News 12.06.2014, 08:54 Uhr

Ricardo.ch ändert Gebührenreglement

Ricardo.ch hat ein neues Gebührenreglement angekündigt. Zahlt man unter dem Strich jetzt mehr oder weniger? Wir haben nachgerechnet.
Wer auf Ricardo.ch etwas verkauft, zahlt Gebühren. Den grössten Teil davon bilden die Abschlussgebühren. Diese werden nun per 1. Juli neu geregelt, wie die Schweizer Auktionsplattform bekannt gab. Neu wird zwischen privaten und gewerblichen Verkäufern unterschieden.

Private Verkäufer

Private Verkäufer zahlen neu eine einheitliche Abschlussgebühr. Bislang richtete sich diese nach der Höhe des Verkaufspreises und betrug gestaffelt zwischen 2,5 und 6,5 Prozent. Neu beträgt die Gebühr einheitlich 8 Prozent, unabhängig vom Verkaufspreis. Was auf den ersten Blick nach einer massiven Erhöhung ausschaut, wird durch die neue maximale Abschlussgebühr relativiert. Diese beträgt 40 Franken – mehr müssen Sie nie zahlen. Ab einem Verkaufspreis von 500 Franken bleibt die Abschlussgebühr also konstant bei 40 Franken.
Neue Ricardo-Gebühren: Wir haben nachgerechnet
Konkret bedeutet das für private Verkäufer, dass sie bei tiefen und mittleren Verkaufspreisen mehr Abschlussgebühren bezahlen, bei hohen Verkaufspreisen weniger.
Beispiel 1:
Verkaufspreis: 100 Franken
Abschlussgebühr (bisher): 6,5 Prozent = Fr. 6.50
Abschlussgebühr (neu): 8 Prozent = Fr. 8.-
Differenz: plus Fr. 1.50
Beispiel 2:
Verkaufspreis: 1500 Franken
Abschlussgebühr (bisher): 6,5 Prozent für Fr. 200.- (Fr. 13.-) + 4,5 Prozent für Fr. 800.- (Fr. 36.-) + 2,5 Prozent für Fr. 500.- (Fr. 12.50) = Fr. 61.50
Abschlussgebühr (neu): 8 Prozent = Fr. 120-. Maximale Abschlussgebühr = Fr. 40.-
Differenz: minus Fr. 21.50
Vereinfacht kann man auch sagen, dass die Abschlussgebühren bei Verkaufspreisen bis 800 Franken höher sind, danach tiefer als bisher:
Beispiel 3:
Verkaufspreis: 800 Franken
Abschlussgebühr (bisher): 6,5 Prozent für Fr. 200.- (Fr. 13.-) + 4,5 Prozent für Fr. 600.- (Fr. 27.-) = Fr. 40.-
Abschlussgebühr (neu): 8 Prozent = Fr. 64.-. Maximale Abschlussgebühr = Fr. 40.-
Differenz: Fr. 0.-
Während die höheren Abschlussgebühren bei Beträgen bis 200 Franken nicht gross ins Gewicht fallen, ist der Unterschied bei einem Verkaufspreis von 500 Franken (also der Betrag, bei dem die neue maximale Abschlussgebühr von 40 Franken erreicht wird) am grössten:
Beispiel 4:
Verkaufspreis: 500 Franken
Abschlussgebühr (bisher): 6,5 Prozent für Fr. 200.- (Fr. 13.-) + 4,5 Prozent für Fr. 300.- (Fr. 13.50.-) = Fr. 26.50
Abschlussgebühr (neu): 8 Prozent = Fr. 64.-. Maximale Abschlussgebühr = Fr. 40.-
Differenz: plus Fr. 13.50
Mit der neuen Gebührenregelung will Ricardo.ch die Abschlussgebühren für Private transparenter und einfacher gestalten. Als Teilkompensation der höheren Abschlussgebühren bei tiefen Beträgen ist zudem ab 1. Juli neu die Option «Sofort-Kaufen» bei Auktionen gratis. Bisher kostet diese 60 Rappen.
Auf der nächsten Seite: Gewerbliche Verkäufer, Fazit und Stellungnahme von Ricardo.ch

Gewerbliche Verkäufer, Fazit und Stellungnahme ...

Gewerbliche Verkäufer

Bei gewerblichen Verkäufern werden die Abschlussgebühren etwas anders geregelt. Sie richten sich neu ebenfalls nicht mehr nach der Höhe des Verkaufspreises, sondern nach der Kategorie des verkauften Artikels. Ricardo.ch begründet dies mit den unterschiedlichen Margen in verschiedenen Kategorien. Die Abschlussgebühren betragen neu zwischen 5 Prozent (Medien wie Bücher oder Filme) und 9 Prozent (Mode, Schmuck). Auch hier gibt es aber jetzt Maximalgebühren. Diese betragen zwischen 10 und 32 Franken.
Beispiel 1:
Kategorie: Kleider
Verkaufspreis: 30 Franken
Abschlussgebühr (bisher): 6,5 Prozent = Fr. 1.95
Abschlussgebühr (neu): 9 Prozent = Fr. 2.70
Differenz: plus Fr. 0.75
Beispiel 2:
Kategorie: Computer
Verkaufspreis: 1500 Franken
Abschlussgebühr (bisher): 6,5 Prozent für Fr. 200.- (Fr. 13.-) + 4,5 Prozent für Fr. 800.- (Fr. 36.-) + 2,5 Prozent für Fr. 500.- (Fr. 12.50) = Fr. 61.50
Abschlussgebühr (neu): 6 Prozent = Fr. 90.-. Maximale Abschlussgebühr = Fr. 15.-
Differenz: minus Fr. 46.50
Auch hier erhöhen sich die Abschlussgebühren für tiefe Verkaufspreise geringfügig, während sie für höhere Verkaufspreise deutlich sinken. Als gewerblicher Verkäufer kann sich übrigens jeder eintragen, der pro Monat mindestens 20 Artikel auf Ricardo.ch verkauft.

Fazit

Einfach und transparenter sind die Abschlussgebühren für private Verkäufer tatsächlich geworden. Die einheitliche Gebühr lässt sich einfacher berechnen, dank der Maximalgebühr von 40 Franken hat man zudem auch eine bessere Kostenkontrolle.
Klar ist trotzdem, dass nicht alle mit den neuen Gebühren zufrieden sein dürften. Bei sehr tiefen Beträgen fallen die Gebühren zwar nur geringfügig höher aus und bei hohen Verkaufspreisen sogar mitunter massiv tiefer. Ein Grossteil der Verkäufe dürfte aber im Bereich zwischen 200 und 600 Franken stattfinden. Und in diesem Bereich ist der Aufschlag für Private durchaus recht üppig.

Das sagt Ricardo.ch zum neuen Reglement

Wir wollten von Ricardo.ch wissen, ob das neue Gebührenreglement nicht Verkäufer abschrecken könnte. Simon Marquard, Mediensprecher des Unternehmens, glaubt aber, dass die neuen Gebühren fair sind, auch wenn man in gewissen Fällen mehr bezahle. Natürlich habe man die neue Regelung genau durchkalkuliert, Ziel sei es aber nicht gewesen, mehr Einnahmen zu generieren.
Der wichtigste Punkt am neuen Reglement ist ohnehin die Unterscheidung von privaten und gewerblichen Verkäufern. Damit will Ricardo.ch für gewerbliche Verkäufer attraktiver werden. «Wir erhoffen uns ein Wachstum durch mehr professionelle Verkäufer und damit auch ein breiteres Sortiment», so Marquard. Dies will man durch die neuen, kategorienabhängigen Abschlussgebühren erreichen.
Während Ricardo.ch in der Schweiz die unbestrittene Nummer eins ist, was Auktionen betrifft, hinkt das Geschäft mit den gewerblichen Verkäufern noch etwas hinterher – hier hat Ebay die Nase vorn. Mit dem neuen Gebührenmodell soll sich das ändern.
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Kommentare
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Dabadeee
12.06.2014
Klare Gebührenerhöhung (die positiv verkauft werden soll) Für Privatverkäufer wird Ricardo mit den neuen Gebühren nun ähnlich uninteressant wie Ebay Deutschland (dort sind es ca. 10%). Insbesondere für tiefere Verkaufspreise riecht mir das nur nach Abzocke. Wäre interessant zu wissen, wie hoch der Anteil der Verkäufe unter CHF 500.- ist. Ich würde mal behaupten es sind mindestens 3/4 aller Verkäufe (vermutlich noch mehr). Fair und transparent ist meiner Meinung nach was anderes...

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brunoerni
13.06.2014
Zum Glück gibt's Konkurrenz Bin seit 12 Jahren auf ricardo.ch (als Privatverkäufer und -käufer) und dies ist nicht die erste Gebührenerhöhung. Es wird tatsächlich immer uninteressanter etwas auf ricardo zu verkaufen. Wenn ich etwas zu verkaufen habe geschieht dies daher zunehmends über http://www.tutti.ch oder http://www.anibis.ch. Bei ricardo bin ich nur noch Käufer. Falls aber ricardo überhäuft wird mit professionellen Verkäufern (siehe ebay) dann ist diese Plattform für mich definitiv Geschichte.

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LapTec
13.06.2014
Falls aber ricardo überhäuft wird mit professionellen Verkäufern (siehe ebay) dann ist diese Plattform für mich definitiv Geschichte. Bin da schon komplett weg. War sehr lang da, aber mich nervt das. Und ich möchte einfach kein eBay (Deutschland) ... wenn die sich da drüben so abzocken lassen, selbst Schuld -.-

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Supporter
13.06.2014
Tatsächlich eine Frechheit - wenn man bedenkt, dass diese Firma es gar seit Monaten - genau genommen seit der Plattformumstellung - nicht hinbekommt diese lauffähig zu machen. Man nehme IE11 und Win 8.1 und dann erlebt man sein wahres "Verkaufserlebnis" - ehm...Verkaufshorror. Seit Monaten melde ich Fehler, gemacht wird nichts. Dafür ist dies innerhalb nichtmal einem Jahr der zweite Anlauf mit Gebührenerhöhung.

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hedowach
14.06.2014
das wars dann wohl.. dass wars dann wohl auch für mich....lohnt sich kaum mehr mit dem ganzen aufwand...der assistent ist auch voll für die füchse...nur noch abzocke...

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pkl
14.06.2014
An die Redaktion: Bitte korrekt rechnen, alles andere ist unfair!! Auch wenn der Ärger über die durchschnittliche Erhöhung für Privatverkäufer verständlich ist, richtig rechnen sollte die Redaktion trotzdem: Beim Beispiel 4 beträgt die Differenz (= Erhöhung) nicht Fr. 23.50 sondern "nur" Fr. 13.50!

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kellermusik
14.06.2014
Gebührenerhöhung Ricardo Die Chefs bei ricardo werden ja sicher auch ein paar Millionen Jahresgehalt kassieren, und das kostet halt. Was mich aber viel mehr nervt: wenn man irgend etwas gegen ricardo schreibt, oder in einem Angebot nur hineinschreibt, dass man sich im Falle nichtfunktionierens der Plattform weigert, die Ware herauszugeben, wird man sofort gesperrt. Auch wenn sie falsche Rechnungen ausstellen, und man diese nicht bezahlt, wird man gesperrt. Ich wollte auch schon auf andere Plattformen ausweichen, da findet man aber leider einfach keine Käufer, weil die zu wenig bekannt sind.

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Hannes Weber
16.06.2014
Auch wenn der Ärger über die durchschnittliche Erhöhung für Privatverkäufer verständlich ist, richtig rechnen sollte die Redaktion trotzdem: Beim Beispiel 4 beträgt die Differenz (= Erhöhung) nicht Fr. 23.50 sondern "nur" Fr. 13.50! Danke für den Hinweis, ist korrigiert.

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technopapst
17.06.2014
Man kann alles übertreiben Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Gebühren wieder auf Normalmass korrigiert werden. Vorläufig werde ich diese Plattform einfach boikottieren. Eine solche "Preispolitik" lasse ich mir nicht gefallen.

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LapTec
17.06.2014
Und das werden die Betreiber auch spüren und sich das alles nochmal durch den Kopf gehen lassen. Aber wenn sie jetzt wieder zurück rudern, ist das nicht mehr Glaubwürdig. Wer Garantiert den, das die dann auch so bleiben und nicht warten bis alle wieder da sind. Um dann die Preis ein weiteres mal zu pushen.