Tests 31.05.2011, 07:00 Uhr

Testduell: PlayBook gegen iPad 2

Welches Gerät macht die bessere Figur und welches Tablet ist im Arbeitsalltag eher zu gebrauchen?
Fast zwei Jahre lang konnte sich Apple auf dem Tablel-Markt nahezu allein austoben und Nutzer sowie Entwickler an sich binden. Nicht nur bei Privatkunden, auch in Unternehmen kommt der Tablet-Formfaktor an. In Unternehmen hält sich aber zu Recht die Skepsis, wenn es um die Verwaltung der Geräte geht. BlackBerry-Hersteller Research in Motion will diese Nische nutzen, um das BlackBerry PlayBook, ein 7 Zoll grosses Tablet, im Markt zu platzieren.
Das PlayBook ist mit seinem 7 Zoll grossen Touchscreen deutlich kleiner als das iPad, bei der eigentlichen Auflösung ist der Unterschied aber geringer: Während das iPad Inhalte mit 768 x 1024 Pixeln anzeigt, liegt die Auflösung des PlayBooks bei 1024 x 600 Pixel. Anders als beim iPad hält man das PlayBook bei der Nutzung meist quer. Das klappt von Anfang an recht gut, vor allem durch die gummierte Rückseite und das kleine Gewicht liegt das RIM-Tablet gut in der Hand.
Beim getesteten RIM PlayBook handelt es sich um eine in den USA gekaufte Version des Tablets. Es ist also kein Vorabgerät, sondern kann bereits erworben werden. Allerdings gibt es noch keinen offiziellen Starttermin für den Verkauf. RIM spricht aktuell noch vom zweiten Quartal. Bis zum Verkauf erscheinen also möglicherweise noch Software-Updates, die einige der hier besprochenen Punkte umverteilen. Interessant ist, dass sich RIM beim Preis anscheinend an Apple orientiert: Das billigste PlayBook ist für 499 US-Dollar zu haben, anschliessend geht es in 100-Dollar-Schritten bis zu 699 Dollar. Die Geräte unterscheiden sich nur durch den verfügbaren Speicher.
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Das Betriebssystem unter der Lupe

Betriebssystem: QNX gegen iOS
Apple kann mit iOS ein etabliertes Betriebssystem vorweisen, das mittlerweile Version 4.3 erreicht hat. Dazu kommt eine grosse Entwicklergemeinde, die nahezu für alle Probleme eine passende App als Lösung vorweisen kann. Der App Store ist etabliert und hat das App-System, bei dem eine Anwendung komplett in ein Paket gepackt und über ein zentrales System kostenpflichtig oder gratis zur Verfügung gestellt wird, als De-Facto-Standard für mobile Geräte gesetzt.
RIM setzt auf dem PlayBook QNX dagegen. QNX ist keineswegs neu, das Betriebssystem kam aber bislang vor allem als Embedded-System zum Einsatz, so arbeitet es beispielsweise in der Automobilindustrie oder in Nuklearanlagen. Es gilt als besonders robust. Die Oberfläche des PlayBook wurde in Kooperation mit Adobe erstellt. Das ist mit ein Grund, warum die Flash-Unterstützung so tief in das System verankert ist. RIM orientiert sich stark an Apple: Auch beim PlayBook werden Applikationen in erster Linie über den Marktplatz, hier App World genannt, ausgewählt, bezahlt und installiert.
In der Praxis merkt man den Unterschied zwischen beiden Tablets vor allem beim Multitasking: Auf dem PlayBook wischt man einfach von unten nach oben und die aktuelle Anwendung wird minimiert, läuft aber auf Wunsch im Hintergrund weiter. Anschliessend kann man sie komplett beenden oder eine andere App in den Vordergrund holen. Das ist deutlich eleganter und intuitiver als beim Apple-Gerät.
Das iPad und iOS können indes einen anderen Punkt für sich entscheiden: die App-Vielfalt. Das Betriebssystem ist zwar bei beiden Geräten stabil, Apple bietet aber deutlich mehr Applikationen. iOS ist zudem meist die erste Plattform, für die neue Apps zur Verfügung stehen.
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Browser: Flash, HTML5 und JavaScript

Browser: Flash, HTML5 und JavaScript
Beim Zugriff auf das Internet könnte die Einstellung der Unternehmen verschiedener nicht sein. Während Apple die Flash-Technologie konsequent ablehnt, kooperiert RIM mit Adobe, um Flash möglichst gut zu integrieren. Und das macht sich beim Surfen im Alltag deutlich bemerkbar. Wo der Safari-Browser lediglich Fehlermeldungen bringt, gibt der Browser des PlayBook sowohl einfache Videos wie auch komplexere Inhalte nach einer Ladezeit wieder.
Davon abgesehen nehmen sich die beiden Browser nicht viel, nutzen sie doch beide Webkit als Grundlage. Beim HTML5-Benchmark The HTML5 Test schlägt sich das PlayBook ein wenig besser, dafür kann vor allem das iPad 2 bei den Ladezeiten besser abschneiden.
Vor allem grössere Webseiten laden beim Surfen mit dem iPad 2 deutlich geschmeidiger, es muss weniger nachladen. Scheinbar ist der PlayBook-Browser auch noch nicht ganz ausgereift, immer wieder kam es im Test zu Abstürzen des Browsers. Vor allem, wenn mehrere Tabs geöffnet waren. Zudem kann das Apple-Gerät seine Grösse ausspielen, dank des 10-Zoll-Displays surft es sich auf der Couch deutlich bequemer.
RIM hat technisch dennoch die Nase vorn: Das PlayBook kann über einen zweiten Browser direkt auf Ressourcen hinter der Unternehmens-Firewall zugreifen. Das geht allerdings nur, wenn die sogenannte BlackBerry Bridge zur Verfügung steht. Dabei wird zwischen BlackBerry-Smartphone und dem Tablet eine Bluetooth-Verbindung aufgebaut. Das PlayBook kann anschliessend den BlackBerry als Modem und direkte Verbindung ins Unternehmensnetzwerk nutzen. Damit kann das Tablet beispielsweise auf Intranetsysteme oder interne Webanwendungen zugreifen, ohne dass auf dem PlayBook selbst eine VPN- oder ähnliche Konfiguration vorgenommen werden muss. Die BlackBerry Bridge liefert eine separate, vom restlichen System getrennte Umgebung und speichert, abgesehen von einem verschlüsselten Cache, keine Dateien auf dem Gerät.
Apple liefert das iPad alternativ in einer 3G-fähigen Variante aus. Diese ist bei RIM noch im Planung, aktuell behilft sich das PlayBook aber mit einem Trick: Es kann nicht nur über Hotspots surfen, die von Smartphones erzeugt werden, es kann diese auch via Bluetooth als Modem verwenden.
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Lokale iOS-Clients gegen BlackBerry Bridge

E-Mail: Lokale iOS-Clients gegen BlackBerry Bridge
Neben dem Browser ist das Empfangen und Versenden von E-Mails ein zentraler Bestandteil beim Einsatz von Tablets. Das iPad glänzt hier: Nahezu alle E-Mail-Systeme lassen sich mit dem iPad verbinden, darunter Exchange, MobileMe, Googlemail, Google Apps sowie IMAP-, POP3-, LDAP- oder SMTP-Konten.
Hier kann das PlayBook in der aktuellen Form nicht mithalten: Dem Gerät fehlt es komplett an einem eigenständigen E-Mail-System, zumindest in der aktuellen Version. RIM will die Funktion im Sommer nachliefern. Damit soll das PlayBook ein kompletter BlackBerry werden. Dann sind E-Mails auf dem Tablet zwar möglich, aber nur, wenn ein BES, BES Express oder BIS zur Verfügung steht. Dafür lässt es sich über eine kostenlose Version des Servers zentral verwalten.
Anschlüsse: Das iPad (links) setzt auf den Connector Dock, das PlayBook (rechts) bringt dagegen Standardanschlüsse für USB und HDMI mit
In Kombination mit einem BlackBerry-Smartphone kann die BlackBerry Bridge einen Teil der fehlenden Funktionen abfangen: Erneut nutzt das System Bluetooth, um sich mit dem Smartphone zu verbinden. Sobald die beiden Geräte kommunizieren können, verwandelt sich das Tablet in einen Thin Client für das Smartphone: Vom PlayBook aus lassen sich die Kontakte, E-Mails, Notizen und der BlackBerry Messenger aufrufen. Solange die Verbindung zwischen beiden Geräten besteht, kann man wie gehabt arbeiten. Bricht sie ab, werden die Anwendungen auf dem Tablet sofort gesperrt. Abgesehen von einem verschlüsselten Zwischenspeicher bleiben keine Informationen auf dem Tablet.
Die Bridge und der Browser können zwar einen Teil der E-Mail- und PIM-Funktionen abfangen, dennoch ist die direkte Integration wie beim iPad deutlich bequemer. Und gerade von einem BlackBerry-Gerät erwartet man einen umfangreichen und guten E-Mail-Client. Bis also das versprochene Update kommt, hat Apple die Nase vorn.
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Die Geräte im Unternehmen

iPad 2 und RIMs PlayBook im Unternehmen
BlackBerry war lange das Synonym für Smartphones im Unternehmen, Apple knabbert noch an dieser Hürde. Auch wenn Apple dort ebenfalls populär wird, so unterscheiden sich beide Geräte fundamental: Während Business-Funktionen bei iPad und Co. nachträglich geliefert wurden, durch Updates oder komplett separate Apps, sind Verwaltungs- und Unternehmensfunktionen im PlayBook von Anfang an vorgesehen.
Das zeigt sich beispielsweise an der integrierten Verschlüsselung. Erfolgt der Datenzugriff über die BlackBerry Bridge, lagern mit Ausnahme der Cache-Daten keine Informationen auf dem Tablet. Und selbst der Cache ist per AES 256 verschlüsselt. Geht das Tablet also verloren, sind die Firmendaten dennoch geschützt. Das PlayBook lässt sich ausserdem über ein Passwort schützen, wird dieses zu oft eingegeben, löscht das Gerät.
Auch beim Verarbeiten und Zeigen von Dokumenten hat das PlayBook nach dem Auspacken leicht die Nase vorn: Von Haus aus ist die Documents to Go Office Suite in der Premium-Version vorinstalliert und für das Tablet optimiert. Diese Integration zeigt sich beispielsweise, wenn ein Fernseher oder Beamer per HDMI angeschlossen ist: Slideshow to Go bietet dann einen Präsentationsmodus, bei dem auf dem Fernseher die aktuelle Slide angezeigt wird. Auf dem Tablet sieht man ebenfalls die Folie und zudem etwaige hinterlegte Notizen. Documents to Go steht auch für iOS zur Verfügung, allerdings fehlt hier eine entsprechend tiefe Integration wie etwa der Präsentationsmodus.
Dafür schwächelt das PlayBook bei einem anderen wichtigen Feature: Es verfügt über keinerlei Druckfunktionen. Anfangs war diese zwar auch für das iPad nicht verfügbar, inzwischen stehen mit AirPrint und Cortado Workplace aber mindestens zwei Optionen zur Verfügung.
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Das Fazit

Fazit
iPad: Apple hat den grossen Vorteil, dass ein viele Apps und zahlreiches Zubehör verfügbar ist
Es wird eng für das iPad: Auch wenn sich Apple aktuell dank seines grösseren Formfaktors und des gut bestückten App-Marktplatzes die Krone im Tablet-Markt sichern kann, so kommt mit dem Playbook zumindest im Unternehmensbereich ein ernsthafter Konkurrent auf den Markt. Denn anders als etwa die Android-Tablets, die langsam in den Markt drängen, bietet das PlayBook Unternehmen klare Vorteile: Zumindest, soweit bereits eine BlackBerry-Lösung im Einsatz ist. Durch die BlackBerry Bridge können Anwender sofort über eine gesicherte Verbindung auf Firmenmails zugreifen. Eine Konfiguration der Postfächer ist nicht notwendig. Auch macht die Integration des Office-Pakets einen deutlich runderen Eindruck als beim iPad. Und auch der Browser spielt dank der Flash-Unterstützung in der Oberklasse.
Administratoren bereitet das Playbook deutlich weniger Kopfschmerzen bei der Verwaltung: Sensible Daten lagern auf dem Smartphone und dieses lässt sich weiterhin komplett über den BES oder BES Express verwalten, bleiben also unter der Kontrolle des Unternehmens. Gleiches gilt, wenn im Sommer wirklich das versprochene Update für das PlayBook erscheint. Das Tablet ist dann lediglich ein weiterer BlackBerry, samt allen Verwaltungsmöglichkeiten.
PlayBook: Dem Herausforderer fehlt es noch an Anwendungen, aber die Grundlagen sind vielversprechend
Dafür kann das iPad seinen grösseren Formfaktor in die Waagschale werfen. Gerade wenn man zu Hause oder im Büro bequem surfen möchte, macht sich jedes Zoll bemerkbar. Zahlreiche Websitebetreiber haben ihre Seiten ausserdem für das Gerät optimiert oder liefern spezielle Ausgaben an iPad-Nutzer. Apple-Nutzer profitieren zudem von zahlreichen Applikationen oder viel Zubehör handelt.
Es bleibt abzuwarten, ob RIM die hohen Erwartungen erfüllen kann, die der Konzern auf der BlackBerry-World geschürt hat: Mit im Sommer erscheinenden Software-Aktualisierungen soll das PlayBook nicht nur ein vollwertiger BlackBerry werden, sondern beispielsweise auch Android-Applikationen direkt installieren und ausführen können.
Der Vergleich von iPad 2 und RIMs PlayBook wurde von unserem Computerwoche-Kollegen Moritz Jänger durchgeführt.



Kommentare
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Lunerio
02.06.2011
Ich schätze mal ein das soll eine Ironie sein? Ansonsten: LOL 3D Display wie bei 3DS! LOL!