Kraftvoll, aber niedlich
18.10.2021, 08:00 Uhr
Test: Apple iPad mini 6 (2021)
Es ist nicht leicht, zu sagen, woran es liegt: Aber der Winzling strahlt einen ungemeinen Charme aus.
Nach einer langen Zeit des Stillstands bekommt das iPad mini ein Update, das sich gewaschen hat. Sein Design reiht sich nahtlos beim iPad Pro mit 12,9 Zoll respektive 11 Zoll ein, allerdings mit einer Diagonale von nur 8,3 Zoll.
Das iPad mini im direkten Vergleich
Quelle: Apple Inc.
Das Display
Erledigen wir zuerst das Thema, was das iPad mini im Vergleich zum iPad Pro nicht kann, denn viel ist da nicht: Der grösste Unterschied ist das fehlende ProMotion-Display, Apples Marketing-Begriff für die variable Wiederholrate von bis zu 120 Hertz. Beim iPad mini ist bei 60 Hertz das Ende der Fahnenstange erreicht. Gewöhnt an die höhere Bildrate, fällt das am Anfang zwar auf – aber viel zu wenig, um ernsthaft zu stören. Denn die Grösse des Displays spielt beim Eindruck eine zentrale Rolle: ProMotion wirkt auf dem iPad Pro mit 12,9 Zoll viel spektakulärer als auf dem iPhone 13 Pro mit 6,1 Zoll.
Ansonsten gibt es am Display nicht das Geringste auszusetzen. Es ist vollständig laminiert und aktiviert sich bei Berührung – aber im Gegensatz zu den iPhones wird es nicht geweckt, wenn es nur angehoben wird. Der erweiterte Farbraum P3 wird vollständig abgedeckt, sodass Foto und Videos im besten Licht erstrahlen. Vor allem aber unterstützt es Apples True-Tone-Technologie, bei der die Farbgebung an das Umgebungslicht angepasst wird. Der Eindruck, der dabei entsteht, ist so angenehm, dass er sich nicht beschreiben lässt; man muss ihn erlebt haben.
Auffällig ist die Positionierung der Symbole – vor allem, wenn in der Einstellung «Home-Bildschirm & Dock» die grossen App-Symbole angewählt werden. Der Leerraum zum Displayrand ist für meinen Geschmack etwas zu gross geraten – aber das will nichts heissen.
Die Ränder um die Symbole sind etwas arg gross geraten
Quelle: PCtipp.ch
Touch ID und andere clevere Tasten
Ob der zweite grosse Unterschied ein Vor- oder Nachteil ist, liegt allein im persönlichen Ermessen. Statt dem Gesichtsscanner Face ID kommt beim iPad mini der Fingerscanner Touch ID zum Einsatz, der in der Standby-Taste verbaut ist. Das wäre beim iPhone heute ein klarer Pluspunkt; doch weil ein iPad längst nicht so oft mit aufgesetzter Maske entsperrt wird, relativiert sich das.
Die Touch ID funktioniert hervorragend und praktisch ohne Verzögerung. Der Finger muss nicht über die Standby-Taste geführt werden; es reicht, ihn einfach aufzulegen. Das Einzige, was diese Technik ausbremsen kann, ist das Muskelgedächtnis. Gewöhnt an die Face ID, habe ich mich regelmässig dabei ertappt, dass ich das iPad mini angestarrt und darauf gewartet habe, dass etwas passiert. Oder dass ich der Aufforderung nachgekommen bin, den Code einzugeben, weil den alle Apple-Geräte manchmal sehen möchten. Dabei hätte es gereicht, kurz den Finger aufzulegen.
Umgewöhnung: Das Gesicht taugt nicht für die Entsperrung
Quelle: PCtipp.ch
Typisch Apple. Ein Detail am Rande, das so typisch für Apple ist: Wird das iPad mini im Querformat gehalten, befinden sich die Lautstärke-Tasten auf der Seite: die obere macht natürlich lauter, die untere leiser. Wird das Gerät um 180 Grad gedreht, tauschen die beiden Tasten automatisch ihre Funktion, sodass weiterhin die obere Taste die Laustärke aufdreht. Wer von dieser Liebe zum Detail unbeeindruckt bleibt, hat es wohl nicht so mit Technik.
Die Kameras
Die einzelne hintere Kamera ist deutlich einfacher gestrickt als beim iPad Pro. Sie löst wie bei allen aktuellen Mobilgeräten von Apple mit 12 Mpx auf, Videos sind in 4K mit 60 fps möglich. Mit einer Brennweite von 29 Millimetern (auf Vollformat umgerechnet), bietet sie einen guten Kompromiss zwischen einem deutlichen Weitwinkel, aber ohne auffällige Verzerrungen. Für einen schnellen Start gibt es zwar kein Kamerasymbol auf dem Sperrbildschirm, aber ein Wischen von rechts nach links erfüllt denselben Zweck.
Was hingegen stört, ist der abstehende Kamerabuckel. Er lässt das iPad mini auf dem Tisch kippeln und sorgt für ungute Gefühle, wenn das Gerät auf einer kratzempfindlichen Unterlage liegt. Meinetwegen hätte Apple die Kamera gerne so weit abspecken können, dass sie wie bei den einfachsten iPad-Modellen flächenbündig verbaut ist. Wie viele Anwender müssen unterwegs Situationen dokumentieren und haben kein iPhone (oder wenigstens ein anderes Smartphone) dabei?
Den hätte es wirklich nicht gebraucht
Quelle: PCtipp.ch
Dank der Leistungsfähigkeit der A15-CPU unterstützt die vordere Kamera bei Videochats auch «Center Stage»: Dabei wird die Person immer im Blickfeld gehalten, als würde ihr ein Kameramann folgen. Tatsächlich wird jedoch in Echtzeit ein Ausschnitt vergrössert, der so weich durchs Bild läuft, dass der Vorgang von einer beweglichen Kamera praktisch nicht zu unterscheiden ist.
18.10.2021