Ärger mit Kartellamt 12.10.2022, 07:10 Uhr

Meta schliesst deutsche Nutzer aus seinem Metaverse aus

Seit 2020 gilt ein Verkaufsstopp für VR-Brillen des Meta-Konzerns in Deutschland. Dies soll auch für die neu erwartete Meta Quest Pro gelten. Hintergrund sind Bedenken des Bundeskartellamtes gegen eine Vormachtstellung des Meta-Konzerns im Metaverse.
(Quelle: Shutterstock / Rafapresss)
Glaubt man Tech-Auguren, wird das neue Virtual-Reality-Headset Meta Quest Pro ein Knaller: Leicht zu tragen, einzigartige Qualität – ein echter Gamechanger und wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer breiten Akzeptanz des Metaverse. Nur nicht in Deutschland.
Denn nach einem Bericht des «Handelsblatt» wird Meta die neue VR-Brille in Deutschland nicht ausliefern. 2020 stellte die Facebook-Mutter den Vertrieb von VR-Endgeräten hierzulande als Reaktion auf ein Missbrauchsverfahren des Bundeskartellamts ein – und auch die neue Wunderbrille soll davon betroffen sein.
Grund für die Bedenken von Kartellamtschef Andreas Mundt: Jede Quest-Brille benötigt einen Facebook-Account, ohne kann der Besitzer sie nicht sinnvoll anwenden. Mundt sagte 2020 dazu: «Diese Verknüpfung zwischen Virtual-Reality-Produkten und dem sozialen Netzwerk des Konzerns könnte einen verbotenen Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung durch Facebook darstellen.»

Harte Haltung des Kartellamtes

Diese harte Haltung verwundert, denn auch Apple verlangt von jedem iPhone-Käufer einen Apple-Account, und ohne Google-Account macht ein Android-Smartphone nicht viel Freude. Andererseits nimmt Facebook bei VR-Headsets eine besondere Führungsposition ein. Seit der Übernahme des VR-Technologieführers Oculus im Jahr 2014 hat sich der Vorsprung von Meta auf den Wettbewerb vergrössert. Experten schätzen, dass Meta-VR-Brillen heute einen weltweiten Marktanteil von 80 Prozent haben.
Nach Lesart von Meta-Chef Mark Zuckerberg wird seine Vision des Metaverse eine virtuelle Welt sein, zu deren Nutzung eine VR-Brille zwingend dazugehört. Durch den Vertriebstopp von Quest-Brillen in Deutschland sperrt Zuckerberg deutsche Kunden quasi vorsätzlich aus seiner Version des Metaverse aus.

Brillen aus dem EU-Ausland?

Inwieweit dieser Vertriebsstopp dauerhafte Auswirkungen auf die Verbreitung des Metaverse haben wird, bleibt abzuwarten. Solange sich das Missbrauchsverfahren gegen Facebook nicht auf die gesamte EU ausweitet, dürften Kunden, denen eine Kopplung zwischen Brille und Account nichts ausmacht, keine grossen Probleme haben, sich das begehrte Stück bei einem Händler aus dem europäischen Ausland zu beschaffen. Fraglich ist auch, ob Meta seine Metaverse-Angebote nur für Nutzer öffnet, die die hauseigene Hardware gekauft haben – wie es etwa Apple tut – oder ob das Meta-Metaverse für alle offen steht, die irgendein VR-Device besitzen. Das wäre ein Weg, wie wir ihn von Google und Amazon erwarten würden. 
Entscheidend dafür wird sein, woher die Erlösströme kommen sollen, die das Metaverse finanzieren. Ein Walled Garden à la Apple würde eher auf Erlöse aus Hardware-Verkäufen und Mitgliedsbeiträgen setzen, ein offenes Modell würde sich eher aus Werbeerlösen und Verkaufsprovisionen speisen.

Frank Kemper
Autor(in) Frank Kemper



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