Tests
15.10.2015, 07:00 Uhr
Test: Sony Xperia Z5
Sony wollte die beste Smartphone-Kamera der Welt bauen. Ob das die Japaner geschafft haben, und wie sich das neue Xperia Z5 sonst schlägt, lesen Sie in unserem Test.
Die Vorgabe für das neue Flaggschiff von Sony war klar: Das Xperia Z5 soll das Smartphone mit der besten Kamera der Welt werden. Keine leichte Mission gegen den Fotografenliebling iPhone, die immer stärker werdenden Samsung- sowie LG-Geräte und den Geheimtipp HTC. Sony hat allerdings einen grossen Vorteil gegenüber all den anderen Herstellern: Sie bauen ihre Fotosensoren selbst und das seit vielen Jahren.
Für das Xperia Z5 wurde ein Sensor im 1/2,3-Zoll-Format entwickelt. Mit 23 Megapixeln liegt der Exmor-Sensor in einer guten Mitte. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Entsprechend lassen sich die Bilder des Xperia Z5 sehen. Im Vergleich zum iPhone 6 Plus sind klar mehr Details zu erkennen. Auch bei schlechtem Licht bleiben viele Details erhalten. Auch das Bildrauschen hält sich in Grenzen. Dafür überschätzt sich das Z5 in seltenen Fällen etwas bei der Belichtungszeit und seinem eigenen Bildstabilisator. Um das Bildrauschen niedrig zu halten, geht das Z5 auf Belichtungszeiten, die teilweise zu langsam sind für wackelnde Fotografen.
Farblich bleibt das Xperia Z5 Sony-typisch blaustichig und stellenweise etwas blass. Die abgebildeten Farben sind allerdings deutlich näher an der Realität als bei anderen Smartphones, die oftmals auf stark gesättigte Farben zurückgreifen, um die Bilder auf dem Smartphone-Display attraktiver wirken zu lassen. Am Ende sind die Sony-Farben Geschmackssache. Etwas mehr Punch hätte den Bildern aber schon gut getan.
Die zweifelsfrei beste Smartphone-Kamera hat Sony wohl nicht erschaffen, garantiert aber eine der besten. Was den Detailreichtum angeht, ist Sony spitze. Allerdings sind Details für durchschnittliche Instagrammer weniger wichtig als auffällige Farben und Filter. Dort hat Apple weiter die Nase vorn. Interessanter ist die Kamera des Xperia Z5 damit eher für Hobbyfotografen, die mehr mit realistischen Farben als mit grell leuchtenden Regenbögen anfangen können.
Design und Verarbeitung
Ganz vorn dabei ist Sony üblicherweise beim Design und der Verarbeitung. Beim Xperia Z5 machen die Japaner wie schon bei der Compact-Variante einen kleinen Rückschritt. Dabei sieht das Z5 nicht mal schlecht aus. Die schicke, aber schwer zu reinigende Glasrückseite ist auf den ersten Blick verschwunden. In Wahrheit wurde sie nur matt überzogen und noch schicker gemacht. Der Rahmen ist leicht dicker gestaltet als der Rest des Smartphones, wodurch auf der Front- und Rückseite ein kleiner, leicht scharfer Rand entsteht. Auf der Rückseite funktioniert diese Design-Entscheidung gut; es entsteht stets ein kleiner Schatten und das Smartphone erhält einen dreidimensionalen Touch. Auf der Front stört die kleine Erhöhung eher. Die Illusion des schwebenden Displays, den Samsung mit der Edge-Technologie bisher auf die Spitze getrieben hat, entsteht beim Xperia Z5 überhaupt nicht.
Das schuldet das Z5 auch dem etwas grossen Gehäuse, im Vergleich zum Display. Seitlich ist es nicht viel, oben und unten dafür umso mehr. Was hingegen deutlich mehr gefällt ist die Verarbeitung der Tasten. Sämtliche Buttons wirken solide verbaut, hochwertig und sind praktischerweise alle auf einer Seite angebracht. Damit drückt man nicht aus Versehen eine zweite Taste auf der anderen Seite, wenn man eigentlich nur etwas Gegendruck für den Einschaltknopf bräuchte.
Die Ausnahme zu den tollen Tasten dazu bildet ebendieser Einschaltknopf. Anders als beim Z5 Compact ist der Einschaltknopf beim grossen Z5 etwas flacher. Um dieses Design zu erreichen, musste auch die darunterliegende Taste verändert werden. Diese ist jedoch deutlich druckresistenter als beim Z5 Compact und in der Tat mehr als bei den meisten anderen Smartphones. Die leicht in das Gehäuse versteckte Taste ist beim Z5 Compact kein Problem, da die Taste nur wenig Druck braucht. Beim Z5 braucht es schon deutlich mehr, und somit auch ein wenig Präzision beim Druck, damit man nicht nur am Gehäuse rumstupst. Eine etwas merkwürdige Design-Entscheidung für eine Taste, die ausgerechnet für den Gebrauch mit dem Daumen gestaltet wurde und etwas schade, da der Fingerabdrucksensor darunter bestens funktioniert.
Sehr gut gelöst wurde dafür die Unterbringung für die SD- und SIM-Karten. Wie bei Sony bereits seit einigen Modellen üblich, sind die beiden Kartenslots hinter einer kleinen Abdeckung versteckt, die sich von Hand öffnen lässt. Also auch ohne spezielle Druck-Pins oder, notgedrungen, Büroklammern. An das wasserfeste Gehäuse haben sich Sony-Nutzer mittlerweile wohl gewöhnt. Eine grossartige Funktion, die leider noch nicht bei allen Herstellern Standard ist.
Optisch gehört das Xperia Z5 klar zu den derzeit schönsten Smartphones auf dem Markt. Gerade in den etwas auffälligeren Farbtönen wie Gold oder Türkis wird das Z5 garantiert einige Blicke auf sich ziehen. Besonders die matt schimmernde Rückseite gefällt ausgesprochen gut. Auf der Front gibt sich das Xperia Z5 unauffällig und will die Blicke vor allem auf das Display lenken.
Display
Ebendieses Display ist der grösste Unterschied zwischen den drei Xperia-Z5-Modellen. Beim regulären Z5 wurde wahrscheinlich die beste Balance getroffen. Das Compact ist mit seinen 720p etwas hinterher, das Z5 Premium mit 4K auf einem so kleinen Bildschirm hoffnungslos übertrieben. Das Z5 löst mit FHD auf, also mit 1080 x 1920 Pixeln. Bei einer Displaygrösse von 5,2 Zoll eine gute Wahl. Scharf genug, um auch verwöhnten Augen zu schmeicheln, aber nicht so energiehungrig wie 4K, für das es noch zu wenige mobile Inhalte gibt.
Farblich ist das Display ansprechend. Wie auch die Fotos und das Display vieler anderen Sony-Smartphones etwas blaustichig, stellenweise etwas zu kräftig in den Farben. Die kräftigen Farben helfen jedoch, das Display generell etwas ansprechender zu machen, besonders, da es an der Helligkeit klar mangelt. Bei hellem Tageslicht ist das Z5 etwas zu dunkel. Bei bedecktem Wetter und drinnen kann das Display des Xperia Z5 allerdings locker mit der Konkurrenz mithalten.
Leistung
Mithalten kann das Xperia Z5 auch bei der Leistung. Der bewährte, aber auch notorisch heisslaufende Qualcomm Snapdragon 810 liefert auch im Z5 ordentliche Leistungen ab. Die Benchmark-Werte in Geekbench 3 von 1379 für Single-Core und 4261 für Multicore sind absolut konkurrenzfähig, wenn auch nicht ganz auf dem Niveau von Samsung, den aktuellen Königen der Benchmarks.
Für den Alltagsgebrauch sind diese Spitzenwerte allerdings nicht besonders interessant. Wichtiger ist: Laufen meine Apps auf dem Gerät flüssig? Diese Frage kann mit einem klaren Ja beantwortet werden. Vom Taschenrechner bis zum Rennspiel Asphalt 8 läuft auf dem Xperia Z5 jede App ruckelfrei. Auch beim Navigieren innerhalb des Betriebssystems stockt das Smartphone zu keiner Zeit. So, wie es sich für ein High-End-Gerät gehört. Wegen des Qualcomm-Chipsets wird das Xperia Z5 aber auch anständig warm. Dazu braucht es nicht einmal besonders viel Belastung. Schon beim regulären Browsen wird das Z5 zum ordentlichen Handwärmer.
Der Akku hält etwas weniger lang durch als bei den bisherigen Xperia-Modellen, ist aber mit einer Laufzeit von knapp unter 12 Stunden beim durchschnittlichen Surfen immer noch ausgezeichnet.
Interface und Apps
Wie viele andere Hersteller hat Sony seine Philosophie in Sachen Interface mit Android 5 verändert. Googles Material Design ist deutlich dominanter, als es noch das Design älterer Android-Versionen war. Von Sony selbst ist eigentlich nur noch die Farbgebung und die Ausrichtung der Startbildschirme. Statt eines Google-Schirms links von Home und aufeinanderfolgenden Schirmen rechts, setzt Sony auf den Fünf-Schirm-Homescreen mit einem zentralen Home und je zwei weiteren Schirmen rechts und links.
Ansonsten bietet Sony ein ziemlich Google-freundliches Android 5.1 mit einigen kleinen Ergänzungen. Eine gute Wahl, da Google mit dem Material Design von Android Lollipop ein ausgesprochen starkes Interface gelungen ist. Die kleinen Ergänzungen von Sony beschränken sich hauptsächlich auf Hinweise zu eigenen Diensten und Mini-Apps.
Beim Stichwort Apps müssen wir natürlich auch einen Blick auf die vorinstallierten Programme werfen. Auch beim Xperia Z5 sind es einige. Die gute Nachricht: Fast alle von ihnen lassen sich deinstallieren. Sogar diverse Apps von Sony selbst können problemlos entfernt werden. Einige Ausnahmen bleiben allerdings auf dem Speicher kleben. Unter anderem der File Commander, der in einer kostenlosen Version installiert ist und bei jedem Gebrauch darum bittet, doch die Vollversion zu kaufen. Immerhin lassen sich solche Apps einfach per Einstellungsmenü deaktivieren. Im Grossen und Ganzen gibt es beim Z5 in dieser Hinsicht nicht viel zu bemängeln. Die Bloatware ist zwar vorhanden, lässt sich aber gut eliminieren.
Die nicht entfernbaren Sony-Apps sind dann auch meistens systemrelevant. Oder zumindest, wie AR Effect, in eine systemrelevante App eingebunden. Zudem brauchen die Apps kaum Speicher und können somit leicht ignoriert werden.
Fazit
Das Sony Xperia Z5 ist ein solides High-End-Smartphone und wird kaum einen Umsteiger aus der letzten Generation enttäuschen. Die Kamera ist technisch absolute Spitze, allerdings farblich etwas unspektakulär. Das ist gut für Freunde des Realismus und schlecht für Fans knalliger Fotos. In allen anderen Kategorien leistet das Z5 solide Arbeit ab und überzeugt dabei mit ansprechendem, wenn auch nicht immer funktional idealem Design. Was fehlt, ist der Schritt nach vorn. Es fehlen Dinge wie ein quasi randloses Display oder kabelloses Laden, mit denen Hersteller wie Samsung oder Microsoft in den vergangenen Monaten endlich wieder einmal etwas Innovation in die Geräteklasse brachten. Das Xperia Z5 wirkt dagegen etwas verspätet.
Testergebnis
Kamera, Optik, Leistung
Wenig Neues, mühsame Einschalttaste
Details: 5,2-Zoll-Display (1080 x 1920), Vierkernprozessor 1,5 GHz + Vierkern 2,0 GHz, 3 GB RAM, 32 GB Speicher (erweiterbar), 23-Mpx-Kamera, 5-Mpx-Frontkamera, 154 g
Preis: Fr. 720.-
Infos:www.sony.ch
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15.10.2015