Test: Panasonic Lumix DMC-G70

Foto trifft Video

Normalerweise laufen meine Kameratests so ab, dass zuerst die fotografischen Möglichkeiten und Qualitäten unter die Lupe genommen werden, gefolgt von den Videofunktionen. Doch das würde der G70 nicht gerecht werden. Bei dieser Kamera verschmelzen die Bereiche auf raffinierte Weise – denn Fotos können bei der Panasonic auch hochstehende «Abfallprodukte» der Videofunktion sein. Zäumen wir also das Pferd von hinten auf.

Meisterhafte Videofunktion

Auflösung. Auf der höchsten Qualitätsstufe filmt die G70 in 4K, also mit einer Auflösung von 3840×2160 Pixel – wahlweise mit 24p oder 25p (Vollbilder pro Sekunde). Dabei beträgt die Bildrate satte 100 MBit pro Sekunde, oder anders gesagt: In dieser Auflösung verschlingt eine Minute Film ganze 750 MB auf der Speicherkarte, für eine Stunde werden 45 GB veranschlagt. Wenn Sie Ihre Ferien in dieser Qualität aufzeichnen möchten, sollten Sie wenigstens ein halbes Dutzend schnelle, grosse Speicherkarten einpacken.
Die nächstbeste Auflösung in Full-HD und 50 fps gibt sich mit 28 Mbit deutlich genügsamer; eine Stunde Film belastet die Speicherkarte mit geradezu bescheidenen 12.6 GB. Hingegen fehlt eine Zeitlupenfunktion, wie sie heute total angesagt ist.
Aufnahmefunktionen. Die Videofunktion wird jedoch noch weiter versüsst. Auf der Oberseite befindet eine dedizierte Aufnahmetaste. Sie steht zwar am richtigen Ort, ist aber leider so weit versenkt, dass sie trotzdem jedes Mal neu ertastet werden muss. Das integrierte Stereomikrofon kann über die Buchse an der Seite durch ein externes Mikrofon ergänzt werden. In den Menüs lassen sich ausserdem Windgeräusche unterdrücken und der Mikrofon-Pegel anpassen.
Display und Fokus. Das grosse, frei bewegliche Display ist bei Videos natürlich eine grosse Hilfe. Wie bereits erwähnt, kann die Schärfe durch ein Tippen auf dem Display an die gewünschte Stelle verlagert werden. Das funktioniert nicht nur zuverlässig, sondern auch unhörbar leise – selbst wenn nur mit dem eingebauten Mikrofon aufgezeichnet wird. Die Brennweite lässt sich jedoch nur über den Drehring ändern, was weiche Zooms mit diesem Objektiv praktisch verunmöglicht.
Video-Qualität. Die Videoqualität ist indes spektakulär. Die Wiedergabe von einem Synology-NAS auf einen modernen 75-Zoll-Fernseher bringt jenen «Wow!»-Effekt zurück, der vor langer Zeit der Gewöhnung weichen musste: Die knackig-scharfen Bilder und die hervorragenden Farben heben private Videos auf ein ganz neues Niveau – den passenden Rechner für die Nachbearbeitung vorausgesetzt. Bei unserem Test kam Final Cut Pro an einem iMac zum Einsatz, das den Schnitt problemlos bewältigte.
Kein NTSC. Allerdings gibt es bei der G70 auch einen happigen Nachteil: Die Kamera zeichnet nur im PAL-Format auf, also mit 25p (4K) oder 50p (Full-HD). Hingegen ist es nicht möglich, die Kamera auf NTSC umzuschalten, damit sie mit 30p resp. 60p filmt. Während das einigen Videografen egal sein dürfte, kann diese sinnlose und unverständliche Einschränkung zu einem K.O.-Kriterium werden – nämlich dann, wenn die Filme zum Beispiel mit jenen aus einem Smartphone gemischt werden, das mit 30p respektive 60p filmt. Bei dieser Mischung kommt es zwangsläufig zu feinen Rucklern. Kurz, wer mit 30p resp. 60 aufzeichnen möchte, muss sich die NTSC-Version zum Beispiel über Ebay im Ausland bestellen.

Video trifft Foto

Bevor wir zu den klassischen Fotofunktionen kommen, soll eine ziemlich spektakuläre Eigenheit der G70 gewürdigt werden: die Aufzeichnung von bis zu 30 Fotos mit einer 8-Mpx-Auflösung! Dabei handelt es sich genaugenommen um ein 4K-Video mit 30 fps, das einfach in seine Einzelbilder zerlegt wird. Diese werden anschliessend als JPEG-Dateien gespeichert, Raw-Aufnahmen sind bei diesem Tempo nicht möglich.
Aus der Bilderreihe werden die Favoriten ausgewählt und als JPEG gesichert
Quelle: PCtipp
Wird ausserdem die Funktion «Pre-Burst» zugeschaltet, zeichnet die Kamera konstant die letzten Sekunden auf, ohne die Bilder zu speichern. Erst wenn der Auslöser gedrückt wird, landet die vorhergehende und die nachfolgende Sekunde auf der Speicherkarte. Anschliessend werden auf dem Display die gewünschten Aufnahmen ausgewählt und als reguläre JPEG-Fotos auf der Karte abgelegt. Papi verpasst also nie wieder den grossen Moment, wenn Junior auf dem Sportplatz punktet! Allerdings muss die Funktion mit Bedacht gewählt werden, weil der Akku ungleich viel stärker belastet wird.
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