News 11.01.2016, 11:15 Uhr

Die Megatrends der Consumer Electronics Show

Die Consumer Electronics Show (kurz CES) ist eine der grössten Messen der Unterhaltungselektronik. Wir wagen eine Einschätzung zu den Trends, die sich durchsetzen werden.
An der Consumer Electronics Show (kurz CES) präsentieren mehr als 3600 Hersteller ihre neusten Produkte. Die CES ist der Trendbarometer für das, was in den nächsten Jahren an Unterhaltungselektronik bei den Online- und Fachhändlern feilgeboten wird. Und es ist ein buntes Treiben unter Branchenangehörigen. Denn nicht nur Journalisten sind vor Ort. Auch grössere Händler schicken jährlich eine Fraktion an Einkäufern und Product Managern nach Las Vegas. Jetzt schon werden Kontakte mit den Herstellern geknüpft und man scoutet bereits eifrig nach den neusten Gadgets. Gewinnen kann aber nur letztlich, was wirklich Substanz hat und bei der breiten Masse ankommt. PCtipp wagt eine Einschätzung zu den zentralen Trends.

Die neuen Trends

Stärker noch als im letzten Jahr ist das Thema Virtual Reality in aller Munde. Das Jahr 2016 könnte die Geburtsstunde von Virtual Reality sein. In eine immersive 3D-Welt einzutauchen, wird aber nicht ganz günstig und gewaltige Hardware-Anforderungen an den PC stellen. HDR (High Dynamic Range) findet erstmals Einzug in den TV-Bereich.Dabei handelt es sich um eine Technik aus dem Kamerabereich, die grosse Helligkeitsunterschiede detailreich wiedergibt. Ganz neue 4K-Fernseher erhalten zudem künftig einen Stempel, wenn sie die Grundspezifikationen für Ultra HDerfüllen. Mit dem Internet der Dinge könnte es im 2016 richtig losgehen. In Zukunft soll so ziemlich alles vernetzt sein. Von der Teekanne bis hin zum Fernseher, der auch die Waschmaschine steuern kann. Stärker als Infotainment in der Autobranche dominieren neue Ansätze bei autonomen Autos und Gegenentwürfe zum Tesla-Fahrzeug. Ein wenig in den Hintergrund geraten sind Laptops und Convertibles. Die werden zwar dünner und sparsamer, aber es gab keine überwältigenden neuen Ansätze zu sehen.
In der folgenden Bildergalerie präsentiert Ihnen der PCtipp die Highlights der Messe. Tipp in eigener Sache: Wollen Sie keine Tests mehr verpassen und künftig über Kaufberatungen aktuell informiert werden? Dann können Sie für einen Preis von 27 Franken unser PCtipp-Heft per Digital-Abo erwerben. Die Gültigkeit des Abos beträgt ein halbes Jahr! Zudem kann selbstverständlich jedes neue und ältere Heft hier auch als Einzelausgabe günstig erworben werden.
Lesen Sie auf der nächsten Seite: Geburtsstunde der virtuellen Realität?

Bildergalerie
Gütesiegel für Ultra HD Fernseher mit Ultra HD erhalten künftig ein Gütesiegel. Auch die HDR-Spezifikation soll unterstützt werden. Um den Stempel zu erhalten, müssen Fernseher nicht nur ultrahochaufgelöste Bilder mit 3840 × 2160 Pixeln darstellen, sondern unter anderem auch Farben in 10 Bit ausgeben können und einen Farbraum nach BT.2020 ebenso wie den Standard SMPTE ST2084 EOTF für Videos mit High Dynamic Range unterstützen. Für LCD-Fernseher ist anstelle des HDR-Standards eine Kombination aus einer Helligkeit von mindestens 1000 Nits und einen Schwarzwert von weniger als 0,05 Nits Pflicht

2016: Geburtsstunde der virtuellen Realität?

2016: Geburtsstunde der virtuellen Realität?

Sie wollten schon immer virtuell auf den Mars? Tokio bereisen? Oder links und rechts herannahenden Zombie-Horden ausweichen und dabei Ihre Hände als Waffe benutzen? Dann freuen Sie sich jetzt schon. 2016 dürfte das Geburtsjahr für Virtual Reality werden.
Hat den Autor umgehauen: ein Zombieshooter auf der HTC Vive
Die Facebook-Tochter Oculus VR hat den Preis und die Verfügbarkeit für die lang erwartete 3D-Brille Oculus Rift bekannt gegeben. Seit Mittwoch ist das Gadget vorbestellbar, jedoch nur in 20 Ländern (die Schweiz ist nicht dabei). Eintauchen in die virtuelle Realität kann man ab 599 US-Dollar frühestens im März, wenn man zu den glücklichen Frühvorbestellern gehört. Der Lieferumfang beinhaltet nebst der Rift einen Xbox One Controller, das Actiongame «Lucky's Tale» und das Weltraumballerspiel «Eve Valkyrie». Den eigenen Controller Oculus Touch hat die Firma auf das zweite Halbjahr verschoben.
Die Oculus Rift ist inzwischen vorbestellbar inklusive Xbox Controller und zwei Spielen - allerdings nicht für die Schweiz
Allerdings muss dann die PC-Hardware auch noch stimmen. Mindestens eine GeForce GTX 970 oder AMD Radeon R9 290 muss es sein. Das ist gegenüber Standard-PC-Game-Anforderungen laut Nvidia eine siebenmal höhere Spezifikation. HTC hat sein Konkurrenzprodukt HTC Vive zuvor auf Februar zur Vorbestellung angekündigt. HTC kooperiert mit dem Gaming-Plattformbetreiber Steam und lässt sein Headset im April auf die Gamer-Gemeinde los. An der letzten Entwicklerversion Vive Pre, die HTC an der CES gezeigt hat, wurden vor allem Optik und Tagekomfort nochmals ein wenig verbessert.
Kommt im April: die HTC Vive (Bild: Vive Pre)
Darüber hinaus wartet man noch immer mit Spannung auf Sonys «PlayStation VR»-Brille, die irgendwann im zweiten Halbjahr 2016 auf den Markt kommt. Kaz Hirai, Sonys CEO, sagte der BBC in einem Videointerview, dass schon mehr als 100 Titel unterwegs sind und über 200 Programmierer für PlayStation VR entwickeln. Auch Palmer Lucy, Chef von Oculus VR, verkündete vor vier Tagen auf Reddit, dass gegen Ende Jahr mindestens 100 Spiele, davon 20 Oculus-eigene Titel, auf dem Markt sein werden. HTC gab sich diesbezüglich uns gegenüber noch ein wenig bedeckt. Von mindestens sechs Launch-Titeln ist jedoch auszugehen.
Dürfte sich bei Spielern breiter durchsetzen - oder auch die Spielentwicklung vorantreiben: PlayStation VR
PCtipp meint
Virtual Reality hat die Diskussion schon im letzten Jahr angeheizt. Die grossen Player haben es strategisch darauf angelegt, nach der zehnjährigen Konzeption den Markt am besten gleich gemeinsam zu betreten. Nebst dem hohen Preis stehen aber noch einige Herausforderungen bevor. So gibt es zum Beispiel noch keinen drahtlosen HDMI-Übertragungsstandard für die hohe Auflösung. Erste Inhalte, auch von der HTC Vive, sehen vielversprechend aus und machen schon jetzt Lust auf mehr. Bis die grossen Player aus der Film- und Gaming-Industrie einen grösseren Anwendungsbereich abdecken, wird aber noch mindestens ein Jahr verstreichen. Breiter ankommen bei der Gamer-Gemeinde, wenn auch nicht in ganz so scharfer Auflösung, dürfte Sonys VR-Brille. Der Grund ist naheliegend: Viele Spieler haben schon eine PlayStation 4 zu Hause, aber nicht das Budget für die nötige High-End-Hardware, die es für den PC braucht.
Nächste Seite: Klareres 4K, aber neue kryptische Begriffe

 Klareres 4K, aber neue kryptische Begriffe

Klareres 4K – aber neue kryptische Begriffe

Wie im letzten Jahr gibt es auch dieses Jahr neue 4K-Fernseher zu sehen. Aber sind 4K bzw. UHD bereits wieder veraltet? Die TV-Hersteller scheinen immerhin endlich erkannt zu haben, dass sie Kunden und Partner mit ihren zahlreichen kryptischen Begriffen nur verwirren. Ein gutes Zeichen: Hersteller wie LG, Samsung und Sony haben sich zusammengetan und eine Allianz gegründet. Ein «Ultra HD Premium»-Logo soll künftig die Unterstützung verschiedener Standards unter einen Hut bringen.
Geräte und Dienste mit diesem Logo versprechen künftig bestmögliche Bild- und Audiowiedergabe
Aber die Messlatte liegt hoch: Um diesen Stempel zu erhalten, müssen Fernseher und künftige 4K Blu-ray Player nicht nur ultrahochaufgelöste Bilder mit 3840 × 2160 Pixeln darstellen, sondern unter anderem auch Farben in 10 Bit ausgeben können und einen Farbraum nach BT.2020 sowie den HDR-Standard unterstützen oder Letzteres alternativ mit gewissen Mindestleuchtdichten erreichen.
HDR ist eine Technik aus der Digitalfotografie, mit der sich durch einige Kniffe noch dynamischere Dunkel- und Helligkeitsbereiche aus einem Bild erzeugen lassen, wozu heutzutage auch bessere Smartphones in der Lage sind. In der Praxis, auf die Fernseher angewandt, strahlen die Farben noch kräftiger. Auch schattige Bereiche zeigen mehr Details.

Der erste 8K-Fernseher

Als wäre das nicht genug, hat LG bereits einen ersten serienreifen 8K-Fernseher mit einer Gewaltsdiagonalen von 98 Zoll vorgestellt, der in der zweiten Jahreshälfte auf den Markt kommt. Allerdings gibt es dafür noch keine Inhalte.
LG hat ein 98-Zoll-TV-Monster mit 8K vorgeführt, das schon serienreif sein soll
Höhere Helligkeitswerte wollen die TV-Hersteller mit verschiedenen Ansätzen erreichen. Samsung wirbt derweil fleissig weiter mit seiner «SUHD»-Technik. Eine spezielle Diffusorfolie aus Nanokristallen (Quantum Dots) erzeugt die weissen Lichtquellen. Das Resultat ist ein grösseres Farbspektrum als bei üblichen LCD-TVs mit LED-Hintergrundbeleuchtung. Auch OLED ist nicht ins Abseits geraten: Nicht weniger als acht solche Fernseher hat LG vorgestellt, die sich zwischen 55 Zoll und 77 Zoll bewegen und nur 2,57 mm dünn sind. Ausserdem haben Panasonic und Samsung die ersten 4K Blu-ray Player angekündigt. Erste Geräte sollen schon im März auf den Markt kommen. Indes tauchen dieser Tage bereits die ersten Ultra HD Blu-rays auf Amazon.com auf.
Sie kommen doch noch: die ersten 4K Blu-ray Player
PCtipp meint
Im Vergleich zu Full-HD-Fernsehern verbreiten sich UHD-Fernseher viel schneller. Samsung dürfte schon in diesem Jahr keine Full-HD-Geräte mehr anbieten. Dafür kann man sich nun langsam aber sicher ein Upgrade auf Ultra HD überlegen, wenn ein neuer TV-Kauf bevorsteht. Mit den Inhalten gehts so langsam voran. Streaming-Anbieter wie Netflix stellen mehr Serien und Filmangebote bereit, auch Sony Pictures hat einen ersten 4K-Film-Streaming-Dienst auf den Sommer angekündigt. Eines ist sicher: Streaming-Anbieter und Filmstudios geraten nun erst recht unter enormen Druck, mehr Inhalte anzubieten.
Nächste Seite: Die Zukunft des Autos

Die Zukunft des Autos

Noch mehr Connected Car und Konkurrenz für Tesla

Insgesamt über 150 Aussteller aus der Autobranche waren in Las Vegas vertreten. Nach dem Abgasschlamassel nimmt VW die CES zum Anlass, sich vor Ort bei den Amerikanern zu entschuldigen. Nicht von ungefähr kommt es, dass auch VW in der Ära der Elektromobilität einen neuen Anlauf nimmt. Der 2019 erhältliche «Budd-e» soll den legendären VW-Bus (Bulli) neu interpretieren. Für ordentlich Pferdestärke (306 PS) sorgen zwei Elektromotoren auf der Vorder- und Hinterachse. Im Innern soll sich die grösste Neuheit verbergen.
Der autonome Budd-e von VW ist vollelektrisch unterwegs
Natürlich standen auch in diesem Jahr wieder die Themen Vernetzung und autonomes Fahren im Vordergrund. Elektrowerkzeughersteller Bosch hat einen Konzeptwagen vorgeführt, innerhalb dessen sich sämtliche elektronische Displays der Umgebung des Fahrzeugs anpassen. Der Fahrer soll mit Augenbewegungen die gekrümmten Displays steuern können. Ein neu entwickelter Touchscreen reagiert mit haptischen und akustischen Signalen, damit der Fahrer beim Bedienen noch weniger abgeklenkt ist.
Bosch präsentiert: Armaturenbrett der Zukunft?
Auch die Schweizer Firma Rinspeed war vertreten, die sonst ihre neuen Entwürfe primär dem Genfer Autosalon widmet. Im Selbstfahrmodus faltet sich das Lenkrad beim «Etos» auf Knopfdruck zusammen, damit sich der 21,5-Zoll-Curved-Monitor darüber schieben kann, um Infotainment-Inhalte geniessen zu können. Acht HD-Aussenkameras überwachen das Fahrzeugumfeld im Aussenbereich. Wem das nicht genug ist und er auf dem Heimweg noch etwas aus dem Internet bestellen will, kann eine Drohne rausschicken, die dann wieder auf dem Dach mit seinen 12'000 LEDs landet. Unter dem Konzeptauto verbirgt sich ein BMW 8i.
PCtipp meint
Nach unseren Schätzungen wird es noch mindestens drei bis fünf Jahre dauern, bis sich selbstfahrende Autos allmählich durchsetzen. Das denken wir zumindest nach einer ersten Testfahrt. Auch Swisscom interessiert sich für die Anforderungen an die Digitalisierung des Strassenverkehrs. Eine Herausforderung wird es auch sein herauszufinden, welche Daten das ganze System braucht, um beispielsweise bei schwierigen Wetterbedingungen die Sensoren nicht negativ zu beeinflussen.
Nächste Seite: Smart Home oder IoT of Nonsense?

Smart Home oder IoT of Nonsense?

Smart Home oder IoT of Nonsense?

Nicht erst seit diesem Jahr heisst es an der CES, Gegenstände müssen smart werden. Allerdings darf man sich immer wieder fragen, was davon alles sinnvoll ist und wie sich gewisse Hersteller ihre Zielgruppe vorstellen. Vernetzte Audiolösungen wie Bluetooth-Lautsprecher oder Multi-Room-Systeme und TV-Streaming-Adapter sind längst bei den Verbrauchern angekommen. Viel Kurioses gabs auch wieder in diesem Jahr zu sehen: So hat etwa Samsung den schwer aussprechbaren «Family Hub Refigerator» ins Leben gerufen: ein Kühlschrank mit einem Riesen-Tablet. Kameras im Innern erkennen, wann ein Produkt abläuft oder was man im Laden per App einkaufen soll.
Gewusst? Samsung baut auch Kühlschränke und an diesem klebt ein Riesen-Tablet
Noch gibt es keinen Preis für dieses Ungetüm. Derselbe Hersteller hat angekündigt, seine Fernseher zum zentralen Hub für das vernetzte Zuhause zu machen. Also wird man bald von der Couch die Waschmaschine über den Fernseher steuern können. Natürlich gab es auch sonst wieder allerlei schräge Gadgets zu sehen, wie z.B. smarte Schuhsolen, welche die Schritte aufzeichnen und den Träger stets über verbrauchte Kalorien oder den Abnutzungsgrad auf dem Laufenden hält.
Braucht man das? Eine Schuhsole, die ein Bewegungsprofil aufzeichnet ...
PCtipp meint
Nicht jedes Gadget braucht eine ständige Internetverbindung. Die Industrie horcht spätestens dann auf, wenn wieder Berichte zu gehackten Barbiepuppen oder WC-Schüsseln kursieren. Allerdings zeichnet sich ein Trend ganz deutlich ab – und das ist das Smart Home!

Bildergalerie
Gütesiegel für Ultra HD Fernseher mit Ultra HD erhalten künftig ein Gütesiegel. Auch die HDR-Spezifikation soll unterstützt werden. Um den Stempel zu erhalten, müssen Fernseher nicht nur ultrahochaufgelöste Bilder mit 3840 × 2160 Pixeln darstellen, sondern unter anderem auch Farben in 10 Bit ausgeben können und einen Farbraum nach BT.2020 ebenso wie den Standard SMPTE ST2084 EOTF für Videos mit High Dynamic Range unterstützen. Für LCD-Fernseher ist anstelle des HDR-Standards eine Kombination aus einer Helligkeit von mindestens 1000 Nits und einen Schwarzwert von weniger als 0,05 Nits Pflicht


Autor(in) Simon Gröflin



Kommentare
Es sind keine Kommentare vorhanden.