Tests
25.02.2019, 10:18 Uhr
Hands-on: der Budget-Zweitbildschirm des LG V50
Wer kein Geld für ein kostspieliges Klapp-Handy von Huawei oder Samsung hat, kann sich eventuell ein LG V50 leisten. Das ist zwar nicht faltbar, hat aber auf Wunsch dennoch ein zweites Display.
Die zwei neusten Handys von LG sind auf den ersten Blick gar nicht so spektakulär. Das V50 ThinQ sieht aus wie eine leicht verbesserte Version des V40 und das G8 ThinQ ist das neuste Spitzenmodell, das wie üblich mit etwas mehr Leistung und einem aktualisierten Design aufwartet. Aber es wäre nicht LG, wenn nicht etwas im Busch wäre.
Im Fall des V50 sind es zwei Dinge: 5G und Dual Screen
5G ist für die Nutzer aktuell noch ein wenig unspektakulär, da die Infrastruktur dafür schlicht noch nicht vorhanden ist. 5G ist also eher eine Investition in die (nahe) Zukunft, was aber bei einer schnelllebigen Gerätekategorie wie Smartphones ein schwieriges Verkaufsargument ist. LG hat die Technologie an seiner Präsentation nicht gerade attraktiver gemacht. Statt handfester Daten und Beispiele gab es viel Geschwurbel darum, wie schwierig die Entwicklung gewesen sei. Dennoch: LG scheint mit seinen Partnern Sprint und Qualcomm ein solides Netzwerk für die Entwicklung 5G-fähiger Smartphones zu haben, was für die Zukunft positiv stimmt.
Spannender ist der Dual Screen. Dabei handelt es sich um eine Art Antwort von LG auf die aktuellen Falt-Handys. Der Dual Screen von LG ist eine Foliohülle, die ein zweites Display in den Hüllendeckel einbaut. Statt also ein Display zu krümmen und aus zwei Smartphone-Displays zu machen, kreiert LG ein Smartphone mit zwei individuellen Displays. Das Desktop-Äquivalent wären wohl zwei separate Monitore anstelle von einem faltbaren Riesenmonitor.
Die LG-Variante hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber den Falt-Handys von Huawei und Samsung: Die Technologie ist vergleichsweise simpel. Das führt zu niedrigeren Preisen und weniger Kinderkrankheiten. Die Hardware selbst ist so elementar, dass viele Bugs wahrscheinlich sogar per Software-Updates gelöst werden können.
In der Praxis funktioniert der Dual Screen ordentlich. Bei meinem Testmodell funktionierte alles mehr oder weniger wie erwartet. Manchmal erschienen Dinge jedoch nicht auf dem korrekten Display oder zumindest nicht auf dem, auf dem ich es erwartet hätte. Beispielsweise öffnete sich eine App auf dem linken Display, obwohl das App-Icon auf dem rechten Display platziert war. Grössere Probleme konnte ich in meinem kurzen Hands-on jedoch nicht feststellen. Für ein Vor-Release-Modell ist das in Ordnung. Latenz gibt es ebenfalls keine merkliche. Der Dual Screen verwendet ein speziell für den Zweck entwickelten Wi-Fi-Standard und verbindet sich über drei unauffällige Pins mit dem V50. Diese versorgen das zweite Display zudem mit Strom.
Das Folio an sich ist unauffällig gestaltet und nicht sonderlich dicker als herkömmliche Foliohüllen. Sehr praktisch ist das Design der Scharniere. Diese lassen sich um 360 Grad drehen, ähnlich wie bei einigen neuen Convertible-Laptops.
Etwas schade ist die Qualität des zweiten Displays, das nicht an dasjenige des V50 heranreicht. Nicht nur ist das Dual Display um 0,2 Zoll kleiner, die Bildqualität ist auch nicht ganz identisch. Der Weissabgleich zwischen den beiden Displays ist nicht exakt gleich, was bei unterschiedlichen Panels normal, aber unschön ist.
Fazit
Die Idee des zweiten Displays in einem kompakten Folio ist sehr gut. Die Umsetzung in Ordnung und für einen Erstling absolut okay. Allerdings stellt sich doch die Frage, wie lange LG die Technologie weiter unterstützen will. In den vergangenen Jahren hat LG mit jedem neuen Flaggschiff ein spannendes Gadget eingeführt, man erinnere sich an die modularen Accessoires des G5 oder das bananenförmige G Flex. Jeweils ein Jahr später war von der grossen Innovation des Vorjahres nichts mehr zu sehen, wohl weil die grossen Verkäufe ausblieben. Beim Dual Screen wäre das schade, da er eine günstigere Alternative zu den biegbaren Displays darstellt und funktional gesehen durchaus Sinn macht. Es wäre aber kaum verwunderlich, wenn LG 2020 ein Smartphone zeigen würde, das sich diagonal falten lässt und dabei nach Fruchtsalat riecht.
Preis und Erscheinungsdatum des V50 und dem Dual Screen sind noch nicht bekannt. Gerade für den Dual Screen dürfte der Preis massgeblich am Erfolg teilhaben.
Kommentare
Es sind keine Kommentare vorhanden.