News 21.01.2011, 11:53 Uhr

Special: Das kann und will Firefox 4.0

Im Februar kommt Firefox 4.0 auf dem Markt. Hier finden Sie alles Wissenswerte zum neuen Browser.
Rekordverdächtig: Bisher waren neun Beta-Versionen von Firefox 4.0 notwendig, ehe sich die Fertigstellung nun so langsam dem Ende nähert - hier gehts zum Download der aktuellesten Version. Wenn alles gut läuft und die Behebung der letzten Bugs problemlos ist, dann kann im Februar die finale Version folgen.
Firefox mag auch ältere Semester
Mit Firefox 4 werden dem Browser viele neue Funktionen auch unter der Haube spendiert. Das fängt bei der Hardwarebeschleunigung an, die künftig für die Darstellung von 3D-Grafiken zuständig ist und dabei wahlweise DirectX (Windows) oder OpenGL (Mac) nutzt. Während Microsoft den Internet Explorer 9 nur für Windows Vista und Windows 7 veröffentlichen wird, spricht Firefox 4.0 alle Windows-Generationen seit XP an. Das gilt auch für die Hardware-Beschleunigung: Je nach Windows-Version erfolgt die Hardware-Beschleunigung via Direct2D, DirectX 9 oder DirectX 10. Nur Linux profitiert derzeit noch nicht von einer Hardware-Beschleunigung, weil die Entwickler hier noch Probleme mit den OpenGL-Treibern für Linux haben, die noch gelöst werden müssen.
Ebenfalls neu ist die Javascript-Engine JägerMonkey, mit der Firefox auch wieder im Bereich Javascript-Geschwindigkeit gegenüber der Konkurrenz aufholen möchte. Aber auch Entwickler profizieren von JägerMonkey, denn mit ECMAScript 5 wird die neue Version der Javascript-Sprache unterstützt.
Flight of the Navigator
In Firefox 4.0 ist die Unterstützung f¨ür WebGL (Web Graphics Library) standardmässig aktiviert. WebGL erlaubt die hardware-beschleunigte Darstellung von 3D-Grafiken direkt via Browser und ohne den Umweg über ein Plug-In gehen zu müssen. Was WebGL leistet, demonstriert Mozilla mit der Technik-Demo Flight of the Navigator. In der Demo kommt nicht nur WebGL zum Einsatz, sondern auch diverse weitere fortgeschrittene Web-Technologien, wie HTML5 Video und Audio API.
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Eine Auswahl der weiteren Änderungen ...

Eine Auswahl der weiteren Änderungen und Verbesserungen unter der Haube:
* Verbesserte Unterstützung für Webschrift-Arten im OpenType-Format
* Unterstützung für die neue Audio Data API
* Unterstützung für das HSTS Sicherheitsprotokoll, das es Seiten erlaubt, Browser dazu zu zwingen, nur über SSL geladen zu werden
* Unterstützung für die HTML5 video buffered-Eigenschaft
* Web-Entwickler können Inhalte über CSS Transitions animieren
* Unterstützung für das Video-Format HTML5 WebM
* Neuer HTML5-Parser
* Unterstützung für Touchevents für Windows-7-Rechner mit Touchscreen
Hinzu kommen viele neue Funktionen, die das Arbeiten mit dem Browser erleichtern und verbessern sollen. Diese neuen Funktionen stellen wir Ihnen auf der folgenden Seite vor.

Neue Funktionen im Detail

Neue Funktionen im Detail
Die Oberfläche von Firefox 4.0 wurde grundlegend überarbeitet und die Tabs sind nun an oberster Stelle positioniert. Die Optik und Bedienung von Firefox 4.0 passt sich besser dem verwendeten Betriebssystem an. Das Menü verbirgt sich hinter einem roten Firefox-Schriftzug links oben im Fenster. Die bisherige Menüzeile ist standardmässig ausgeblendet. Um die Menüzeile einzublenden, drücken Sie die Alt-Taste. Nach einem erneuten Druck auf die Alt-Taste wird die Menüzeile wieder ausgeblendet.
Der neue Firefox-Button oben links ist die wohl auffälligste Neuerung des Mozilla-Browsers. Er vereint die alten Menüpunkte Datei, Bearbeiten, Ansicht, Chronik, Lesezeichen, Extras und Hilfe ordnet sie aber gleichzeitig neu aufgeräumt an. So ist beispielsweise die Private-Browsing-Funktion deutlich schneller zu erreichen. Das Design erinnert dabei stark an Opera.
Sync
Viele Anwender nutzen Firefox nicht nur auf einem Rechner, sondern auf mehreren Rechnern und womöglich auch noch auf mobilen Geräten. Über Firefox Sync können künftig alle Favoriten, Passwörter, Einstellungen, Verlauf und geöffnete Treiber über Mozillas Cloud-Server oder eigene Server hinweg synchronisiert werden. Firefox Sync ist standardmässig abgeschaltet und kann über die Einstellungen im Tab Sync aktiviert werden. Zur Einrichtung ist eine Mail-Adresse und ein Passwort notwendig. Über diese Zugangsdaten können Sie dann auch auf jedem anderen Rechner die Synchronisierung durchführen.
Add-On-Manager
Im Add-ons-Manager (Firefox-Menü, Add-Ons) werden die bereits installierten Add-Ons, Themes (Erscheinungsbild) und Plugins nun übersichtlich und an einer zentralen Stelle präsentiert. Über Add-ons suchen können Sie bequem auf die Suche nach neuen Add-Ons gehen. Der nervige Neustart nach der Installation eines neuen Add-Ons ist weiterhin notwendig (Stand: Firefox 4.0 Beta 9), wobei Mozilla angekündigt hat, diesen Umweg künftig abschaffen zu wollen.
Praktisch: Wenn Sie eine bereits geöffnete Webadresse im neuen Tab eintippen, dann wird in der intelligenten Adressleiste als erster Eintrag Wechseln zum Tab angezeigt, wodurch Sie blitzschnell zum entsprechenden Tab springen können. Der Eintrag wird übrigens auch dann angezeigt, wenn Sie nur einen Bruchteil der URL eingeben.
Die Browser-Tabs lassen sich mit einem neuen Feature, das auf den Namen Firefox Panorama alias Tab Candy hört, sortieren und gruppieren. Dazu klicken Sie auf das Icon Tabs gruppieren ganz rechts in der Tab-Zeile. Sie gewinnen damit einen visuellen Eindruck Ihrer geöffneten Seiten und können diese nach Zusammengehörigkeit sortieren. Beispielsweise alle Tabs, die Bilder enthalten, in einer neuen Gruppe zusammenfassen. Solche Tabs-Gruppen können Sie nach Belieben anlegen und deren Grösse in der Vorschau mit der Maus anpassen.
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dreifach getestet

Benchmark
In Punkto Geschwindigkeit haben in den letzten Monaten Google Chrome, Opera und auch der Internet Explorer 9 deutlich zugelegt und Firefox damit schlecht aussehen lassen. Mit der neuen Javascript-Engine JägerMonkey und Code-Optimierungen will Firefox nun mit der Version 4 wieder aufholen.
Wir haben alle aktuellen Browser einem Benchmark unterzogen und die Geschwindigkeit gemessen. Das Ergebnis: Firefox 4.0 Beta 9 kann im Vergleich zu Firefox 3.6.x ordentlich zulegen. Google Chrome behält aber weiterhin die Tempo-Krone und auch Opera 11 ist teils deutlich schneller als Firefox 4. Hier müssen die Firefox-Entwickler in künftigen Versionen noch deutlich nachlegen.
Acid-Test
Beim Acid3-Test macht Firefox 4.0 (Beta 9) einen kleinen Schritt nach vorne und erreicht nun 97 Punkte (Firefox 3.6.13: 94 Punkte). Die volle Punktzahl (100) stauben derzeit Google Chrome, Opera und Safari ab.
HTML5-Test
Beim HTML5-Test, der die HTML5-Unterstützung des Browsers bewertet, macht Firefox 4.0 (Beta 9) ebenfalls mit 207 Punkte plus 9 Bonuspunkte einen Schritt nach vorne. Firefox 3.6.13 erreicht bei diesem Test nur 139 Punkte plus 4 Bonuspunkte. Damit liegt Firefox 4.0 knapp vor Opera aber deutlich hinter Google Chrome auf Platz 2.
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Vorsicht bei inkompatible Add-Ons

Achtung: inkompatible Add-Ons
Eine neue, grosse Firefox-Version bedeutet für viele Add-Ons auch, dass diese inkompatibel werden und die Entwickler Änderungen durchführen müssen. Das gilt auch für den Sprung von Firefox 3.6.x auf Firefox 4.0. Ausserdem wurden dieses Mal viele Änderungen bei Firefox unter der Haube durchgeführt, die von den Add-On-Entwicklern weitergehende Anpassungen erforderlich machen.
Das Ergebnis: Viele bisher von den Anwendern heissgeliebte Addons und Themes funktionieren derzeit nicht mehr unter Firefox 4.0 (Stand: Firefox 4.0 Beta 9). Oft lassen sich diese Add-Ons auch nicht mittels der Nightly Tester Tools zum Funktionieren bewegen.
Bei Themes sollten Sie den Hinweis ernst nehmen, wenn Firefox 4 Sie warnt, dass das Theme nicht mehr kompatibel zu Firefox 4 ist. Aufgrund der Änderungen bei der Oberfläche müssen auch Themes von deren Erstellern umfassend angepasst werden.
Ansonsten passiert es Ihnen wie uns bei unseren Tests nach der Installation eines inkompatiblen Themes: Die Position des Firefox-Fensters liess sich nicht mehr ändern und auch ansonsten reagierte der Browser nicht mehr auf unseren Wunsch, beispielsweise die Grösse des Firefox-Fensters zu verädern oder es zu minimieren.
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kompatible Add-Ons

Bislang kompatible Add-Ons
Viele beliebte Firefox-Add-Ons sind bereits für Firefox 4.0 angepasst worden. Hier einige Lieblings-Add-Ons des Autors, die Sie bereits unter der neuen Firefox-Version einsetzen können:

* DownThemAll!: Genialer Download-Manager für Firefox, der den Download-Vorgang beschleunigt und Ordnung in die Downloads bringt.
* VideoDownloadHelper: Erlaubt das bequeme Herunterladen von Youtube-Videos auf die lokale Festplatte.
* NoScript: Mit der Sicherheits-Erweiterung NoScript lässt sich Javascript für Websites deaktivieren, auch vorübergehend bis zum nächsten Aufruf.
* Web Developer: Die Erweiterung fügt dem Browser diverse praktische Web-Entwickler-Tools hinzu.
* SpeedDial: Beim Öffnen eines neuen Tabs können Sie eine Übersicht mit ihren Lieblingswebsites einblenden lassen. Genial: Speed Dial zeigt nicht nur einen Screenshot einer Website auf der Übersichtsseite an, sondern aktualisiert diesen auch auf Wunsch regelmässig, damit Sie sofort erkennen können, ob sich etwas auf der Website getan hat. Ausserdem können Sie einen Ausschnitt von der gewünschten Website auswählen, der als Screenshot auf der Übersichtsseite angezeigt und dessen Inhalt ebenfalls regelmässig aktualisiert werden kann. Ideal also beispielsweise für News-Junkies.
* FlashBlock blockiert die Anzeige von Flash-Inhalten per Mausklick
* LastPass ist ein vom Browser unabhängiger und vielseitiger Passwort-Manager mit vielen Extra-Funktionen. So werden beispielsweise auf Wunsch automatisch sichere Passwörter für den Zugang zu einem Dienst generiert und gespeichert. Der Zugang zu allen Passwörtern erfolgt per Master-Passwort.
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das Fazit

Firefox 4.0 steht in den Startlöchern. Das gilt auch für den Internet Explorer 9, der ebenfalls demnächst erscheinen dürfte. Google Chrome 10, Opera 12 und Safari 6 erscheinen auch in diesem Jahr. Damit wird 2011 ein überaus spannendes Browser-Jahr!
Mit Firefox 4 geht Mozilla in die richtige Richtung: Der Browser wird endlich wieder flotter und erhält auch spannende neue Funktionen. Aber die Konkurrenz schläft nicht: Microsoft macht beim Internet Explorer 9 ebenfalls vieles richtig, liefert eine flotte Javascript-Engine, verzichtet auf die Eigenbrödelei der vergangenen Jahre und setzt endlich mehr auf offene Web-Standards. Ein Plus-Punkt bleibt aber für die Konkurrenz: Der Internet Explorer 9 erscheint nur für Windows 7 und Windows Vista. Die grosse XP-Anhängerschaft muss sich nach Alternativen umschauen.
Opera liefert einen tollen Browser nach dem anderen aus, kann sich aber bei den Usern nicht richtig durchsetzen. Dafür sind die Norweger äusserst erfolgreich auf anderen Gebieten: Jeder Nintendo-Ds- und -Wii-Besitzer surft mit Opera und neulich hat Opera einen Pakt mit Sony geschlossen. Sony will Opera künftig mit seinen Internet-fähigen Fernsehern und Blu-Ray-Playern ausliefern. Setzt gar demnächst auch die Playstation 3 auf diesen Browser, wäre dies ein weiterer Erfolg für Opera. Bisher setzt Sony bei der Playstation 3 den japanischen Browser Netfront von Access Co. ein.
Und da ist ja auch noch Google Chrome: Niemandem dürfte entgangen sein, dass Google derzeit massiv die Werbetrommel für den Browser rührt. Googles Angriff gilt eher Firefox als der Konkurrenz. Spannend bleibt also auch die Frage, wie Firefox diesen Angriff verkraften wird. Google kann sich teuere Werbekampagnen schliesslich leisten, während Mozilla weiterhin auf Mund-zu-Mund-Propaganda zufriedener User angewiesen ist.
Unterm Strich sollten Sie auch dann Firefox 4 eine Chance geben, wenn sie Firefox vor einiger Zeit den Rücken zugekehrt hatten, weil Ihnen die Konkurrenz moderner und schneller vorkam. Vieles wird mit Firefox 4 wieder besser. Und in einem Punkt bleibt Firefox weiterhin ungeschlagen: für keinen anderen Browser gibt es so viele Add-Ons, mit denen er sich einfach und schnell aufpeppen, erweitern und personalisieren lässt.
Dieser Artikel stammt von unserem PC-Welt-Kollegen Panagiotis Kolokythas.



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