News 13.01.2014, 12:00 Uhr

So tönt es aus neun Kilometern Erdtiefe

Wie tönen Brummtöne aus dem Erdinnern? Normalerweise schmelzen Mikrofone bei neun Kilometern Erdtiefe. Zusammen mit Geologen und Signalwandlern ist einer niederländischen Künstlerin das Unmögliche gelungen.
Das US-Techmagazin Wired.com berichtet von Lotte Geeven, einer niederländischen Multimedia-Künstlerin, die sich schon als Kind über eine Sache wunderte: Darüber, was die Erde für Klänge im Erdinnern von sich gibt. In ihrem gegenwärtigen Projekt «The Sound of Earth» hat Geeven nun die Lösung gefunden. Sie hat sich mit Geologen und diversen Ingenieuren zusammengetan, um solche Geräusche aus neun Kilometern Erdtiefe zu erfassen. So geschehen bei einem Erdloch in der Umgebung von Windischenbach in Deutschland. Aus den erfassten Datenströmen hat die Künstlerin eine faszinierende audiovisuelle Kunst aufbereitet.

Kinderwunsch

«Erdschaum»: eine weitere visuelle Repräsentation mit einem Seismographen und Schaumstoff unter Glas, um die Erdschwingungen in Animation zu erleben
«In der Erde zu buddeln, Tunnels zu graben oder mit Freunden unter der Erde nach einem Tunnel zu China zu graben – das war schon als Kind immer eine Faszination von mir, bis wir merkten, dass kein Weg mehr an den Wasserleitungen vorbeiführte», erinnert sie sich. «Das Mysterium dessen, was noch weiter unter unseren Füssen liegt, liess mich einfach nicht mehr los. So entschied ich mich nun als Erwachsense, es nochmal zu versuchen.» Das perfekte Erdloch für ihr Projekt fand sie in Deutschland. Sie kontaktierte das deutsche Forschungslabor für Geologie-Wissenschaften und fragte dort spontan, so poetisch die Frage wohl wirken musste: «Wie tönt eigentlich die Erde?» Diese Anfrage musste unter den Wissenschaftlern ein bisschen Skepsis auslösen, glaubt Geeven heute. Man gab ihr zu verstehen: «Lotte, da unten ist es total still.»
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So tönt es

Die Sache mit der Temperatur

Ein Geophon wandelt Bodenschwingungen in Spannungssignale
Die Forscher liessen sich dennoch überreden. Ganz tief im Erdinnern herrscht allerdings eine Temperatur von 260 Grad Celsius. Also kam ihr erster naiver Vorschlag eines Mikrofons nicht infrage. Stattdessen bedienten sich die Geologen eines Geophons: eines Gerätes, das Erdschwingungen in analoge Spannungssignale umwandelt. Dieser Wandler kommt häufig in der Bautechnik zum Einsatz, beispielsweise zum Aufspüren von Wasserdruckleitungen. Weiter zum Zuge kam ein Ultraschallsensor, der Geräusche ausserhalb des menschlichen Hörbereichs registriert. Die so erfassten Daten wurden dann mit einer speziellen Software zu Audiosignalen umgewandelt.

Gänsehaut

«Ich fühle mich überwältigt von dem, was ich hörte», erinnert sich Geeven euphorisch, als sie sich zum ersten Mal mit Kopfhörern der irdischen Klänge gewahr wurde. «Ich bekam Gänsehaut an den Armen», so Geewen. Immer wieder. Für sie seien die Klänge wie donnernde Blitze oder ein sich anbahnender Tornado.
Geewen meint: «Mysterien sind wichtig. Sie sind wie Maschinen für neue Gedanken.»

Autor(in) Simon Gröflin



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