Tests
03.12.2013, 11:08 Uhr
Test: Sony PlayStation 4
Mit Pauken und Trompeten wurde am 29. November die PlayStation 4 in Europa zum Verkauf freigegeben. Wir haben die Konsole unter die Lupe genommen.
Die neue Generation der Spielkonsolen wird auch in der Schweiz eingeläutet. Seit dem Verkaufsstart der PlayStation 4 ist die erste der beiden neuen Gamekisten auch hierzulande erhältlich. Der Ansturm auf Sonys Konsole war riesig. Wir konnten uns ebenfalls ein Exemplar sichern – ganz ohne blaue Flecken.
Die Konsole
Optisch macht die PlayStation 4 schon einmal eine sehr gute Figur. Die Konsole ist erstaunlich klein und leicht. In Sachen Design trifft die PS4 eine gute Balance: Modernes, minimalistisches Design mit einigen wenigen starken Linien und Kanten, kombiniert mit leichten Anlehnungen an das ursprüngliche Design der PlayStation 2.
Wichtig beim Design ist auch immer die Bedienung. Hier leistet sich die PS4 einen kleinen Fehlgriff bei den Buttons auf der Vorderseite. Wie schon bei der PS3 sind die Power- und Auswerf-Taste auf Touch basiert. Das führt zum einen oder anderen Fehldruck und ist nicht besonders intuitiv. Die Abschrägung auf der Rückseite kann zudem das Einstecken der Kabel etwas erschweren. Ansonsten funktioniert das Design der PS4 in der Bedienung sehr gut. Punkte gibt es zudem für die einfach auszuwechselnde Festplatte.
Einrichtung
Trotz vieler neuer Features gestaltet sich die Einrichtung der PS4 erstaunlich einfach. HDMI- und Stromkabel werden an den Fernseher angeschlossen und es kann losgehen. Wie bei der Xbox One gibt es bereits am ersten Tag ein Update herunterzuladen. Dieses kann aber auch im Hintergrund passieren und die Konsole kann direkt benutzt werden. Einige grundlegende Informationen können beim ersten Start angegeben werden.
Praktisch kann bei der Einrichtung die PlayStation-App werden. Mit ihr können Apps auch aus der Ferne installiert werden, sofern die PS4 eingeschaltet oder sich im Schlafmodus befindet. Das Einrichten der Netzwerkverbindung, sowie die Verknüpfungen von PS4 und PS Vita und der App sind etwas umständlich. Hier könnte Sony noch von Microsofts Erfahrung lernen. Einmal eingerichtet funktionieren die Verbindungen aber einwandfrei.
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Der Controller
Der Controller
Eine der am meisten erwarteten Neuerungen ist der Dualshock-4-Controller. Im Vergleich zum DualShock 3 wurde das Gamepad der PS4 stark überarbeitet. Erstmals in der Geschichte der PlayStation wurden grössere Änderungen am Design des Controllers vorgenommen.
Auf den ersten Blick fallen besonders die neuen Analog-Sticks auf. Sie sind etwas kleiner als diejenigen des Vorgängers und erinnern von der Form her ein wenig an die der Xbox. Im Vergleich zum Dualshock 3 sind die Sticks etwas griffiger und leichter zu bedienen. Dennoch könnten sie noch ein wenig mehr Grip vertragen. Spitzenklasse ist der Dualshock 4 dagegen beim Steuerkreuz und den vier Fronttasten. Das Steuerkreuz ist nahezu perfekt, von der Grösse der Tasten bis zum Druckgefühl. Auch die Fronttasten wurden leicht überarbeitet und fühlen sich noch ein wenig genauer an.
Ein grosser Kritikpunkt des alten Dualshock 3 waren die Trigger-Tasten (L2 und R2). Diese wurden für den Dualshock 4 grundlegend verändert. Die konvexe Form wurde in eine Konkave umgewandelt und bietet so deutlich mehr Halt. Der Druckwiderstand der Schultertasten L1 und R1 wurde zudem leicht erhöht, was sich positiv auf das Druckfeedback auswirkt.
Auch neue Tasten gibt es beim Dualshock 4. Start und Select weichen den neuen Options- und Share-Tasten. Die Options-Taste dient hauptsächlich als Ersatz für Start und wird bisher von den meisten Entwicklern so eingebaut. Share dient zum Teilen von Videos und Screenshots im PlayStation Network. Die beiden Tasten sind etwas unglücklich platziert und könnten bei einigen Spielen unabsichtlich gedrückt werden. In unserem Test hatten wir keine Probleme mit Options und Share.
Die grösste Änderung am neuen Dualshock 4 ist aber zweifelsohne das Touchpad. Prominent platziert zwischen Fronttasten und Steuerkreuz soll das bewegungsempfindliche und klickbare Pad für einfacheres Inventar-Management und Gestensteuerung sorgen. In den von uns getesteten Spielen wird das Pad nur sporadisch eingesetzt, beispielsweise als Schnellauswahl für Skills in Killzone: Shadow Fall. Die Bedienung des Touchpads funktioniert aber erstaulich gut. Je nach Kreativität der Spiele-Entwickler könnten sich einige interessante Features daraus ergeben.
Die Spieleranzeige ist neu ein farbig leuchtender Balken auf der Rückseite des Gamepads. Dieser sieht zwar toll aus und erfüllt seine Aufgabe bestens, kann aber zurzeit nicht ausgeschaltet werden. Je nach Situation könnte das problematisch werden. Bei spiegelnden Displays, schlechtem Umgebungslicht oder Spielen mit viel Dunkelheit wird das Licht schnell als Reflektion auf dem Fernseher sichtbar und stört. Das Problem kann aber leicht mit einigen Zentimetern Isolierband gelöst werden.
Zu guter Letzt haben auch die Griffe des DualShock 4 eine Überarbeitung erhalten. Sie fühlen sich angenehmer an, sind etwas runder geformt und weisen eine gummierte Rückseite auf. Insgesamt liegt das Pad sehr angenehm in der Hand und ist eine ausgezeichnete Weiterentwicklung des Dualshock 3.
Das Killer-Feature Nummer Eins kommt aber erst noch: Der Dualshock 4 verfügt über einen Standard-3,5-mm-Kopfhöreranschluss. So können so gut wie jedes Paar Kopfhörer und viele Headsets problemlos direkt an den Controller angeschlossen werden.
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User Interface und Bedienung
User Interface
Die Bedienungsoberfläche der PlayStation 4 ist einfach und intuitiv. Das Hauptmenü unterteilt sich in zwei horizontal laufende Bänder. Eines davon ist das Games-Menü, das andere zeigt die restlichen Funktionen. Bei unserem Test waren erst wenige Spiele auf dem System installiert und die Games-Liste daher noch recht übersichtlich. Im Verlauf der Jahre könnte diese Endlosreihe jedoch mühsam werden. Auch Apps werden in der zweiten Liste aneinandergereiht. Insgesamt ist das Interface nichts Besonderes. Weder besonders praktisch, noch besonders schön. Jedoch funktional gut und zweckdienlich.
Software
Auch auf der PlayStation 4 gibt es einige Apps. Dienste wie Twitch.tv, Netflix oder Hulu finden ihren Weg auf die Sony-Konsole. In der Schweiz ist das Angebot an Apps aber noch sehr beschränkt. Ausser den vorinstallierten Apps ist lediglich die IGN-News-App verfügbar. Die Liste der vorinstallierten Apps deckt aber fast alles Nützliche bereits ab.
Im Gegensatz zur Xbox One fehlen der PS4 die Kinect-Features wie Gesichtserkennung oder Sprachsteuerung. Im Test haben wir diese kaum vermisst, vielleicht noch aus Gewohnheit. Insgesamt fühlt sich die PlayStation 4 mehr wie eine klassische Gamekonsole an und weniger wie ein modernes Multimedia-System. Ob das gut oder schlecht ist, muss jeder für sich entscheiden.
Viele der Multimedia-Funktionen der PS3 kommen zurück. Zum Start der Konsole muss man jedoch auf DLNA verzichten. Die Funktion soll in einem System-Update nachgeliefert werden. So laufen die meisten Multimedia-Funktionen hauptsächlich noch über Sonys eigene Dienste und Angebote von Dritten.
PlayStation Network
Die grossen Änderungen, neben dem Aussehen, gibt es bei der sozialen Integration. Die Spielerprofile wurden stark überarbeitet und funktionieren mehr wie ein echtes soziales Netzwerk. Echte Namen können verwendet werden und ein News-Stream zeigt aktuelle Aktionen von Freunden an. Mit dem Share-Button auf dem Gamepad kann zudem aufgezeichnetes Videomaterial bearbeitet und dann an diesen News-Stream gesendet werden. Die PlayStation 4 fühlt sich erstmals an wie ein echter Anlaufpunkt für Gamer.
Eine etwas unbeliebte Änderung gab es auch am Preis des PlayStation Network. Neu ist der Zugang zu Online-Multiplayer in Spielen kostenpflichtig. Ein Abo für PlayStation Plus kostet zwischen 5 und neun Franken pro Monat und ist in monatlichen, dreimonatlichen oder jährlichen Angeboten erhältlich. Neben dem Zugang zu den Online-Komponenten der Spiele erhält man monatlich kostenlose Spiele und Rabatte im PlayStation Store. Der Zugang auf Online-Dienste ausserhalb von Games benötigt kein PS-Plus-Abo.
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Games
Games
Das Startangebot von Xbox One und PS4 ist nicht gerade berauschend. Auf der Sony-Konsole wird Killzone: Shadow Fall als Killer-App bezeichnet, während andere Sony-Spiele wie Knack eher schlecht wegkommen. Neben der eigenen Spiele erscheint auch eine Reihe von Multi-Plattform-Titeln wie Fifa 14, Call of Duty: Ghosts, Battlefield 4 oder Assassin's Creed 4. Wir haben den Sony-eigenen Shooter Killzone: Shadow Fall, das Fussball-Game Fifa 14 und den Indie-Shooter Resogun getestet.
Killzone: Shadow Fall
Killzone: Shadow Fall gilt als eines der bisher besten Spiele für die PS4. Grafisch trifft das absolut zu. Die Umgebungen sind detailliert und zeigen den Hardware-Sprung von der PS3 deutlich auf. PC-Spieler wird es jedoch nicht umhauen. Dennoch ist Killzone: Shadow Fall ein sehr schönes Spiel. Leider kann das Gameplay nicht mit der Optik mithalten.
Wie bei so vielen modernen Shooter-Spielen wird dem Spieler nur wenig Kontrolle über das Geschehen gegeben. Zugegeben mehr als bei anderen Games des Genres. Wenn man in einem angeblich actiongeladenen Egoshooter die ersten 15 Minuten in einer Mischung aus Filmsequenzen und Korridormärschen ohne Schusswaffen verbringt, ist beim Gamedesign etwas schiefgelaufen. Die Einbettung des Touchpads ist in Ordnung, wenn auch nicht besonders kreativ. Mit Wischbewegungen zu den vier Kardinalpunkten werden die vier Fähigkeiten des Begleiters ausgewählt. So spart Sony vier Tasten für andere Funktionen.
Fifa 14
Fifa 14 erhält für die neuen Konsolen eine neue Engine und soll noch realistischer werden. Optisch merkt man davon nur wenig. Ausser einigen Lichteffekten, die etwas hübscher aussehen wurde nur wenig verändert. Dafür ist die Performance besser. 60 FPS bei einer Auflösung von 1920 x 1080 sind Standard und bleiben auch auf dem Niveau. Mehr von der neuen Engine merkt man im Gameplay. Neue Animationen und Details werten das Spiel deutlich auf. Das gesamte Geschehen auf dem Rasen wirkt etwas flüssiger und sauberer als in der PS3-Version. Auch die Gegner-KI hat kleinere Fortschritte gemacht. Insgesamt ist Fifa 14 für die PS4 ein besseres Spiel wie die Version für die PS3. Da aber nur Unterschiede im Detail ersichtlich sind, lohnt sich ein Kauf für Spieler der PS3-Version aber nicht zwingend.
Resogun
Resogun ist das dritte Spiel, das wir angetestet haben. Der Arcade-Raumschiffshooter ist für PS-Plus-Abonnenten kostenlos und zeigt fast am besten die Leistung der PS4 auf. Die kleinen Level geben den Entwicklern die Möglichkeit, mehr Ressourcen in Details zu stecken. Daraus resultiert eine extrem detaillierte Welt mit besonders ansehnlichen Lichteffekten. Ein Highlight: Verliert man sämtliche Lebenspunkte, explodiert das Raumschiff des Spielers in tausende kleine Stücke, die sich in realistischer Manier über den Level ergiessen. Spielerisch ist Resogun ein spassiger Arcade-Titel der Freunden von Games in diesem Stil viel Freude machen wird.
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Fazit
Fazit
Die PlayStation 4 schafft den Bocksprung in die nächste Generation. Zwar springt sie nicht so weit wie die Xbox One und macht womöglich einen Salto weniger, landet dafür sauberer und in der Mitte. Die Xbox steht hier mit einem Fuss neben der Matte. Sony konzentriert sich auf das Gaming und die Gamer. Spiele sind das erste was erscheint, wenn man die Konsole startet und die sozialen Funktionen sind auf Gaming ausgerichtet. Bei Multimedia macht die PS4 Abstriche, scheint damit aber keine Probleme zu haben. Dazu ist die PS4 ein gutes Stück günstiger als ihr Kontrahent.
Mit dem neu gestalteten Dualshock-4-Controller und aktualisierter Hardware wird die PS4 noch einige Jahre für Freude im Wohnzimmer sorgen. Ein Kauf zum Launch ist aber nicht besonders lohnenswert. Einerseits weil die Konsole bis 2014 fast restlos ausverkauft ist, andererseits weil die richtig guten Spiele noch fehlen.
Alles in Allem macht Sony mit der PS4 aber vieles richtig. Die Konsole bringt neuen Wind in die Gaming-Branche und dürfte auch verwandte Märkte wie den PC-Games-Markt ankurbeln. Wir blicken gespannt in die Zukunft und freuen uns auf ein spannendes Rennen der Konsolen.
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