G Watch R im Test: Die bisher beste Smartwatch?
Android Wear im Detail
Android Wear: viel Luft nach oben
Das mit den Sprachbefehlen ist so eine Sache. Google setzt offenbar voll darauf, dass der durchschnittliche Smartwatch-Träger keine Hemmungen hat, in der Öffentlichkeit mit seiner Uhr zu plaudern. Anders ist nicht zu erklären, wieso viele Aktionen standardmässig nur über Sprachbefehle erreichbar sind. Ein Beispiel: Sie wollen Musik hören. Blöd nur, dass Android Wear für dieses eigentlich recht alltägliche Bedürfnis keinen Menüeintrag bereitzuhalten scheint. Stattdessen muss die Sprachsteuerung bemüht – die übrigens durch einfaches Antippen des Displays gestartet wird – und der Befehl «Musik hören» vorgetragen werden.
Erschwerend kommt noch hinzu, dass die Sprachsteuerung mehr schlecht als recht funktioniert. Befehle werden öfters missverstanden, zudem dauert die Verarbeitung der Sprachbefehle so lange, dass man – selbst wenn man gewillt wäre, in der Öffentlichkeit Monologe zu führen – rasch die Geduld verliert.
Okay, es gibt noch eine andere Möglichkeit, bestimmte Aktionen zu starten, die aber so versteckt ist, dass man sie nur mit Glück findet: Innerhalb der Anzeige für die Sprachsteuerung kann man nämlich nach oben wischen und anschliessend aus einer Liste mit vordefinierten Befehlen wählen. Dieses improvisierte Menü ist abgesehen von der Sprachsteuerung auch die einzige Möglichkeit, zahlreiche andere Aktionen zu initialisieren, etwa die Terminübersicht anzuzeigen oder eine Navigation zu starten. Ganz unten in dieser Liste erreicht man über den Befehl «Starten…» sogar eine Liste der installierten Apps – komfortabel ist aber anders.
Klar: Android Wear setzt auch grosse Stücke auf das Google-Now-Prinzip, also dass Informationen immer dann angezeigt werden, wenn man sie gerade braucht. Beispielsweise werden Erinnerungen zu Terminen rechtzeitig eingeblendet. Das geht sogar so weit, dass sich Google Now merkt, wann man normalerweise Feierabend macht, um dann pünktlich eine Karte mit nahegelegenen ÖV-Abfahrtszeiten auf die Uhr zu schicken. Dennoch: Auch Google kann nicht hellsehen und deshalb hätten wir uns zumindest ein gewöhnliches Menü doch sehr gewünscht. Zumal Karten durch ein Wischen nach rechts geschlossen werden und man diese dann auch nicht wieder manuell zurückholen kann, sondern darauf angewiesen ist, dass Android Wear uns die Karte irgendwann wieder von alleine anzeigt.
Die Krux mit den Karten
Die Navigation innerhalb von Android Wear beruht voll und ganz auf dem Karten-Prinzip. Vom Startbildschirm – also dem Ziffernblatt – gelangt man durch Wischen nach oben zur nächsten Karte. Wenn keine speziellen Karten anstehen, ist dies meist die Fitness-App mit dem Schrittzähler. Durch Wischen nach links wechselt man innerhalb der Karten zwischen verschiedenen Ansichten (falls vorhanden). Und durch ein Wischen nach rechts werden die Karten eben geschlossen, was gerade zu Beginn auch öfters mal versehentlich passiert. Neben der Fitness-Karte wird in der Regel auch noch die Wetter-Karte permanent angezeigt (eben: Es sei denn, man schliesst diese versehentlich). Weitere Karten poppen allerdings nur auf, wenn es Android Wear respektive Google Now gerade danach ist.
Das ist auch abhängig davon, was man gerade macht. Hört man auf dem Smartphone Musik, wird automatisch die Musiksteuerung auf der Uhr angezeigt. Öffnet man die Kamera, erscheint eine Karte, über die wir einen Selbstauslöser-Countdown starten können. Startet man in Google Maps eine Navigation, werden Navigationshinweise automatisch in Android Wear angezeigt.
Neben den Karten werden natürlich auch Benachrichtigungen vom verbundenen Smartphone jederzeit auf der Uhr angezeigt. Ob Chat-Nachrichten, SMS oder E-Mails: Nachrichten können auch gleich direkt auf der Uhr gelesen werden. Theoretisch kann man auch über die Spracherkennung antworten, allerdings sollte man dies nur tun, wenn man in Kauf nimmt, dass einige Wörter falsch interpretiert werden.
Insgesamt sind die Möglichkeiten von Android Wear also noch recht beschränkt. Tatsächlich haben wir im Testzeitraum wohl am meisten auf die Uhr geschaut, um die Zeit abzulesen. Dafür braucht man freilich keine Smartwatch für knapp 300 Franken. Als praktisch haben wir auch die Musiksteuerung empfunden. Das Lesen von Nachrichten ist zwar nett, um zu antworten, muss man aber dann doch wieder das Smartphone zücken.
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19.11.2014
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24.12.2014