Tests
17.09.2018, 08:51 Uhr
Im Test: NHL 19
Harte Checks, knackige Schlagschüsse und ein Spielumfang, der im Sportbereich seinesgleichen sucht: «NHL 19» toppt den Vorgänger mühelos und eignet sich auch für Anfänger.
Normalerweise gelten Spiele von EA Sports ja als Lizenzmonster, die keinerlei Wünsche offen lassen. Doch für die Eishockeysimulation «NHL 19» rüstet der Entwickler nach: 200 Legenden wie beispielsweise Wayne Gretzky finden endlich ihren Weg ins Spiel und kommen beispielsweise im Hockey Ultimate Team zum Einsatz. Damit nicht genug, natürlich gibt es auch wieder eine Fülle von Ligen abseits der NHL und jede Menge lizenzierte Nationalteams wie etwa auch die Truppe der Schweiz. Wieso «NHL 19» in diesem Jahr den Stanley Cup holt und seinen Vorgänger übertrumpft, erfahren Sie im Test.
Mittendrin statt nur dabei
Eins muss man «NHL 19» lassen: Der Titel fängt die Atmosphäre eines echten Eishockey-Spiels nahezu perfekt ein. Wenn die Zuschauer in den letzten zwanzig Sekunden immer schneller in die Hände klatschen und so ihr Team anfeuern oder die Stars nach harten Body-Checks an der Bande in sich zusammensacken, dann fühlt man sich fast wie im Stadion. Gerade die grossen Matches inszeniert «NHL 19» treffend: Erst schwenkt die Kamera kurz über die Skyline der Stadt, anschliessend begrüssen Sie die Kommentatoren Doc Emerick und Eddie Olyczyk live aus der Arena. Sie stellen die Schlüsselspieler vor, ehe es dann endlich auf das Eis geht.
Was sofort auffällt: Die Spieler bewegen sich besser und die Steuerung fühlt sich insgesamt straffer an. Die Stars reagieren schneller auf Lenkbewegungen, selbst flinke Bremsmanöver sind möglich. «NHL 19» setzt weiterhin auf den Skill-Stick. Sie kontrollieren also ihren Spieler mit einem Analog-Stick und dessen Schläger mit dem anderen. Wer möchte greift auch auf alternative Steuerungsmethoden wie etwa den Zwei-Tasten-Stil zurück, doch nur mit dem Skill-Stick entfaltet sich die gesamte Faszination hinter «NHL 19». Nur so wechseln Sie nämlich beim Angriff schnell die Schlägerhaltung, lassen den Puck geschickt hin und her springen oder
Künstler auf dem Eis
Im Vergleich zum Vorjahr ist «NHL 19» einen Hauch schneller und flüssiger – allerdings auf eine gute Art und Weise. Mit jeder Partie fühlen Sie sich sicherer am Gamepad und die vielen Möglichkeiten laden zu immer gewagteren Kombinationen ein. Speziell das Rückwärtslaufen mit dem Puck am Schläger nach längeren Sprints und darauffolgendem Abschluss erwies sich im Test als extrem spassiges und effektives Unterfangen. Für eine bessere Übersicht blendet das Spiel bei Bedarf Passrichtungen und auch den Einschlagort von Schüssen ein. Schliesslich ist Eishockey ein schneller Sport, bei dem man aus der Distanz nicht immer genau weiss, wo sich das Spielgerät gerade befindet.
Trotz aller Angriffsfreuden dürfen Sie aber die Defensive nicht vernachlässigen. Im Vergleich zum Vorgänger legt die Computer-KI leicht zu. Auf den beiden unteren Stufen halten sich die Kontrahenten noch zurück, nutzen aber allzu legeres Verteidigen ebenfalls aus. Schrauben Sie den Schwierigkeitsgrad höher, müssen Sie auf Positionstreue und Effektivität bei der Abwehrarbeit achten. Schnell nehmen Sie starke Teams dann nämlich mühelos mit schnellen Tempogegenzügen und flotten Pässen auseinander.
EA Sports entschärft für «NHL 19» die im Vorgänger noch übermächtigen «Poke Checks» - also das Angeln nach dem Puck mit Hilfe des Schlägers. In «NHL 18» war das noch eine sichere Methode zur Puckeroberung. Diesmal gehen die Schiedsrichter resoluter vor. Bringen Sie Ihren Gegenspieler so zu Fall, zieht das fast immer eine Zeitstrafe nach sich. Sie müssen ihr «Poke Checks» also dosiert und gut getimt einsetzen, um Ihnen damit nicht selbst zu schaden. Ein wenig Kritik erntet das Spiel für die Kollisionen und Stürze: Crashes in der Bande sehen klasse aus und fühlen sich herrlich wuchtig an, Stürze allerdings wirken oftmals etwas ungelenk und fehlerhaft. Oftmals ragen Spielermodelle ineinander. Hier braucht es noch ein wenig Feintuning. Ansonsten aber spielt sich «NHL 19» auf dem Eis blitzsauber.
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Ein dickes Ding und Fazit
Ein dickes Ding
Über die vergangenen Jahre pustete EA Sports die «NHL»-Serie immer mehr zum Funktionsmonster auf. Auch in diesem Jahr wartet die Sportsimulation mit einer Fülle neuer und alter Optionen auf und fischt dabei ganz unverhohlen nach einer neuen Zielgruppe. Die World of Chel ist die neue, zentrale Anlaufstelle für alle Arcade-Freunde. Hier liegt der Fokus weniger auf dem harten Profi-Alltag, sondern eher auf dem spassigen Hockey-Clash mit euren Freunden – online oder offline. Die Matches finden unter freiem Himmel statt und besitzen einen Festivalcharakter. Zu Beginn basteln Sie sich einen eigenen Star zusammen, für den Sie durch erfolgreich absolvierte Matches immer wieder (virtuelle) Sporttaschen mit neuen Outfits und anderen Extras erhalten. Der Spielablauf ist hier weit weniger realistisch. In NHL Threes geht es mit 3-gegen-3 zur Sache, in NHL Ones spielen drei Akteure auf dem Halbfeld auf das gleiche Tor. Und in der Pro-Am treten Sie mit Ihren Kumpel-Teams gegen NHL-Teams an. Die World of Chel richtet sich eher an Arcade-Spieler, macht aber genau deshalb richtig Laune und ist auch für zwischendurch geeignet.
Wer mehr Zeit und Arbeit investieren möchte, der versucht sich am Franchise-Modus und baut sein eigenes NHL-Team auf. Neu dabei: EA Sports überarbeitet das komplette Scouting-System, sodass mehr Geduld und Taktik bei der Verpflichtung neuer Talente erforderlich ist. Dank «Kriegsnebel» (englisch: Fog of War) schalten Sie erst nach und nach Informationen über mögliche Neuverpflichtungen frei. Insgesamt wirkt der Franchise-Modus sinnvoll erweitert und strotzt vor Tiefe. Auch das berühmt-berüchtigte Hockey Ultimate Team ist wieder mit von der Partie. Ähnlich wie in «FIFA» basteln Sie sich aus Sammelkarten eine eigene Truppe zusammen. Diesmal setzt EA Sports stärker auf Herausforderungen und führt Sie so durch eine Reihe von Aufgaben, mit denen Sie sich Münzen oder auch Leihspieler verdienen können. Einziger Haken: Die Bezahlfunktion bleibt erhalten und die Preise sind erneut gesalzen. Ein Spezialpack mit 30 Objekten kostet beispielsweise beinahe 30 Franken. Funktionen wie Be-A-Pro und diverse Trainingsvarianten wie etwa Shootout runden das Angebot ab.
Fazit
Für dieses Jahr sind wir zufrieden mit «NHL». EA Sports bessert an vielen Stellen nach, an denen der Vorgänger noch seine Schwächen besass. Speziell auf dem Eis spielt sich «NHL 19» deutlich besser und fühlt sich obendrein auch noch anders an. Sprints und Skating wirken authentischer und zugleich flüssiger: So muss das sein! Kleine Wermutstropfen sind die inzwischen arg happigen Preise beim Hockey Ultimate Team und die gelegentlichen Balancing-Schwächen im Abwehrspiel. Doch davon abgesehen liefert EA Sports mit «NHL 19» den besten Serienteil der vergangenen Jahre ab und punktet mit gewaltigem Umfang und (nahezu) ungetrübtem Spielspass.
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