Kommentar
26.04.2002, 11:15 Uhr
Das Freitagsbit: Weile mit Meile
Die WWKolumne
Schön. Der Bundesrat hat beschlossen: Die Swisscom muss ihren Goldesel, die Letzte Meile, schlachten. Postwendend freuten sich Sunrise, Tele2 und andere über einen möglichen Zugang in die Wohnung des Kunden. Dieser würde, falls künftig nicht nur die Swisscom den Hausanschluss anbietet, nur noch eine Rechnung erhalten.
Das Süppchen wird aber wohl kalt gegessen. Die Swisscom wird sich gegen das Eindringen der Konkurrenz in ihr letztes Monopol erbittert wehren, so dass bis zur Öffnung der Letzten Meile wohl noch Jahre vergehen. Ausserdem haben die Telekomfirmen wohl weniger günstigere Angebote im Bereich Sprachkommunikation im Auge, sondern vielmehr die lukrativen Breitbandzugänge ins Internet. Momentan sind nämlich alle Provider gezwungen, diese bei der Swisscom einzukaufen.
Dass die Öffnung der Letzten Meile nicht unbedingt ein Segen ist, zeigt der Blick nach Deutschland. Laut der Regulierungsbehörde haben es die Konkurrenten in den Ortszugangsnetzen nur auf einen Marktanteil von drei Prozent gebracht. Auf einer Konferenz zog laut einem Bericht von Heise Online Matthias Kurth, der Chef der Behörde, ein negatives Fazit: "In die Letzte Meile wollte niemand investieren".
Der wahre Goldesel ist noch lange nicht geschlachtet: Solange die Konsumenten mit stoischer Gleichgültigkeit hohe Preise und miserable Kundendienstleistungen der Telekomfirmen akzeptieren und masochistisch ihrem Anbieter treu bleiben, verpufft jede Deregulierung wirkungslos.
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