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27.07.2012, 11:56 Uhr
Apple vs. Samsung: Das müssen Sie wissen
Ab Montag kommt es zu einem der meisterwarteten Prozesse der IT-Geschichte: Apple und Samsung tragen ihre Streitigkeiten vor Gericht aus. Worum geht es, um wie viel geht es und welche Auswirkungen kann das Urteil haben? Hier gibt es die Antworten.
Der englische Originalartikel stammt von Martyn Williams, der für den IDG News Service arbeitet.
Wann hat alles begonnen?
Am 15. April 2011 reichte Apple die ursprüngliche Anklage gegen Samsung ein. Samsung wehrte sich nur einige Tage später, die zwei Fälle wurden zu einem zusammengefasst.
Am 15. April 2011 reichte Apple die ursprüngliche Anklage gegen Samsung ein. Samsung wehrte sich nur einige Tage später, die zwei Fälle wurden zu einem zusammengefasst.
Wofür wird gekämpft?
Apple behauptet, die Galaxy-Tablets und – Smartphones würden Kopien von iPad, iPod und iPhone sein. Apple hat eine Liste von Patenten, von denen sie sagen, Samsung hätte sie verletzt. Zudem hat Apple eine Grafik erstellt, die zeigt, wie sich das Design von Samsung-Phones vor und nach dem iPhone geändert haben. Diese Transformation ist laut Apple «die Grundgeschichte unseres Falles».
Samsung behauptet, Apples Anschuldigungen sind allesamt falsch und dass in der Consumer Electronic immer wieder auf ältere Produkte geschaut wird, um sich Inspiration zu holen. Darum hat Samsung seine eigene Grafik erstellt, die zeigen soll, dass Samsung schon vor dem iPhone vollständige Touch-Screen-Phones besass. Samsung will aber auch in die Offensive gehen und argumentieren, dass Apple selbst eine Nummer von Patenten verletzt hat, die Samsung gehören.
Was wollen die Parteien?
Geld und Verkaufsverbote für alle Produkte, die Patente verletzten. Apple möchte 2,5 Milliarden US-Dollar von der Jury als Schadenszahlung. Danach hoffen sie, dass das Gericht diese Summe verdreifachen wird, indem es ein Statut im US-Gesetz nutzt, die es Richtern erlaubt, Strafen zu multiplizieren, wenn jemandem wissentlich Schaden zugefügt wurde.
Samsungs Forderung ist nicht weniger gross: Sie verlangen 2,4 Prozent des Verkaufspreises jedes Produktes, das ihre Patente verletzte. Wenn es gut läuft also 2,4 Prozent auf jedes iPhone und iPad, das Apple bisher verkauft hat.
Samsungs Forderung ist nicht weniger gross: Sie verlangen 2,4 Prozent des Verkaufspreises jedes Produktes, das ihre Patente verletzte. Wenn es gut läuft also 2,4 Prozent auf jedes iPhone und iPad, das Apple bisher verkauft hat.
Steht noch mehr auf dem Spiel?
Wenn man nach weitergreifenden Auswirkungen sucht, könnte der Prozess entscheiden, wo das US-Justizsystem die Linie zwischen Innovation und Kopie zieht. Das würde auch die Debatte über das US-Patentsystem beeinflussen, welches Kritiker für zu liberal halten, wodurch zu viele Patente erteilt werden, was zu vielen unnötigen Gerichtsprozessen führt.
Wer wird als Zeuge aufgerufen werden?
Vermutlich wird es kein Star-Aufgebot geben wie neulich bei Google vs. Oracle, wo die beiden CEOs Larry Ellison und Larry Page in den Zeugenstand traten. Der vielleicht grösste Name auf der Zeugenliste ist hier Apple's Phil Schiller, Vizepräsident des weltweiten Marketings, der auch auf Apple-Konferenzen oft auftritt. Samsung wird unter anderem Richard Howarth aufrufen, einen der Chefdesigner, der am originalen iPhone-Projekt mitarbeitete.
Lesen Sie auf der nächsten Seite: Was wir erfahren werden - und was nicht
Was wir erfahren werden - und was nicht
Was können wir aus dem Prozess lernen?
Einblick in das Geschäftsgebaren zweier der mächtigsten Unternehmen der Welt, angereichert mit Gerüchten und eventuellen unterwarteten Wendungen. So haben wir im Vorfeld des Prozesses bereits gelernt, dass Apple sich für das iPhone-Design Ideen von Sony abgeschaut hat. Oder dass Samsung massenweise E-Mails den Fall betreffend vernichtete, was ausdrücklich verboten war.
Was werden wir nicht lernen?
Die Juristen beider Seiten gingen grosszügig mit dem Rotstift um, als es darum ging, Auszüge aus dem Gerichtsdokument vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Die Nachrichtenagentur Reuters beschwerte sich danach beim Gericht und dieses warnte die Parteien, dass sie davon ausgehen müssten, dass die meisten Dokumente während des Prozesses öffentlich würden. Heute findet eine Vorbesprechung des Prozesses statt an der entschieden wird, welche Themen genau vor Gericht diskutiert werden.
Die Juristen beider Seiten gingen grosszügig mit dem Rotstift um, als es darum ging, Auszüge aus dem Gerichtsdokument vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Die Nachrichtenagentur Reuters beschwerte sich danach beim Gericht und dieses warnte die Parteien, dass sie davon ausgehen müssten, dass die meisten Dokumente während des Prozesses öffentlich würden. Heute findet eine Vorbesprechung des Prozesses statt an der entschieden wird, welche Themen genau vor Gericht diskutiert werden.
Wo findet der Prozess statt?
Am US-Gericht in San Jose, einem unauffälligen Gebäude mitten in der Stadt, die ungefähr 80 Kilometer von San Francisco entfernt liegt. Ein extra Gerichtsaal wird innerhalb des Gebäudes für den erwartet grossen Medienandrang bereitgestellt.
Am US-Gericht in San Jose, einem unauffälligen Gebäude mitten in der Stadt, die ungefähr 80 Kilometer von San Francisco entfernt liegt. Ein extra Gerichtsaal wird innerhalb des Gebäudes für den erwartet grossen Medienandrang bereitgestellt.
Wie kann ich den Fall verfolgen?
Da keine TV-Station Bilder von innerhalb des Gerichtsaals machen darf, ist die beste Möglichkeit, täglich via PCtipp.ch informiert zu bleiben, wir werden über alle interessanten Entwicklungen berichten.
Da keine TV-Station Bilder von innerhalb des Gerichtsaals machen darf, ist die beste Möglichkeit, täglich via PCtipp.ch informiert zu bleiben, wir werden über alle interessanten Entwicklungen berichten.
Wie lange wird sich der Prozess hinziehen?
Er beginnt am Montag, 30. Juli mit der Auswahl der Jury. Beide Seiten werden wohl direkt ihre Eröffnungsstatements geben, wenn die zehn Juroren (aus 75) ausgewählt wurden. Die zuständige Richterin Lucy Koh gab sowohl Apple als auch Samsung jeweils 25 Stunden, um ihren Fall zu präsentieren und hat den Prozess auf 18 Tage angesetzt, den ganzen August hindurch bis Anfang September. Es ist aber noch nicht vorauszusehen, ob die ganzen 18 Tage gebraucht werden.
Er beginnt am Montag, 30. Juli mit der Auswahl der Jury. Beide Seiten werden wohl direkt ihre Eröffnungsstatements geben, wenn die zehn Juroren (aus 75) ausgewählt wurden. Die zuständige Richterin Lucy Koh gab sowohl Apple als auch Samsung jeweils 25 Stunden, um ihren Fall zu präsentieren und hat den Prozess auf 18 Tage angesetzt, den ganzen August hindurch bis Anfang September. Es ist aber noch nicht vorauszusehen, ob die ganzen 18 Tage gebraucht werden.
Wie viel kostet der Prozess?
Das ist schwierig zu sagen. Beide Seiten haben ein ganzes Heer von Anwälten, die nicht ganz billig sind. Apple lässt sich von der Kanzlei Morrison Foerster vertreten, die durchschnittlich 582 US-Dollar pro Stunde verlangt. Samsungs Anwälte kommen von Quinn Emanuel Urquhart & Sullivan, die verlangen sogar 821 Dollar pro Stunde. Sicher ist bereits jetzt, dass der ganze Fall Millionen von Dollar an Strafen kosten wird – und den Steuerzahler Zeit im Gerichtssaal.
Das ist schwierig zu sagen. Beide Seiten haben ein ganzes Heer von Anwälten, die nicht ganz billig sind. Apple lässt sich von der Kanzlei Morrison Foerster vertreten, die durchschnittlich 582 US-Dollar pro Stunde verlangt. Samsungs Anwälte kommen von Quinn Emanuel Urquhart & Sullivan, die verlangen sogar 821 Dollar pro Stunde. Sicher ist bereits jetzt, dass der ganze Fall Millionen von Dollar an Strafen kosten wird – und den Steuerzahler Zeit im Gerichtssaal.
Wäre es also nicht viel einfacher, die beiden Firmen würden eine Übereinkunft finden?
Ja. Sogar Richterin Koh gab zu, «dann zu feiern». Bis Montag haben Apple und Samsung noch Zeit sich zu versöhnen, die Gespräche sind auch am Laufen. Aber US-Nachrichtenagenturen vermelden, dass sich die Parteien dabei eher voneinander entfernen. Dem Mega-Prozess Apple vs. Samsung scheint also nichts mehr im Wege zu stehen.
Ja. Sogar Richterin Koh gab zu, «dann zu feiern». Bis Montag haben Apple und Samsung noch Zeit sich zu versöhnen, die Gespräche sind auch am Laufen. Aber US-Nachrichtenagenturen vermelden, dass sich die Parteien dabei eher voneinander entfernen. Dem Mega-Prozess Apple vs. Samsung scheint also nichts mehr im Wege zu stehen.
Autor(in)
Fabian
Vogt
27.07.2012
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