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14.09.2012, 07:11 Uhr
Die fünf unglaublichsten Web-Innovationen
Das Internet ist vor allem eines: eine riesige Informationsquelle. Dabei kann es aber noch weit mehr: Es baut Autos, vermittelt Jobs und erkennt Ihre Wünsche – im Voraus.
Die fünf unglaublichsten Web-Innovationen könnten unterschiedlicher kaum sein. Die erste erlaubt es jedem, über das Aussehen und die Technik eines neuen Autos abzustimmen. Bei diesem Dienst nehmen Sie Einfluss auf ein komplett neues Produkt. Bei einer anderen Web-Innovation wird Ihr Leben durchleuchtet und mit dem Ziel analysiert, Ihre Wünsche zu erkennen, bevor Sie davon wissen. Denn nur dann kann Ihnen die Industrie mehr neue Waren verkaufen …
1. Die Open-Source-Gemeinde baut ein Auto
Die US-amerikanische Firma Local Motors mit Sitz in der Nähe von Boston ist die erste Open-Source-Company, die ein Auto entwickelt hat. Herausgekommen ist ein Off-Road-Wagen, der auf den Namen Rally Fighter hört. Er sieht aus, als würde er die Geländewagen von Mercedes und Jeep gleich beim Start abhängen und auch sonst locker ein Wettrennen mit ein paar Formel-1-Flitzern gewinnen. Das Auto ist 4,8 Meter lang und fast 1,8 Meter hoch. Angetrieben wird der Rally Fighter von einem 6,2-Liter-V8-Motor mit 430 PS. Den Renner gibts für rund 75'000 Dollar zu kaufen.
Die Herstellung eines Autos ist normalerweise extrem teuer. Sie brauchen Heerscharen von Ingenieuren, teure Designer, grosse Fabrikhallen, ein gutes Vertriebsnetz und mehrere Jahre Zeit, bis Ihr erstes Auto vom Band rollt. Nicht so bei Local Motors: Bereits zwei Jahre nach Firmengründung stand der Prototyp, einige Monate später wurden bei Local Motors die ersten Autos für Käufer gebaut. Zwar nur in Kleinstserie, aber auch das gehört zum Konzept von Local Motors.
Schnell und günstig entwickeln dank Open-Source-Community: Die Entwicklungsabteilung des Unternehmens besteht aus rund 25'000 Experten im Internet, die freiwillig an dem Auto mitgebaut haben. Sie leben in 122 Ländern und engagieren sich bei Entwurf und Entwicklung von Teilen und Designs. Für das Aussehen des Rally Fighters hatte Local Motors mehrere Wettbewerbe ausgeschrieben. Über die Entwürfe durfte die Community abstimmen. Alle Einreichungen – auch hier kommt der Open-Source-Gedanke zum Tragen – sind im Internet einsehbar und können von der Community weiter verbessert werden. Die letzte Entscheidung, was in das Auto eingebaut wird und wie es am Schluss aussieht, hat aber immer die Firma Local Motors. Sie spart mit dem Open-Source-Gedanken nicht nur die Gehälter für Entwickler und Designer – ganz nebenbei enstehen fundierte Marktforschungskenntnisse, und unter der begeisterten Anhängerschar sind bereits die ersten Kunden.
Übrigens lief nicht nur die Entwicklung des Rally Fighters dank Open-Source-Gemeinde transparent ab, sondern auch die zwölf Tage dauernde Fertigung des Wagens ist im Wiki von Local Motors Schritt für Schritt mit Bildern und Videos dokumentiert.
Übrigens lief nicht nur die Entwicklung des Rally Fighters dank Open-Source-Gemeinde transparent ab, sondern auch die zwölf Tage dauernde Fertigung des Wagens ist im Wiki von Local Motors Schritt für Schritt mit Bildern und Videos dokumentiert.
Individualisierung im Autobau: Das Open-Source-Fahrzeug Rally Fighter bringt den seit Jahrzenten währenden Trend der Individualisierung auf ein neues Level. Bisher waren individuelle Produkte nur in einem kleinen Bereich oder einem sehr grossen Rahmen erhältlich. Wer etwa einen selbst gestalteten Turnschuh kaufen möchte, kann sich über nikeid einen individuellen Schuh zusammenstellen. Wer sich ein Haus baut, lässt es sich von einem Architekten nach seinen Wünschen gestalten. Doch im Preisbereich eines Autos waren individuelle Anfertigungen bisher rar.
Die Autoindustrie versuchte bislang eher schlecht als recht, Kundenwünsche mit verschiedenen Wagenfarben, Polsterungen und Motorvarianten zu befriedigen. Local Motors hat das auf eine besondere Weise geändert. Der Rally Fighter ist zwar nicht das Auto nach der Vorstellung eines einzelnen Kunden, aber es ist das Auto, das den Wünschen einer ganz besonderen Community entspricht. Und der Rally Fighter war nur der Anfang. Das Konzept von Local Motors ist allgemein zugänglich, alle nötigen Schritte sind gut dokumentiert. Ein neuer Wagen kommt bestimmt. Wie der aussieht, können dann auch Sie mitbestimmen.
Die Autoindustrie versuchte bislang eher schlecht als recht, Kundenwünsche mit verschiedenen Wagenfarben, Polsterungen und Motorvarianten zu befriedigen. Local Motors hat das auf eine besondere Weise geändert. Der Rally Fighter ist zwar nicht das Auto nach der Vorstellung eines einzelnen Kunden, aber es ist das Auto, das den Wünschen einer ganz besonderen Community entspricht. Und der Rally Fighter war nur der Anfang. Das Konzept von Local Motors ist allgemein zugänglich, alle nötigen Schritte sind gut dokumentiert. Ein neuer Wagen kommt bestimmt. Wie der aussieht, können dann auch Sie mitbestimmen.
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Profialgorithmen für Prognosen
Profialgorithmen für Prognosen nutzen
Vermutlich hat sich jeder Amazon-Kunde schon mal über Vorschläge amüsiert, die der Onlinehändler nach dem Motto ausspuckt: «Das könnte Sie auch interessieren». Denn nicht selten ist etwas darunter, für das man so gar kein Faible hat. Auf der anderen Seite funktionieren solche Prognosen oft erstaunlich gut. Tipps dieser Art werden von Algorithmen erstellt, die vorhandene Daten über einen Kunden auswerten und dann zu einer Produktauswahl führen, die zu dem Kunden passen könnte.
Hier ein Beispiel für eine eher missglückte Vorhersage, was den potenziellen Käufer eines lebensgrossen Dinosauriers noch interessieren könnte: eine Frauenfigur namens Naomi
Je nach vorhandener Datenlage bewältigen diese Vorhersagealgorithmen mitunter extrem komplexe Aufgaben. Denn nicht nur Amazon nutzt diese Technik für Kundenwünsche, sondern etwa auch der Autobauer Ford. Er sammelt über Testwagen alle erdenklichen Daten zur Nutzung des Modells. Die Auswertung führt zu einem besseren Verständnis davon, wofür der Fahrer das Auto einsetzt. Das hilft etwa bei der Regelung von Hybridantrieben. Es verrät, wann die Steuerung das Auto besser elektrisch beschleunigt und wann nicht.
Ford nutzt für die Analyse dieser Daten die Google Prediction API. Der grosse Vorteil hierbei: Der Google-Webdienst lässt sich vergleichsweise einfach nutzen, ist in einer Basisvariante während sechs Monaten kostenlos und auch darüber hinaus relativ günstig.
Die Stärken von Google Prediction API: Der Google-Dienst ist extrem vielseitig und dennoch sehr einfach zu bedienen. Hier nur zwei Beispiele: Sie vertreiben ein Produkt weltweit und bieten Ihren Kunden E-Mail-Support. Die Google Prediction API sagt Ihnen, in welcher Sprache eine E-Mail verfasst wurde, etwa Englisch, Spanisch oder Französisch. So können Sie sie gleich an den entsprechend sprachkompetenten Mitarbeiter weiterleiten. Oder Sie betreiben ein kleines Restaurant. Dann können Sie etwa folgende Daten an den Dienst übergeben: Welche Speisen haben Sie bei welchem Wetter zu welcher Zeit verkauft? Das Ergebnis könnte sein, dass bei kaltem Regenwetter mehr süsse Speisen bestellt werden als bei warmem. Dank dieser Erkenntnisse können Sie Ihre Speisekarte künftig besser an das Wetter und damit an die Wünsche Ihrer Gäste anpassen.
Um den Dienst nutzen zu können, müssen Sie nur wenige Befehle lernen. Die grösste Aufgabe besteht darin, Ihre Daten in einer Form zu strukturieren, die der Google-API-Dienst lesen kann. Das erfordert zwar einigen Aufwand an Zeit, ist aber keine spezielle Wissenschaft, für die man ein Heer von Experten bräuchte.
Um den Dienst nutzen zu können, müssen Sie nur wenige Befehle lernen. Die grösste Aufgabe besteht darin, Ihre Daten in einer Form zu strukturieren, die der Google-API-Dienst lesen kann. Das erfordert zwar einigen Aufwand an Zeit, ist aber keine spezielle Wissenschaft, für die man ein Heer von Experten bräuchte.
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Streetspotr: Jobs, die auf der Strasse liegen
Streetspotr: Jobs, die auf der Strasse liegen
Microjobs beim Webdienst Streetspotr sind kleine Aufgaben, die irgendwo in der Stadt zu erledigen sind. Will etwa die Stadtverwaltung wissen, ob an den wichtigsten Unterführungen neue Graffitis entstanden sind, müsste sie eigentlich einen ihrer Mitarbeiter dort vorbeischicken. Der neue Dienst Streetspotr bietet dafür eine günstigere und flexiblere Lösung. Die Stadtverwaltung schreibt in dem Internetdienst einen Microjob aus. Das kann etwa so aussehen: «Graffitis in der Fussgängerunterführung Luisenstr./Bachstr. suchen und Fotos von den Wänden liefern.» Als Arbeitnehmer kommen alle Smartphone-Nutzer zum Einsatz, die sich die Streetspotr-App installiert haben – die sogenannten Streetspotr. Sind mehrere Streetspotr in der Nähe der auszuführenden Aufgabe, bekommt derjenige mit der besten Bewertung die Aufgabe angeboten.
Der Dienst Streetspotr und weitere Microjob-Dienste sind nicht nur für die Stadtverwaltung interessant. Will etwa eine Werbeagentur wissen, ob ihre Anzeigen tatsächlich an den verabredeten Stellen plakatiert wurden, können sie das von einem Streetspotr überprüfen lassen. Auch Privatanwender schreiben Microjobs aus: Ikea-Schränke montieren, die Abwaschmaschine anschliessen, einen Spiegel an eine gekachelte Wand montieren, einkaufen gehen oder die Wohnung putzen.
Der Webdienst Streetspotr hat sich auf Microjobs spezialisiert, die an einem bestimmten Ort zu erledigen sind. Doch ist Streetspotr nicht die einzige Firma, die sich auf die Erledigung kleiner Aufgaben spezialisiert hat. Der Dienst Workhub verwaltet z. B. Microjobs, die sich am PC erledigen lassen.
Innovation mit Kehrseite: Miniaufgaben sind für viele Firmen eigentlich ein grosses Problem, denn sie lassen sich oft nur mit unangemessen hohen Kosten und hohem Zeitaufwand erledigen. Streetspotr & Co. bieten zur Reduzierung solcher Kosten passende Rationalisierungsmassnahmen. Sie machen die Aufgaben für den Auftraggeber bezahlbar. Damit hat die Innovation aber auch eine Kehrseite. Sie geht auf Kosten von Festanstellungen. Hat bisher etwa ein Angestellter der Stadt die wichtigsten Unterführungen auf Graffiti-Verunstaltungen kontrolliert, kann diese Aufgabe nun von Streetspotrn übernommen werden.
Inwieweit ein Streetspotr von der Microbezahlung für den Microjob profitiert, hängt von dessen Möglichkeiten und Lebensplanung ab. Für Studenten etwa können Microjobs eine flexible und faire Einnahmequelle sein. Für andere Arbeitssuchende könnte es dagegen eine weitere Art der Billigentlohnung sein, die nun zu noch mehr prekären Arbeitsverhältnissen führt.
Innovation mit Kehrseite: Miniaufgaben sind für viele Firmen eigentlich ein grosses Problem, denn sie lassen sich oft nur mit unangemessen hohen Kosten und hohem Zeitaufwand erledigen. Streetspotr & Co. bieten zur Reduzierung solcher Kosten passende Rationalisierungsmassnahmen. Sie machen die Aufgaben für den Auftraggeber bezahlbar. Damit hat die Innovation aber auch eine Kehrseite. Sie geht auf Kosten von Festanstellungen. Hat bisher etwa ein Angestellter der Stadt die wichtigsten Unterführungen auf Graffiti-Verunstaltungen kontrolliert, kann diese Aufgabe nun von Streetspotrn übernommen werden.
Inwieweit ein Streetspotr von der Microbezahlung für den Microjob profitiert, hängt von dessen Möglichkeiten und Lebensplanung ab. Für Studenten etwa können Microjobs eine flexible und faire Einnahmequelle sein. Für andere Arbeitssuchende könnte es dagegen eine weitere Art der Billigentlohnung sein, die nun zu noch mehr prekären Arbeitsverhältnissen führt.
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Neue Suchalgorithmen fürs Internet
Neue Suchalgorithmen fürs Internet
Viele Texte im Internet sind darauf getrimmt, dass Googles Suchmaschine sie für wertvoll hält und damit auf den vorderen Plätzen der Trefferliste platziert. Ob der Text auch für den Leser interessant ist, steht mitunter an zweiter Stelle. Das nervte den 16-jährigen Programmierer Nick D’Aloisio, weshalb er einen neuen Suchalgorithmus entwickelte. Dieser versteht es, lange Texte automatisch zusammenzufassen und deren Inhalt zu kategorisieren. Damit will er künftig bessere Treffer liefern als die Suchmaschine von Google. Zudem will er dem Suchenden auch gleich eine Zusammenfassung der Webseite anbieten. Finanziert wird das Projekt mit 250'000 Dollar von dem in Hong Kong lebenden Milliardär Li Ka-shing.
Noch steht der Algorithmus nicht als Webdienst zur Verfügung, sondern liess sich bislang nur über eine App für iPhone & Co. nutzen. Die App trägt den Namen Summly. Allerdings ist sie aus dem App Store verschwunden. Ab wann der Dienst auch über eine Website erreichbar sein wird, steht noch nicht fest.
Noch steht der Algorithmus nicht als Webdienst zur Verfügung, sondern liess sich bislang nur über eine App für iPhone & Co. nutzen. Die App trägt den Namen Summly. Allerdings ist sie aus dem App Store verschwunden. Ab wann der Dienst auch über eine Website erreichbar sein wird, steht noch nicht fest.
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Cloud Computing erkennt Ihre Wünsche
Cloud Computing erkennt Ihre Wünsche
Beim Cloud Computing geht es nicht, wie heute noch viele glauben, um Dienste, bei denen man seine Dateien online ablegen kann, wie etwa bei Dropbox oder Skydrive. Tatsächlich geht es beim Cloud Computing um die Bedürfniserkennung des Anwenders. Im Idealfall erkennen die neuen Dienste die Wünsche ihrer Nutzer, bevor sie selbst darauf kommen.
Foursquare: Ein Vorgeschmack darauf gibt heute schon etwa der Dienst Foursquare, den es als Webdienst gibt, der aber häufiger als App fürs Smartphone genutzt wird. Mit der App können Sie sich an jedem erdenklichen Ort einchecken. So geben Sie etwa bekannt, dass Sie gerade im Gasthof zur Gans in der Müllerstrasse sind. Garniert wird ein solcher Check-in mit einer Statusmeldung wie: Der Schweinebraten hier ist gar nicht mal so schlecht. Alle Freunde, mit denen Sie auf Foursquare verbunden sind, sind so über Ihren Standort und Ihre Meinung informiert. Sie können zu jedem Ort auch öffentlich einsehbare Tipps abgeben und die Tipps von anderen Foursquare-Nutzern lesen und abonnieren.
Automatische Tipps nach Ort und Uhrzeit: Tipps sind in Listen zusammengefasst und lassen sich abonnieren. Wer dann in der Müllerstrasse vorbeikommt, erhält von Foursquare den Hinweis, dass es hier guten Schweinebraten gibt. Wer sich daraufhin in dem Gasthaus eincheckt, soll künftig von Foursquare verstärkt Tipps zur bürgerlichen Küche bekommen. Wenn die Datenbank von Foursquare intelligent arbeitet, kommen solche Infos eher dann, wenn es Essenszeit ist.
Den Datenschützern wird ganz mulmig: Foursquare und künftige andere Cloud-Dienste sammeln zunächst Daten über ihre Nutzer, weshalb Datenschützer bei diesen Firmen regelmässig Bauchschmerzen bekommen. Neu bei diesen Diensten ist, wo sie Daten erheben, über welche Geräte die Infos fliessen und wie sie kombiniert werden. Noch ist das Smartphone das primäre Gerät fürs Sammeln und Ausgeben der Informationen. Aber schon bald können es auch der Badezimmerspiegel, der Esstisch und der Bordcomputer des Autos sein. Alle diese Geräte werden eine IP-Adresse haben und mit der Cloud verbunden sein. Und viele Nutzer werden sie so nützlich finden wie einen PC heute.
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