zur Verbreitung eines gleichwertigen Senderangebots im Bereich Live-Sport. Auch der Vorwurf, dass die HD-Verbreitung durch unangemessene Konditionen verhindert werde, sei falsch. Bisher seien die Diskussionen rein technischer Natur gewesen. Der Versuch eines Ablenkungsmanövers vonseiten Teleclubs betreffend der laufenden Weko-Untersuchung, liege darum nahe, sagt die Cablecom. Swisscom/Teleclub zwinge ihre Kunden dazu, mit überhöhten Monatsgebühren ein teures Monopol zu finanzieren.
So sieht es wirklich aus
Wer die bisherige Berichterstattung und die Positionen der Parteien beobachtet hat, kann zum Schluss kommen, dass Teleclub «der Böse» in dieser Sache ist. Schliesslich sind es die Kunden, die mehr zahlen müssen und nicht auf alle Kanäle Zugriff haben, ausser sie sind bei Swisscom. Doch unsere Recherchen ergeben ein anderes Bild. Hier darum die Vorwürfe und was dahinter steckt.
Vorwurf Nr. 1: Wer übervorteilt wen?
Die Kabelnetzbetreiber finden es unfair, dass sie mehr zahlen müssen. Dazu sagt Teleclub-Verwaltungsrat Wilfried Heinzelmann: «Es ist so, dass uns diese Kabelunternehmen vorwerfen, bei Swisscom würde Teleclub nur 29 Franken kosten, bei ihnen aber 39 Franken. Was sie aber nicht sagen, ist, dass wir bei Swisscom TV für die Verbreitung nur einen Bruchteil davon bezahlen müssen, was wir diesen Kabelunternehmen bezahlen.»
Cablecom-Mediensprecher Andreas Werz gibt nach der Konfrontation mit diesem Statement zu: «Wir wissen nicht, ob wir mehr verlangen, denn wir wissen nicht, was die Swisscom von Teleclub verlangt.»
Zu dem Punkt muss gesagt werden, dass es durchaus möglich ist, dass die Swisscom ihrem Tochterunternehmen bei den Netznutzungsgebühren Preise ermöglicht, mit denen niemand mithalten kann. Darum wäre es wünschenswert, wenn die Parteien ihre Zahlen offenlegen würden.
Telecom-Experte Ralf Beyeler von Comparis hat noch einen anderen Vorschlag: «Es ist unüblich, dass ein Sender dafür zahlt, dass er eingespiesen wird. Mit deutschen Privatsendern gibt es das teilweise bei den Schweizer Werbefenstern. Die Anbieter können ja Werbung verkaufen, darum ist das auch die logischere Lösung. Grundsätzlich aber speist Cablecom viele Sender ein, ohne Geld zu verlangen. Aber bei Teleclub ist das natürlich anders, Cablecom sieht lieber, wenn die Kunden die Cablecom-Pakete statt Teleclub abonnieren. Die beiden Parteien müssten einen Kompromiss aushandeln. Beispielsweise werden die Netznutzungsgebühren reduziert und im Gegenzug können die Kunden Fussballspiele schauen.»
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Autor(in)
Fabian
Vogt
13.09.2013