Tests
21.12.2017, 10:38 Uhr
Test: Apple Watch Serie 3 LTE
Endlich frei: Die Apple Watch emanzipiert sich vom iPhone und führt auch Telefongespräche.
Es lässt sich nicht leugnen: Der Markt für Smartwatches ist nie richtig in die Puschen gekommen. Zu vage sind die Versprechen, zu umständlich ist die Bedienung und das Design lässt bei vielen Modellen zu wünschen übrig.
Zu den wenigen Ausnahmen gehört die Apple Watch, die seit der Einführung zur Messlatte schlechthin geworden ist. Der winzige Computer betrat als Hansdampf in allen Gassen die Bühne, der sich als logische Erweiterung zum iPhone und als Mode-Accessoire verstand. Später wurde der Schwerpunkt auf Fitness und Gesundheit gelegt – stets ohne sich untreu zu werden: Noch heute sind praktisch alle Funktionen der ersten Version mit an Bord, und selbst die frühesten Bänder passen perfekt zu den neusten Modelle.
Das LTE-Modell
Mit der Series 3 liegt der Fokus auf der Unabhängigkeit: Neben dem regulären Modell mit GPS wartet eine weitere Variante mit LTE-Modul, das den Zugang zum Internet via Mobilfunk erlaubt. Das eröffnet neue Einsatzgebiete – doch es schürt auch Erwartungen, die (noch) nicht erfüllt werden können.
Unterscheidungsmerkmal. Äusserlich unterscheidet sich das LTE-Modell von den anderen Apple Watches nur durch den roten Punkt auf der Krone – ein eher sinnfreies Merkmal, das nicht überall auf Gegenliebe stösst. Wer andere Farben bevorzugt, findet auf der Website Watch Dots alle möglichen Kleber für Krone und Seitentaste.
Mehr Speicher. Die LTE-Version wird von Apple mit 16 GB auf den Weg geschickt, während das reguläre Series-3-Modell «nur» 8 GB mitbringt. Allerdings braucht es bereits beim 8-GB-Modell viel guten Willen, um diesen Platz zu füllen, etwa mit der lokalen Speicherung von Musik.
Voraussetzungen
Weil eine reguläre SIM-Karte für das schlanke Gehäuse viel zu gross ist, verwendet Apple eine integrierte eSIM-Karte, die nur einen Bruchteil des Platzes beansprucht. Diese eSIM muss jedoch vom Provider unterstützt werden. In der Schweiz sind das namentlich Swisscom und Sunrise; die passende (eSIM-)Karte wurde uns für diesen Test freundlicherweise von Swisscom zur Verfügung gestellt.
Swisscom. Für unseren Test verwendeten wird das Swisscom-Abo «inOne». Dieses muss um die Option «Multi Device» aufgestockt werden, damit die bestehende Nummer auf einem zweiten Gerät genutzt werden kann. Je nach bestehendem Abo ist diese Option inbegriffen oder kostet zusätzliche 10 Franken im Monat. (Mehr dazu finden Sie hier.) Wer die Apple Watch 3 «LTE» direkt über Swisscom kauft, erhält die Multi-Device-Option in jedem Fall für sechs Monate kostenlos.
Sunrise. Bei Sunrise kann grundsätzlich jedes Abo verwendet werden. Die Nutzung der eSIM kostet dabei zusätzliche 9 Franken pro Monat, wobei die ersten neun Monate kostenlos sind.
Die LTE-Spielregeln
In einem Punkt unterscheidet sich die Apple Watch deutlich vom iPhone: Sie wird in drei LTE-Varianten für verschiedene Länder angeboten, doch kein Modell beherrscht alle LTE-Frequenzbänder. Deshalb sollten Sie unbedingt der Versuchung widerstehen, ein LTE-Modell von den nächsten Ferien in Übersee mitzubringen.
Doch selbst wenn ein LTE-Frequenzband auch im Ausland passt, ist die Apple Watch nicht in der Lage, über Roaming ein fremdes Netz zu kontaktieren. Und so ganz nebenbei ist es auch nicht möglich, auf der Apple Watch 3 einen anderen Provider zu verwenden als jenen auf dem iPhone. Die SIM-Karte im iPhone ist untrennbar mit der eSIM in der Apple Watch gekoppelt.
In der Praxis heisst das: Wenn Sie in Finnland durch die Wälder rennen und nur die Apple Watch 3 LTE dabeihaben, dann sind die Telefonie oder der Zugriff auf das Internet nicht möglich – ganz egal, was Ihr Abo zulässt. Funktionstüchtig bleiben hingegen die Fitness-Apps oder GPS und natürlich können Sie lokal gespeicherte Musik hören.
Einrichtung
Die Einrichtung ist denkbar einfach: Dazu wird auf dem iPhone die App «Watch» aufgerufen und in der Einstellung «Mobilfunk» die Einrichtung über einen Assistenten durchlaufen. Danach dauerte es in unserem Fall keine zwei Minuten, bis die LTE-Verbindung aktiviert war.
Die Signalstärke der LTE-Verbindung wird in der Übersicht durch vier Punkte signalisiert. Sobald sich die Apple Watch in Reichweite eines bekannten WLANs befindet, wird auf dieses umgeschaltet. Die Telefoniefunktion bleibt in jedem Fall erhalten.
Telefonieren, völlig losgelöst
Der Rest funktioniert wie von selbst. Um einen Anruf zu starten, wird entweder das Adressbuch samt Favoritenliste oder der klassische Zahlenblock verwendet. Genauso ist es möglich, ein Gespräch über Siri anzustossen.
Die Lautsprecher sind angenehm laut – und auf jeden Fall laut genug, um sich gegen vorbeifahrende Autos zu behaupten. Das Gespräch klingt beim Angerufenen hervorragend und glasklar. Damit meinen wir das echte «Glasklar» und nicht etwa das «Für-eine-Smartwatch-nicht-schlecht»-Glasklar. Wer hingegen lieber im Auto sitzt und nur selten während der Fahrt telefoniert, kann sich die Installation einer Freisprecheinrichtung vermutlich sparen.
AirPods, die ideale Ergänzung
Natürlich ist es von Vorteil, wenn der Arm nicht am Körper baumelt, sondern die Apple Watch beim Telefonieren vors Gesicht gehalten wird. Das sieht allerdings ein wenig grenzwertig aus und ermüdet. Am schönsten telefoniert es sich mit den AirPods, Apples eigenen kabellosen Kopfhörern (Test). Die Koppelung mit der Apple Watch erfolgt dabei vollautomatisch, weil die Verbindung zum iPhone den smarten Computer am Handgelenk einschliesst.
Kurz, die AirPods sind die ideale Ergänzung zur Apple Watch – und wenn Sie sich keine für das iPhone angeschafft haben, dann sollten Sie das spätestens mit der Apple Watch 3 LTE nachholen. Bestehende Bluetooth-Kopfhörer lassen sich ebenfalls koppeln, wobei jedoch die subtilen Möglichkeiten bei der Bedienung verlorengehen.
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