Test: Sony a6300
Fotografische Möglichkeiten
Fotografische Möglichkeiten
Die a6300 ist der bestens ausgestattete Spielplatz für alle, die von Funktionen nie genug bekommen. Zum einen bietet die Kamera viele solide Möglichkeiten, die man heute von einem gehobenen Gerät erwartet. Zum anderen lässt sie sich über Apps deutlich erweitern. Zum Standardumfang gehören:
Motivprogramme. Die Motivprogramme sind zahlreich und nützlich. Sie umfassen so typische Szenen wie Sport, Portraits, Landschaft und mehr. Dabei zieht die Kamera alle Register. Wird zum Beispiel Portrait angewählt, wird die grösstmögliche Blende für einen unscharfen Hintergrund angewählt; die Hauttöne werden bei den JPEGs optimiert und die Kamera fokussiert automatisch auf jenes Auge, das näher bei der Kamera ist.
Dynamikumfang und HDR. Für kontrastreiche Szenen, die den Sensor überfordern, bietet die a6300 zwei Einstellungen. Die eine optimiert die Lichter und Schatten bereits in der Kamera, wobei auch in RAW fotografiert werden kann. Diese optionale Funktion kann dauerhaft eingeschaltet bleiben. Die automatische HDR-Funktion schiesst hingegen in schneller Folge drei unterschiedlich belichtete Bilder und setzt diese zu einer neuen Szene zusammen – allerdings funktioniert sie nur mit JPEG-Dateien.
Panorama. Die allseits beliebten Panoramen werden erzeugt, indem die Kamera über eine Szene bewegt wird. Die a6300 meistert diese Disziplin meistens ohne sichtbare Übergänge.
Farbgebung. Und dann sind da noch die unterschiedlichen Farbabstimmungen. Fertige Zusammenstellungen wie Neutral, Lebhaft, Portrait oder Landschaft sorgen dafür, dass die persönlichen Vorlieben befriedigt werden. Bei jeder Einstellung können der Kontrast, die Sättigung und die Schärfe angepasst werden, um den eigenen Stil zu verfeinern.
RAW-Entwicklung. Leider lassen sich die RAW-Dateien in der Kamera nicht nachträglich entwickeln. Um den eigenen Stil zu finden, müssen Sie also das Motiv vor Ort mit allen möglichen JPEG-Einstellungen ablichten. Diese Kröte dürfte für viele Interessenten schwer zu schlucken sein.
Geräuschlose Aufnahme. In den Menüs wird die a6300 mit dieser Funktion zum Schweigen gebracht. Die Kamera löst jetzt tatsächlich unhörbar leise aus. Das geht allerdings zulasten einiger Funktionen, wie zum Beispiel schnelle Serienbilder, Bildeffekte, Auto-HDR und mehr.
Apps für die Kamera
Über Apps lässt sich der Funktionsumfang in alle Richtungen erweitern. Dazu gehören zum Beispiel Programme für die Langzeitbelichtung, aber auch hilfreiche Apps, um die Fotos beim Ausschalten der Kamera automatisch auf das Smartphone zu übertragen.
Mein persönlicher Favorit: Mit der kostenlosen App Touchless Shutter wird die Kamera ausgelöst, wenn die Hand an das Sucherokular herangeführt wird – unheimlich nützlich bei Stativaufnahmen und langen Belichtungszeiten. Eine Übersicht über die verfügbaren Apps und deren Preise finden Sie hier.
Autofokus
Der Autofokus steht im Zentrum, wenn Sony die a6300 in der Werbung anpreist. Ganze 425 Messpunkte sollen ihn zum schnellsten Vertreter seiner Art machen. Natürlich sind genaue Messungen schwierig. Ausserdem weiss ich nicht mehr, wann ich das letzte Mal eine gehobene Kamera getestet habe, die nicht mit dem schnellsten Autofokus der Welt ausgerüstet war.
Single Autofocus. Allerdings funktioniert die Scharfstellung in der Position Single Autofocus tatsächlich rasend schnell und hochpräzise, während das Zeiss-Zoom nahezu unhörbar bleibt. Es ist eine Freude, dem Autofokus bei der Arbeit zuzusehen, wenn im Sucher die emsigen grünen Felder über die analysierten Stellen huschen. Die Schärfe sitzt praktisch bei jeder Aufnahme.
Nachverfolgung. Natürlich preist Sony auch den Nachführ-Autofokus in den höchsten Tönen. Nein, Sie können die Kamera nicht mit Blende ƒ/2 auf den herbeihechelnden Hund richten und ein garantiert scharfes Foto seiner Pupillen schiessen. Allerdings habe ich in den letzten Jahren keine andere Kamera in der Hand gehalten, bei der die vollmundigen Werbeversprechen und die Realität so nah beieinanderlagen.
Augen-Autofokus. Ein Porträt, bei dem die Schärfe nicht auf den Augen liegt, ist Makulatur. Deshalb lässt sich für den Autofokus eine Augenerkennung zuschalten. Kurioserweise lässt sich diese Funktion jedoch nicht in den Menüs anwählen; stattdessen muss sie auf eine Hardware-Taste gelegt werden. Da gehört sie zwar sowieso hin – doch so mancher stolze Besitzer wird diese wertvolle Fokussierhilfe übersehen.
Fokuspunkt verschieben. Natürlich kennt die a6300 mehrere Autofokus-Einstellungen, um die wichtigen Bildteile automatisch anzupeilen – doch mit diesen Automatismen habe ich seit jeher meine liebe Mühe. Viel wichtiger ist mir die Möglichkeit, den Fokuspunkt schnell an die gewünschte Stelle zu legen. Ausgerechnet hier schwächelt die a6300: Im besten Fall wird zuerst die «Unten»-Taste am Steuerkreuz gedrückt, der Fokuspunkt verschoben und dann mit der Eingabetaste bestätigt, damit die anderen Funktionen des Steuerkreuzes wieder freigegeben werden. Kompliziert – und das ist wie erwähnt der beste Fall.
Video
Auflösung. Und damit wären wir bei einem weiteren Schwerpunkt der a6300. In der höchsten Auflösung werden Videos in 4K (3840×2160p) mit 30 fps aufgezeichnet. Full-HD-Videos (1920×1080p) werden mit 60 fps aufgezeichnet. In dieser Auflösung sind sogar 120 fps möglich, die anschliessend als Zeitlupe weiterverarbeitet werden können – eine fähige Software vorausgesetzt.
Filmtaste. Die Filmaufnahme wird über die dedizierte Taste unter dem Funktionsrad gestartet und beendet. Diese Platzierung verhindert vielleicht ungewollte Aufnahmen, aber die Bedienung wird deswegen auch ein wenig umständlich. Das hätten wir uns irgendwie anders gewünscht.
NTSC-Ärger. Die typischen Familienfilmchen werden heute mit 25/50 fps aufgezeichnet (PAL) oder mit 30/60 fps (NTSC). Um den Videostandard zu ändern, muss nicht nur die Kamera neu gestartet, sondern auch die Speicherkarte formatiert werden – und nur der Himmel weiss, warum. Sie sollten sich also vor der Abreise für ein Format entscheiden, sonst wird es eventuell kompliziert.
Mit der Einstellung NTSC nervt die Kamera bei jedem (!) Einschalten so lange mit dem Hinweis «Läuft in NTSC», bis eine Taste gedrückt wird. Ein Dauerärgernis, für das man eigentlich die Wertung um einen Stern reduzieren müsste.
Mikrofon. Die a6300 kann im Vergleich zur a6000 mit einem externen Mikrofon bestückt werden, das über die Klinkenkupplung verbunden wird.
Zebra. Ein zuschaltbares Zebramuster zeigt bereits auf dem Display, welche Lichter und Schatten keine Zeichnung mehr aufweisen. Das funktioniert auch bei Fotos. Die Anzeige ist zwar praktisch, kann aber auch irritierend wirken.
Profifunktionen. Darüber hinaus bietet die a6300 zahlreiche Videofunktionen, deren Beschreibung hier jeden Rahmen sprengen würden. Dazu gehören unter anderem neun verschiedene Profile, um die Farbgebung und die Kontraste an Industriestandards anzupassen, wie zum Beispiel ITU709, S-Log2, Cine2 etc.
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