APS-C-Kamera
03.11.2022, 09:00 Uhr
Canon EOS R7 im Test
2022 hat es Canon doch noch geschafft, eine gute, spiegellose APS-C-Kamera auf den Markt zu bringen.
Die neuste Ladung APS-C-Kameras von Canon überzeugt
(Quelle: Canon)
Es gibt Kameras, die inspirieren einen durch ihre reine Anwesenheit. Die Canon EOS R7 ist keine davon. Dafür bietet die Kamera fast alles, was man sich wünschen könnte, zu einem bezahlbaren Preis. Damit ist die R7 perfekt für Fotografen, die ihre Kamera als Werkzeug sehen, das einfach den Job erledigen soll.
Ausstattung & Bedienung
Anders als noch bei den M-Mount-Kameras bietet Canon bei der R7 ein gehobenes Angebot, das für anspruchsvolle Amateure wie auch Profis ordentlich etwas bietet. Die R7 verwendet einen Bildstabilisator im Gehäuse, mit dem bis zu sieben Stops kompensiert werden können. Dazu kommt ein überarbeitetes Autofokus-System mit Tracking-Erkennung für Menschen, Tiere und Fahrzeuge. Vermissen kann man praktisch nichts. Bei den Anschlüssen gibt es Steckplätze für Mikrofon und Kopfhörer (3,5 mm), MicroHDMI, USB-C und einen Klinkenanschluss für Canon-Fernbedienungen. Natürlich lässt sich Letzteres auch per Smartphone erledigen.
Für den Speicher sind zwei SD-Kartenslots seitlich eingebaut, wie man sich das von Canon gewöhnt ist. Als Akku kommt der bewährte LP-E6NH zum Einsatz. Dieser ist beim Einsatz mit Display für bis zu 660 Bilder vorgesehen. Diese Angaben werden aber unter sehr strengen Bedingungen ermittelt. In der Praxis ist üblicherweise mehr möglich.
Als Anzeige gibt es ein handelsübliches 3-Zoll-Display mit Touch und einem komplett drehbaren Scharnier. Der elektronische Sucher bietet 2,36 Millionen Pixel und eine nicht näher beschriebene Bildwiederholrate. Technisch gesehen sind weder Sucher noch Display besonders auffällig, bieten aber eine vergleichbare Kost zu den Angeboten der Konkurrenz und sind den üblichen Aufgaben einer Kamera bestens gewachsen.
Bei der Bedienung ist man als bestehender Canon-Nutzer schnell drin. Kommt man von einem anderen Kamerasystem her, wird es etwas merkwürdig. Canon hat einen sehr eigenen Stil und bringt mit der R7 sogar noch ein paar zusätzliche Eigenheiten mit sich. Als Erstes fällt beispielsweise das Steuerungsrad auf der Rückseite auf. Dieses ist flach platziert, wie man es beispielsweise noch von der EOS 7D her kennt, allerdings nicht etwa gross und zentral, sondern eher klein und weit oben an der Ecke des Displays. Dazu kommt ein Joystick in der Mitte des Rades, mit dem unter anderem der Fokuspunkt verschoben wird. Die Platzierung an sich ist deutlich bequemer zu bedienen als das grosse Rad von 7D und Co. Allerdings passiert es schon mal, dass man aus Versehen den Joystick antippt. Für Menschen mit besserer Feinmotorik als ich dürfte das allerdings kein Problem sein.
Ansonsten sind die Bedienelemente der R7 etwa Canon-typisch, sowohl im Guten als auch im Schlechten. Mein persönlicher Nerv-Faktor Nummer Eins ist die Insistenz, den Menü-Knopf als «Zurück»-Knopf zu verwenden, diesen aber als einzigen Button oben links am Körper der Kamera zu befestigen. Dadurch ist es praktisch unumgänglich, den Kamera-Body mit beiden Händen zu halten, um das Menü zu verwenden.
Sensor & Bildqualität
Für die Bilder ist ein neu entwickelter Sensor zuständig. Dieser liefert 32,5 Mpx im APS-C-Format und ist somit endlich ein guter APS-C-Sensor in einer spiegellosen Canon-Kamera. Qualitativ überzeugt der Sensor in praktisch allen Belangen. Die dynamische Reichweite ist stark, die Farben akkurat. JPG-Dateien direkt aus der Kamera sind eher unspektakulär, aber realistisch. Für kreativere Arbeiten gibt es ja RAW. Auch bei hohen ISO-Werten bleibt die Bildqualität stark, das Bildrauschen schwach. In unserem Test konnten wir im JPG-Format bis 6400 ISO sehr brauchbare Bilder schiessen. Im RAW-Format geht da noch mehr. In unserem Test tendierte die R7 zu leicht dunkleren Bildern als andere Kameras. Das besonders in Situationen mit hoher dynamischer Reichweite. Das ist nicht unbedingt schlecht, da so überbelichtete Spitzen vermieden werden, während das Gros der dunklen Teile noch immer detailliert sind. Gerade im RAW-Format ist sowas sehr gut, da das Maximum an Informationen eingefangen wird. Für JPGs direkt aus der Kamera wäre eventuell mehr Helligkeit auf Kosten von Details eine bessere Option.
Die Bildstabilisierung im Body funktioniert ebenfalls bestens und ermöglicht es, auch bei schwachem Licht noch aus der Hüfte zu fotografieren. Den neuen Autofokus haben wir mit den zwei jungen Büsis Jason und Jamila (@jason_and_jamila auf Instagram) ausprobiert und können sagen: ganz schön stark. Das Augen-Tracking funktioniert hier besonders gut, allerdings nur dann, wenn die Katze auch mehr oder weniger in Richtung Kamera schaut.
An Details mangelt es der R7 nicht
Quelle: lpd / PCtipp / @jason_and_jamila
Das Augen-Tracking hat gut funktioniert, ist aber bei sehr schnellen Bewegungen überfordert
Quelle: lpd / PCtipp / @jason_and_jamila
In Sachen Video geht die EOS R7 gewohnte Wege. UHD gibt es im 16:9-Format (3840 × 2160) mit maximal 60 Bildern pro Sekunde. Dabei geht der Supersampling-Modus, der den gesamten Sensor verwendet, bis maximal 30 B/s. In Full-HD sind bis zu 120 B/s möglich. Allzu fortgeschrittene Video-Features gibt es nicht, allerdings ist Canon Log 3 mit 10 Bit 4:2:2 machbar. Die Bitraten nutzen dabei etwas das Machbare für eine Kamera mit SD-Karten aus. 4K-Video mit 30 FPS schreibt je nach Einstellungen zwischen 60 und 170 Mbps.
Objektive & System
Zwar sind weder Canon-APS-C-Systeme noch das RF-System neu, die Kombination davon jedoch schon. Entsprechend ist das Angebot an nativen Objektiven für RF-Kameras mit APS-C-Sensor noch äusserst begrenzt. Wir konnten die Kamera mit dem Kit-Objektiv testen. Dieses kommt mit einer Brennweite von 18 bis 150 mm und einer maximalen Blendenöffnung von ƒ/3.5 – 6.3 daher. Das ist äusserst flexibel, qualitativ aber nicht gerade berauschend. Alternativ gibt es noch das RF-S 18 – 45 mm ƒ/4.5 – 6.3, das etwas kompakter ist, qualitativ aber etwa gleich.
Die R7 wird in jedem Fall mit einem Adapter für EF- und EF-S-Objektive ausgeliefert. Damit können bisherige Canon-Spiegelreflex-Nutzer ihre alten Objektive weiter gebrauchen. Dieses Ökosystem ist dann, entgegen dem RF-System, gigantisch. Allerdings teilweise auch etwas angestaubt. Ob man sich als neuer Canon-Nutzer noch alte EF-Objektive kaufen will, ist fraglich, auch wenn viele davon gut gealtert sind. Ebenfalls kompatibel sind die RF-Objektive für Vollformat-Kameras. Allerdings sind diese nicht für den kleineren APS-C-Sensor konzipiert. Das ist vor allem bei den Brennweiten relevant, da der APS-C-Sensor diese zuschneidet und somit verlängert. Bei gewissen Objektiven ist das nicht weiter schlimm. Ein 35-mm-Objektiv wird zu einem 52,5-mm-Objektiv, was relativ Standard ist. Bei anderen Objektiven wird es aber merkwürdig. Zudem sind extreme Weitwinkel praktisch unmöglich.
Soll heissen: Für bestehende Canon-Besitzer mit einem ordentlichen Arsenal an Objektiven ist die R7 ein lohnendes Upgrade. Wer neu in das System einsteigen möchte, hat aber eine sehr begrenzte Auswahl an neuen Objektiven.
Fazit
Die Canon EOS R7 ist die spiegellose APS-C-Kamera, die Canon-Nutzer eigentlich wollten, als die M-Serie angekündigt wurde. Sie ist keine weltbewegende Neuerung, aber ein sehr guter Einstieg und eine ernstzunehmende Konkurrenz für Sony und Fujifilm. Was die R7 jetzt noch braucht, ist eine breitere Auswahl an nativen Objektiven.
Testergebnis
Ausstattung, Verarbeitung
Objektivangebot, Bedienung
Details: 32,5 Mpx, APS-C, ISO 100-32’000, Bildstabilisator, 3-Zoll-Touch-Display, 15 FPS, UHD 3840 × 2160/60p, 2 × SD (UHS-II), USB-C, HDMI-D, Mikrofonanschluss, Kopfhöreranschluss, Wi-Fi, 612 g (mit Akku/Speicherkarten)
Preis: ab Fr. 1359.-
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