Tests 16.11.2015, 13:53 Uhr

Test: LG Nexus 5X

Das Nexus 5 ist wieder da! Doch wird das 5X zum neuen Geheimtipp oder gerät das LG-Smartphone schnell in Vergessenheit?
Im Prinzip ist die Nexus-Reihe das genaue Gegenstück zu den aktuellen Flaggschiff-Smartphones. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb fühlten sich so viele Nutzer mit dem Nexus 5 besonders wohl. Nach dem mässig erfolgreichen Nexus 6 scheint Google, respektive LG, auf den richtigen Pfad zurückgefunden zu haben. Das Nexus 5X ist die logische Weiterentwicklung des Nexus 5, mit vielen Verbesserungen, aber auch einigen verpassten Chancen.
Das Nexus 5X liegt gut in der Hand
Quelle: NMGZ

Design

Plastik ist ein wenig aus der Mode gekommen. Glas, Aluminium und sogar Leder wurden in den Flaggschiffen von 2015 verbaut. Dabei hat Plastik, sofern qualitativ gut, durchaus seine Vorzüge, wie bereits das erste Nexus 5 bewiesen hatte. Auch das Nexus 5X setzt auf qualitativ hochwertiges Polykarbonat, das nicht nur edel aussieht, sondern auch gut in der Hand liegt. Dabei ist das Material im Gegensatz zu Glas und Aluminium deutlich weniger anfällig gegen Sturzschäden wie Brüche und Dellen. Dies ein Erfahrungswert eines nicht besonders griffsicheren Nexus-5-Besitzers mit HTC-Vergangenheit. Zusätzlich ist das Nexus 5X durch sein Material deutlich leichter und günstiger als die Konkurrenten.
Der Fingerabdrucksensor auf der Rückseite macht sich gut
Quelle: NMGZ
Im Vergleich zum Vorgängermodell ist optisch nicht allzu viel passiert. Durch das grössere Display ist auch das Smartphone als Ganzes etwas grösser geworden, dafür auch minim dünner. Die vormals leicht gebogenen Ober- und Unterkanten wurden gerade gebügelt, was das Gerät im Verhältnis zum Display leicht grösser macht. Der zusätzliche Platz wurde dafür für bessere Lautsprecher auf der Vorderseite und eine hochwertigere Frontkamera verwendet. Trotz der zusätzlichen Grösse ist das Nexus 5X noch handlich, gerade noch.
Die weiteren äusseren Änderungen betreffen vor allem die Rückseite. Dort wurde die Kamera in die Mitte gerückt und steht neu mit einem kleinen Buckel ab. Der Buckel ist glücklicherweise so klein, dass man ihn im Alltag kaum bemerkt. Gleich darunter liegt der neue Fingerabdrucksensor. Die Platzierung auf der Rückseite des Geräts ist praktisch, wenn man das Smartphone in der Hand hält. Liegt das Gerät aber auf dem Tisch, muss man es entweder hochheben oder per PIN entsperren. Hier sind die Varianten von Sony (seitlich) oder Apple (Front) praktischer. Insgesamt heben sich die drei Varianten des Fingerabdrucksensors mit ihren Vor- und Nachteilen in etwa auf. Wichtiger ist, dass der Sensor schnell und zuverlässig funktioniert, was beim Nexus 5X absolut der Fall ist.
Im Vergleich zum Vorgänger
Quelle: NMGZ
Zwei kleine Umgewöhnungen gibt es für bisherige Nexus-Nutzer: Die Lautstärketasten sind neu auf der rechten Seite, direkt unter der Power-Taste und der Kopfhöreranschluss wurde auf die Unterseite verschoben. Beides ist am Ende wohl Geschmackssache. Die rechts platzierten Lautstärketasten verhindern beispielsweise, dass man aus Versehen die Power- und Lautstärken drückt, macht dafür einhändige Screenshots schwieriger.

Display

Verantwortlich für das grössere Gerät ist das 5,2-Zoll-Display. Anders als beim Nexus 6P und diversen neuen Flaggschiffen setzt LG nicht auf QHD oder gar UHD, sondern liefert das Nexus 5X mit einem FHD-Display aus. Die Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln reicht für 5,2 Zoll auch aus und spart Energie. Farblich gehört das Display des 5X zu den besten Geräten auf dem Markt. Zwar fehlt das tiefe Schwarz aktueller Amoled-Geräte, dafür wirken die Farben deutlich realitätstreuer. Fans von gesättigten, knalligen Farben wie bei Samsung oder LG werden beim Nexus 5X hingegen eher nicht bedient.
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Leistung und Software

Leistung

In Sachen Design kann das Nexus 5X nicht ganz mit den teuren Flaggschiffen mithalten und genauso verhält es sich mit der Leistung: nicht ganz. Will man mit den Spezifikationen seines Smartphones angeben, kann man das durchaus als negativ sehen. Wirklich gross ist der Unterschied zwischen den absoluten Spitzengeräten und der Kategorie «Fast-Flaggschiff» nicht. Besonders im Alltagsgebrauch. Der im Nexus 5X verbaute Snapdragon 808 (Hexacore, 2 x 1,82 GHz, 4 x 1,44 GHz) ist leistungsmässig so nahe am Flaggschiff-Standard 810 dran, dass man bei normaler Nutzung rein gar nichts davon mitbekommt. Android 6.0 läuft auf dem Nexus 5X fast noch etwas flüssiger als Android 5.1 auf einem High-End-Gerät. Hier passt die Abstimmung von LGs Hardware auf Googles Betriebssystem so gut wie sonst nirgends im Android-Ökosystem.
Etwas heikel könnten die 2 GB RAM werden, jedenfalls für Langzeitnutzer, die das Gerät gerne für mehr als zwei Jahre verwenden möchten. Das hängt jedoch auch stark davon ab, wie sich Apps in den kommenden Jahren entwickeln. Im Vergleich zu Modellen mit 3 GB oder sogar 4 GB RAM ist das Nexus 5X möglicherweise weniger zukunftssicher. Gleiches gilt für den Speicher. Die 16-GB-Variante ist bereits heute für viele Nutzer zu wenig, besonders da auch dem Nexus 5X eine SD-Erweiterung fehlt. Die 32-GB-Variante ist derzeit ein guter Kompromiss zwischen Speicherplatz und Gerätekosten, dürfte aber in einigen Jahren etwas knapp werden.
Der Typ-C-Stecker ist zukunftsweisend, aber noch etwas früh
Quelle: NMGZ
Ein mögliches Problem könnte auch der Akku werden. Dieser ist mit 2700 mAh zwar um 400 mAh grösser und ausdauernder als derjenige des Nexus 5. Allerdings hielt sich der Akku des Vorgängermodells nicht gerade gut und gab nach rund einem Jahr Nutzung schon deutlich ab. Möglich, dass dies auch beim Nexus 5X ein Problem wird. Bei unserem frisch getesteten Gerät hielt der Akku allerdings anständige 8 Stunden und 13 Minuten.
Mit dem neuen USB-Typ-C-Stecker lässt sich das Nexus 5X zudem schneller aufladen. Von komplett leer bis voll dauert es nur gerade 105 Minuten. Ebenfalls schön am neuen USB-Standard: Die Kabel und Stecker sind komplett dreh- und wendbar. Es ist also völlig egal, auf welche Seite man den Stecker dreht und welche Seite des Kabels am Adapter und welche am Smartphone hängt. Der Nachteil davon: Alle Ihre angesammelten Ladekabel funktionieren nicht mehr mit dem neuen Standard. Früher oder später wird sich USB 3.1 und der Typ-C-Stecker aber sowieso zum Standard mausern und sich das Problem auflösen.
Schade ist hingegen, dass sich Google mit den beiden neuen Nexus-Geräten vom kabellosen Ladestandard Qi verabschiedet.
Neu in Android 6.0: App-Berechtigungen
Quelle: NMGZ

Software

Ein Vorteil der Nexus-Geräte ist allerdings das äusserst saubere Betriebssystem. Auf dem Nexus 5X sind nur die wichtigsten Google-Apps vorinstalliert. Sonst nichts. Kein Facebook, keine redundanten Galerien oder Kalender. Das Nexus 5X kommt als erstes Smartphone mit nativem Android 6.0. Das Betriebssystem ist bereits seit einigen Wochen auf den älteren Nexus-Geräten und dem HTC One A9 verfügbar und bietet hauptsächlich Änderungen im Inneren. Die nützlichsten davon sind Google On Tap. Dabei erkennt das Smartphone beim langen Drücken auf den Home-Button, was auf dem Display gerade passiert und was Sie wahrscheinlich mit den Informationen anstellen möchten. Beispielsweise erkennt Android 6.0 von einer Webseite mit den Kontaktinformationen eines Restaurants die Adresse sowie Telefonnummer und bietet Ihnen die Möglichkeit, direkt anzurufen oder die Adresse in Google Maps zu öffnen. Weiter gibt Android 6.0 beim Herunterladen neuer Apps nicht alle Zugriffsrechte direkt an die App. Vielmehr muss die App nach den Zugriffsrechten fragen, sobald sie diese benötigt.

Audio

Schwache Noten holte sich das Nexus 5 bei den Lautsprechern ab. Die kleinen, nach unten gerichteten Böxchen konnten nicht wirklich überzeugen. Etwas besser, wenn auch nicht viel, macht es das Nexus 5X. Neu sind die Lautsprecher nicht mehr nach unten, sondern nach vorn gerichtet. Auf den ersten Blick könnte man sogar meinen, es handle sich um Stereolautsprecher. Allerdings sind die Lautsprecher am oberen Rand nur zum Telefonieren. Wirklich gut klingen die Lautsprecher auch nicht. Im Vergleich zu HTCs BoomSound beispielsweise fehlt es deutlich an Tiefen und Details, es bleibt ein etwas blecherner Klang, der nicht wirklich glücklich macht. Immerhin sind Bluetooth-Lautsprecher in den letzten Jahren deutlich besser und günstiger geworden.
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Kamera und Fazit

Kamera

Viel besser macht es LG bei der Kamera. Kein Wunder, ist doch das LG G4 bereits für seine starke Kamera gelobt worden. Die 12,3 Megapixel des Nexus 5X erstaunen mit qualitativ ausgesprochen starken Bildern. In Sachen Details lässt das 5X namhafte Konkurrenten wie das Samsung Galaxy S6 oder das iPhone 6S klar hinter sich und reiht sich an der Spitze der Android-Elite mit LG und HTC ein. Kaum ein anderes Smartphone zeigt bei guten Lichtverhältnissen so viele Details wie das Nexus 5X.
Bei schlechtem Licht ist die Kamera nicht mehr ganz so hervorragend, aber bei Weitem nicht schlecht. Mit dem im Dunkeln exzellenten iPhone 6S kann das Nexus 5X nicht ganz mithalten, gehört aber weiter zu den besseren Android-Geräten. Angenehm ist besonders das Bildrauschen, das nur sehr wenig Farbe aufweist und somit eher aussieht wie ein gewollt körniger Stil. Apple verfolgt hierbei eine ähnliche Strategie.
Die Kamera des Nexus 5X kann mit den Besten problemlos mithalten
Quelle: NMGZ
Auch farblich überzeugt das Nexus 5X auf weiten Strecken, zumindest wenn man natürliche Farben mag. Wie schon beim Display werden Fans knalliger Farben beim Nexus 5X eher enttäuscht. Im direkten Vergleich mit Samsung wirkt das Nexus 5X schon fast blass. Nüchtern betrachtet sind die Farben des Nexus jedoch näher an der Realität dran. Schlussendlich Geschmackssache.
Stark verbessert wurde auch die Frontkamera, die ebenfalls problemlos mit den Besten mithalten kann. Viele Details, eine gesunde Brennweite und ein scharfes Ergebnis, das höchstens durch die optischen Defizite des PCtipp-Redaktors infrage gestellt werden kann.
Besonders bei schönen Bedingungen
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Bei mittelmässigem Licht immer noch stark
Quelle: NMGZ
Bei richtig widrigen Lichtverhältnissen nicht mehr Spitze, aber immer noch solid
Quelle: NMGZ
Und die Selfies gelingen auch
Quelle: NMGZ

Fazit

Das Nexus 5 ist zurück. Trotz einiger Bedenken für die Zukunft bleibt das Nexus 5X ein ausgezeichnetes Smartphone zum günstigen Preis. Wer auf ein wenig überschüssige Leistung und Alu mit Glas verzichten kann, spart hier sehr viel Geld. Kombiniert mit dem soliden Android 6 und einer überraschend starken Kamera schafft es auch das 5X auf den Geheimtipp-Platz, den sein Vorgänger so lange warmgehalten hatte.
Das Testgerät wurde uns freundlicherweise von digitec.ch zur Verfügung gestellt.

Testergebnis

Kamera, Preis, Interface, Fingerabdrucksensor
Speicher, lautes haptisches Feedback

Details:  5,2-Zoll-Display (1080 x 1920), Snapdragon 808, 2 GB RAM, 32 GB Speicher, 12,3-/5-Mpx-Kameras, 136 g

Preis:  Fr. 499.-

Infos: 
store.google.com/product/nexus_5x

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