Tests
28.06.2016, 10:19 Uhr
LG Urbane 2nd Edition: LTE-Smartwatch im Test
Die LG Watch Urbane 2nd Edition ist die erste Android-Smartwatch mit einer eigenen Mobilfunkanbindung. Was das bringt, erfahren Sie in unserem ausführlichen Test.
Von der LG Watch Urbane gab es bereits ein Vorgängermodell. Anders als mit dem bisherigen Modell kann man mit der Neuauflage sogar telefonieren. Ausserdem bietet die Uhr, jetzt unter dem Namen «LG Watch Urbane 2nd Edition», einige technische Verbesserungen. Eine Neuerung, die einem zuerst gar nicht auffällt, ist ein zusätzliches Mobilfunkmodul. Neben GSM und UMTS wird auch LTE abgedeckt. Die 2nd Edition hat wieder ein rundes Display, wurde aber leicht vergrössert: Statt eines 1,3 Zoll grossen P-OLED-Displays beträgt die Bilddiagonale nun 1,38 Zoll. Ansonsten hat sich, abgesehen von dem etwas stärkeren Akku (570 mAh statt 410 mAh) und dem leicht vergrösserten Arbeitsspeicher (768 MB statt 512 MB) nicht viel geändert. Als Prozessor kommt weiterhin ein Qualcomm Snapdragon 400 mit einer Taktrate von 1,2 GHz zum Einsatz. Auch Flash-Speicher gibt es wie bis anhin 4 GB. Genug für den Alltag einer Smartwatch.
Scharf, aber gross
Die Auflösung von 320 x 320 hat LG auf 480 x 480 Pixel angehoben. Das ist sehr scharf. Dank des speziellen P-OLEDs sind aus nächster Nähe kaum noch Pünktchen auszumachen, zumindest deutlich weniger als auf einer Huawei Watch. Die verdichteten Bildpunkte auf der fast gleich grossen Fläche tragen natürlich zu einer Top-Helligkeit bei. Was ebenfalls gut gefällt: Das Display reflektiert bei Sonnenlicht weniger stark als bei anderen Uhren. Eine Seltenheit bei Android Wear: Die Urbane 2 hat sogar zwei seitliche Hardware-Buttons und eine Krone.
Leider sind die Tasten (noch) nicht programmierbar. Ich wusste daher im Alltag nichts damit anzufangen. Der obere Knopf bringt einen stets zur Telefonkontaktliste, der untere zur LG-Fitness-App. Auf jeden Fall hat die Gear S2 in dieser Hinsicht Schlaueres zu bieten. Auf der Tizen-Uhr lässt sich sogar die Lünette drehen, um sehr schnell die gesuchte App anzusteuern. Gute Gründe muss LG aber für die Integration dieser Buttons gehabt haben. Sonst wäre die LG Watch Urbane neben der Huawei Watch nicht die einzige Smartwatch, auf der man im Moment die Entwicklerversion des neuen Android Wear laufen lassen kann. Wahrscheinlich plant Google einen ähnlichen Ausbau der Programmierschnittstelle für weitere Uhrenkomponenten.
Die LG Watch Urbane 2nd Edition ist eine riesige Uhr, aber nicht so wuchtig, dass sie sich unbequem anfühlt. An einem Standard-Redaktor-Armgelenk wie meinem war sie mit ihrem Durchmesser von 44,5 mm noch knapp passabel, wenn man bedenkt, dass eine Huawei Watch (42 mm) an vielen Frauenhandgelenken schon zu gross wirkt. Eine Einschränkung gibt es mit dem etwas dicken Kunststoffarmband: Dieses ist nicht wechselbar, weil darin die Antennen für den LTE-Funk untergebracht sind. Das Uhrengehäuse ist aus Edelstahl geschmiedet, und das sieht gut aus – wie eine richtige Uhr eben.
Eine Uhr mit einem SIM-Slot
Das spezielle Feature der LG Watch Urbane 2nd Edition ist, wie eingangs erwähnt, der zusätzliche SIM-Einschub unter dem Deckel der Rückseite. Man kennt das schon von Samsung-Uhren, aber noch nicht so richtig von einer Android-Smartwatch. Das ermöglicht zusätzliches Senden und Empfangen von Nachrichten ohne Bluetooth-Verbindung zum Smartphone. Auch Telefonieren ist ohne ein Smartphone möglich. Der rückseitige Deckel der Lünette lässt sich mit einem speziellen Drehschlüssel abheben, um eine Nano-SIM-Karte einzulegen.
Den kleinen Plastikdrehhelfer sollte man besser nie verlieren, sonst kann es eventuell länger dauern, bis man über den Hersteller wieder zu einem Ersatzteil kommt. Die Urbane bleibt im verschlossenen Zustand weiterhin wasserdicht, gemäss IP67-Spezifikation für bis zu 30 Minuten bei 1 Meter Wassertiefe. Duschen macht ihr nichts aus. Wahrscheinlich wäre auch Schwimmen problemlos möglich, wenn kaltes Nass vom Hallenbad auch einer Tag Heuer Connected nichts anhaben kann.
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Die Telefoniefunktion
Mit einer Smartwatch telefonieren
Der Hauptvorteil ist bei der SIM-Funktion die ständige Datenverbindung mit LTE. Es gibt leider noch keine Hotspot-Option, um den LTE-Funk über eine SIM-Karte mit dem Smartphone zu teilen. Ein Feature, das in Zukunft durchaus Sinn ergeben würde. Das Telefonieren hat im Test erstaunlich gut funktioniert. Einmal rief mich die Mutter an und ich konnte problemlos ein längeres Uhrentelefonat führen. Die Mikrofone sind äusserst präzise ausgerichtet und auch die Lautsprecher offenbar nicht zu klein geraten. Ich konnte die Uhr locker 30 bis 40 cm vor mir halten, frei sprechen und man verstand sich gegenseitig klar und deutlich. Unter lärmigen Bedingungen mag das jedoch weniger gut funktionieren, weil in dem kleinen Computer am Armgelenk keine geräuschunterdrückenden Mikrofone zur Verfügung stehen.
Datenfunktion entlastet Handy-Guthaben
Die Telefoniefunktion kann sich aber auch bei Verwendung zweier SIM-Karten als sinnvoll erweisen. Ich stelle mir eine Notfallsituation vor. Geht bei einer Bergwanderung der Akku des Smartphones zur Neige, wäre es problemlos möglich, einer gespeicherten Rufnummer vom Android-Kontaktbuch anzurufen. Ständiges Wechseln der SIM-Karte vom Handy zur Uhr ist jedenfalls umständlich, wenn man sich zum Beispiel auf eine Jogging-Tour begibt und das Smartphone zu Hause bleiben soll. Anders siehts aus bei der Datenfunktion, die es erlaubt, Funktionen ohne das Smartphone zu nutzen. So senden Nachrichten-Apps auch dann Push-Meldungen, wenn man nicht per Bluetooth mit dem Smartphone verbunden ist.
Als Prepaid-Nutzer hat man mit der Datenfunktion einen weiteren Vorteil: Man kann seinen eigenen Datenplan des Handys entlasten und bleibt auch ohne Bluetooth-Verbindung zum Handy ständig mit den Uhren-Apps synchronisiert. Zudem lässt sich das Datenvolumen in der Uhr streng limitieren, wenn man zum Beispiel nur ein 20 Franken günstiges Prepaid-Guthaben mit 200 MB Daten lädt. Pro Tag verbraucht die Smartwatch nur wenige Megabyte an Daten, selbst wenn man sehr viele Social-Media- und News-Apps auf dem Smartphone installiert hat.
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PCtipp hat Android Wear 2.0 bereits als Entwicklerversion auf einer Huawei Watch ausprobiert:
Mehr eigenständige Apps braucht das ...
Mehr eigenständige Apps braucht das Smartwatch-Land
Noch immer gibt es nicht eine Tonne an Features, wozu man dringend eine Android-Uhr bräuchte. Allerdings hat das Google-Betriebssystem seit ca. einem Jahr eine Hand voll Neuerungen mitgebracht. So bringen mittlerweile deutlich mehr Apps wie WhatsApp, Spotify oder Facebook ihre Benachrichtigungen auf die Uhr. Ausserdem bahnen sich langsam mehr autonome Apps fürs Uhrenbetriebssystem an. Bis jetzt sind das eher Spiele oder Mini-Apps wie der Bring!-Einkaufszettel. Mit Android Wear 2.0 werden aber mehr Apps kommen, die man direkt auf der Smartwatch installiert. Und natürlich einige neue Grundfunktionen. Zu nennen wäre etwa die handschriftliche Zeicheneingabe, um schnell eine Kurznachricht zu verfassen. Ausserdem erhalten bekannte Social-Media-Apps wie WhatsApp und Twitter mehr Interaktionsoptionen. In beiden Versionen stehen ab Werk gut 30 Zifferblätter zur Wahl, die man nicht nachinstallieren muss.
Android Wear bringt ab Werk um die 30 Zifferblätter
Quelle: PCtipp
Wer braucht eine Smartwatch?
Wer zum ersten Mal eine Smartwatch nutzt, kann sowohl von Android Wear als auch von watchOS nicht den Funktionsumfang erwarten, den man von einem Smartphone kennt. Sie werden auf einer Smartwatch keine YouTube-Videos betrachten, im Web surfen oder Zeitung lesen. Was Sie aber tun können, sind Dinge wie Musik-Streaming steuern, telefonieren, das Wetter abrufen oder Ihren Puls messen, tägliche Schritte zählen und Nachrichten empfangen oder senden. Hat man sich eine Zeit lang an diese grundlegenden Funktionen gewöhnt, will man sie nicht so schnell wieder missen. Zwischendurch schnell die Zeit auf einer Uhr zu checken, ist schliesslich weniger aufdringlich, als ständig das Smartphone hervorzukramen. Und man sieht gleich die wichtigen Termine und einkommenden Nachrichten. Manche nutzen die Smartwatch gerne, um sich mit der Google-Fit-App Motivationsziele für eine täglich zu erreichende Schrittzahl zu setzen. Sportmuffel wie ich nutzen eine Smartwatch einfach wie eine normale Uhr – wegen der vielen Zifferblätter und wegen der Benachrichtigungen wie WhatsApp, E-Mails und Push-Meldungen von News-Magazinen – oder auch gelegentlich zum Navigieren.
Die LG Watch Urbane 2 verfügt über einen grossen 570-mAh-Akku. Die Huawei Watch im Vergleich kommt lediglich mit einer 300-mAh-Batterie, die über Nacht ausgeschaltet, locker für zwei Smartwatch-Tage ausreicht. Mit der zweiten Edition der LG-Uhr kommt man ebenfalls locker auf eine ähnlich lange Akkulaufzeit, sofern man die Helligkeit nicht voll aufdreht. Im Betrieb mit einer SIM-Karte konnten wir keine negativen Einflüsse beim Energieverbrauch feststellen.
Fazit
Die LG Watch Urbane 2nd hat als eine der wenigen Android-Wear-Uhren ein klares Alleinstellungsmerkmal: die zusätzliche SIM-Funktionalität mit LTE-Anbindung. Spätestens mit dem nächsten Android-Wear-Update dürfte es ein grosses Verlangen nach solchen Smartwatches geben, weil Google mehr Eigenständigkeit bei den Wear-Apps in Aussicht stellt. Darüber hinaus überzeugt das scharfe und helle Uhren-Display, die Performance und die Top-Akkulaufzeit der LG-Uhr.
Das Testgerät wurde uns freundlicherweise von Digitec zur Verfügung gestellt. Zum Produktlink geht es hier.
Testergebnis
Display, Akku, LTE-Unterstützung
Armband (nicht auswechselbar)
Details: 1,38" P-OLED, Auflösung: 480 x 480 px, Vierkern-CPU (1,2 GHz), 768 MB RAM, 4 GB Speicher, Bluetooth 4.1 BLE, LTE-Modul (Nano-SIM), Gyrosensor, Kompass, Barometer, IP67, Android Wear Marshmallow, 570-mAh-Akku, 44,5 x 14,2 mm
Preis: ab Fr. 399.-
Infos:www.lg.com/ch_de
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Simon
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