ReplayTV 14.09.2022, 10:14 Uhr

Ab 4. Oktober gibts wieder Werbung im Fernsehen

Ab dem 4. Oktober gibts auch im Replay-TV wieder Werbung, die man nicht überspringen oder überspulen kann. Wer das nicht will, muss tief in die Tasche greifen.
(Quelle: Shutterstock)
Es war das Erfolgs- und auch Überlebens-Rezept des linearen Fernsehens, dass es eigentlich nicht mehr linear war. Wer ein TV-Abo bei einem Schweizer Provider hatte, konnte in der Regel einfach alle Inhalte mit einem Knopfdruck aufnehmen. Vorab, ohne Videokassette wie früher, einfach auf der Box – und es sich anschauen, wenn man Zeit und Lust hatte. Das Beste: Die Werbepausen entfielen, weil man einfach vorspringen konnte. Das fällt bald weg. 
Denn weil der Effekt für die Werbetreibenden so wegfiel, sparten sie sich das Geld für Werbespots im Fernsehen – und für die Sendeanstalten brach eine essenzielle Einnahmequelle weg. Nun haben sich die Provider auf ein neues Preismodell geeinigt. Ab dem 4. Oktober gibt es mehrere Stufen des Replay-TVs. Entweder bleibts bei den bisherigen Preisen – dann gibts aber die altbekannten Werbeblöcke. Auch dann, wenn man sich die Inhalte zeitversetzt anschaut. Oder aber man verzichtet auf Werbung – gegen eine Extragebühr.
Entscheidet man sich für die preiswertere Werbevariante, gibt es drei Werbeformen: ein kurzer Spot, bevor das Programm beginnt, die sogenannte Start-Ad, wie man sie etwa von YouTube kennt. Dann eine unbewegte Werbung, die eingeblendet wird, wenn man Pause drückt – und nicht zuletzt der altbekannte Werbeblock mit zwei bis drei Spots, der dann eingeblendet wird, wenn man vorspulen möchte. 
Wie das ganze finanziell aussehen wird, ist noch nicht klar. Die Provider sind in ihrer Preisgestaltung frei. Einzig bei Salt zahlten Kunden bereits seit Mai 3.95 Franken monatlich für werbefreies Replay-TV. In der Deutschschweiz sind ein grossteil der privaten TV-Sender mit von der Partie, einzelne steigen allerdings erst im Jahr 2023 ein. 

PCtipp meint

Hinsichtlich der wegfallenden Einnahmen ist die Strategie zwar irgendwo nachvollziehbar. Ob es allerdings eine nachhaltige Lösung ist, darf bezweifelt werden. Besonders bei jüngerem Publikum hat das klassische Fernsehen ohnehin einen sehr schweren Stand – werden die Streaminganbieter à la Netflix oder Disney+ immer zahlreicher und preislich einigermassen attraktiv. Wenn beim klassischen Fernsehen jetzt die Werbefreiheit wegfällt, dürfte das nochmals für einen quantitativen Rückgang der Zuschauerzahlen sorgen.



Kommentare
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Holzbock
14.09.2022
Das wird früher oder später einschneidende negative Folgen für die Branche haben. Überall wird versucht, einem unerwünschten Werbeschrott aufzuzwingen: Zuerst wurden die Briefkästen und Postfächer mit einer Prospektflut zugemüllt, und man konnte sich nur mit den bekannten Klebern wehren. Also versuchte die Post, solche Kunden entweder umzustimmen oder subtil zu "bestrafen". Als Nächstes folgte adressierte Werbung, die man auch nur mit Aufklebern und konsequenter Rücksendung sowie einem Antrag auf Adress-Sperrung bekämpfen konnte. Der neueste Schwachsinn an dieser Front ist die von aussen sichtbare Klappenwerbung an den Briefkästen, dank der jeder Möchtegern-Einbrecher von weitem erkennt, wer nicht zuhause ist und deshalb ungestört "besucht" werden kann. Ein weiteres Beispiel sind die (Sonntags-)Zeitungen, die kiloweise mit idiotischen Hochglanzbeilagen befüllt sind, die vermutlich in 90 Prozent aller Haushalte direkt auf den Altpapierstapel herausgeschüttelt werden. Die nervigen YouTube-Einblender wurden schon im Artikel erwähnt - auch da ist der einzige Effekt der, dass man sich über den Werbetreibenden nervt und ungeduldig auf die "Überspringen"-Schaltfläche wartet. Und nun also der klägliche Versuch, die beliebte Replay-Funktion im klassischen Fernsehen zu unterdrücken... Auch diesen Gesslerhut der Werbewirtschaft werde jedenfalls ich nicht grüssen - wegschauen oder aufs WC gehen oder mir einen Drink holen wird das Mindeste sein, was ich dagegen unternehme. Übrigens: Ich schätze den PCtipp zwar sehr, aber dass ich seit Tagen rechts penetrant aufpoppende Einblender mit italienischen Unterwäschegirls wegklicken muss, macht mich eher sauer und verleitet mich als "alten weissen Mann" garantiert nicht dazu, das Zeugs zu kaufen... ;-)

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flacocuchento
15.09.2022
Bei Sunrise (ehemals Cablecom, resp. UPC) wird der Spassverderber ganze CHF 7.90 pro Monat kosten! Das ist mir zuviel. Für das Geld abonniere ich schon fast einen Streamingdienst. Glücklicherweise sind die meisten teilnehmenden Sender nicht so mein Ding.

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outback673
15.09.2022
Nachhaltig ist anders ... oder glauben die Werbetreibenden wirklich, dass man ihnen günstig gesinnt ist und sich für ihre Produkte interessiert, wenn man sie zwangsweise aufs Auge (buchstäblich ...) gedrückt bekommt. Mir löscht jede Zwangswerbung, die ich erdulden muss, nur einfach ab und erzielt eine Abneigung gegen den Werbetreibenden. Ich habe zeitversetztes TV abonniert, und nicht Werbung! Ich wünsche allen Anbietern, dass möglichst viele Abonennten abspringen werden, TV stirbt ohnehin aus, da sind solche Zwangswerbungen nur noch die Totengräber dafür. Ich jedenfalls schaue mich um, nachdem, entgegen anderslautender Information, auch Zattoo offenbar beim Premiumabo Zwangswerbung schaltet. Es gibt ja noch die Senderportale, da wird man schnell fündig. Am Ende ist das für die TV-Anbieter und die Werbetreibenden wohl ein Schuss in den Ofen...:mad:

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Poldi
15.09.2022
Ich habe keine Probleme mit dieser Zwangswerbung. Schweiz, Deutschland und Österreich bieten mit ihren öffentlich-rechtlichen Sendern genug Sendungen ohne Werbung, sodass ich auf die Privaten total verzichten kann.

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Hilarius
15.09.2022
Ich bin ja gespannt, was mein alter Videorecorder Jahrgang 2015 oder der USB-Recorder dazu meinen. Ich hoffe sonst, dass es Recorder/Konverter geben wird, die das Signal irgendwie «analog-isieren» die Codierung rauswerfen und wieder digitalisieren (vereinfacht gesagt). 👆 Fortsetzung folgt.