Tests
14.09.2015, 09:49 Uhr
Da staunt Apple: Samsung Galaxy Tab S2 im Test
Das taugen die neuen Flaggschiff-Tablets von Samsung.
Etwas hat Apple mit dem iPad schon immer richtig gemacht: die Sache mit dem Seitenverhältnis. Ein 16:9-Format mag sich zwar besser für Filmgenuss eignen, bietet aber beim Bedienen vieler Apps und bei der Anzeige von Leseinhalten nie denselben Vorteil eines 4:3-Seitenverhältnisses. Das scheinen je länger je mehr andere Tablet-Hersteller zu adaptieren. Auch Microsoft hats mit dem Surface 3 getan, nun auch Samsung mit seinen beiden neuen Galaxy-Tab-S2-Modellen in der 9,7-Zoll- und 8-Zoll-Ausführung.
Dünner gehts kaum
Bei einer Gehäusedicke von nur jeweils 5,6 mm wirken die Samsung'schen Tablet-Neuauflagen jedoch unglaublich dünn. Sogar dünner als das 6 mm dünne Dell Venue 8 7000, dessen Prototyp Intel am IDF14 vollmundig als das dünnste Tablet der Welt angepriesen hat. Obschon die Konkurrenz das 6,1 mm dicke iPad Air 2 in ein Alu-Unibody verkleidet, fühlen sich die nun flachen und mehrmals beschichteten Kunststoffrückseiten der Südkoreaner unglaublich gut in den Händen an.
Ob das preislich auch an die Apfelkonkurrenz hinkommt? Diese Frage liegt einem gleich auf der Zunge, wenn man das grosse iPad Air 2 und das iPad mini 3 hervorkramt, sehen sich die Rivalen doch zum Verwechseln ähnlich. Wobei Apple seine Siliziumscheiben mit vollwertigem Alu umgarnt.
Leichtgewichte
Dafür ist das Tab S2 in der 9,7-Zoll-Ausführung mit nur 392 Gramm ein erstaunliches Leichtgewicht (das iPad Air 2 bringt 444 Gramm auf die Waage, der Tab-S-Vorgänger ca. 467 Gram). Das kleine Samsung-Tablet ist mit seinen 265 Gramm sogar 66 Gramm leichter als das iPad mini 3 und fühlt sich auch so an.
Erfreulich auch, dass Samsung bei den Tablets die Speichererweiterungsoption nicht abgeschafft hat. Beide Neuauflagen verfügen über einen microSD-Slot. Ansonsten findet sich auf den Vorderseiten nebst einer Micro-USB-Buchse der bekannte Home Button vor, mit dem sich der Fingerabdruckscanner einrichten lässt.
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Material- und Preisfrage
Material- und Preisfrage
Die schwarze Ausführung des kleinen Geräts empfanden wir in haptischer Hinsicht sogar als griffiger als das grosse Modell, welches wir in der weissen Lackierung als Testgerät zur Verfügung hatten. Das kann am schwarzen Lack liegen, oder dann wurde der kleinere Bruder tatsächlich etwas anders beschichtet, um ihn für die einhändige Bedienung noch anschmiegsamer zu machen. Letzteres ist aber wie beim iPad mini mit einer Hand dennoch nicht so gut möglich. Auf jeden Fall hat Samsung bei der Verarbeitung alles richtig gemacht: Die beiden Tablets, dessen feiner Metallrahmen die Blicke auf sich zieht, und deren rückseitige Kunststoffschalen verleihen den Kompaktsurfern einen abgerundeten Finish.
Farbgewaltige Bildschirme
Wir konnten es uns nicht nehmen lassen, auch die Displays mit der Konkurrenz zu vergleichen. Beide Tablets von Apple und Samsung lösen mit je 2048 x 1536 Pixeln auf. Der Konzern aus Cupertino hat damals beim iPad Air 2 mittels Reduktion der Bildschirmverglasung den Reflexionsgrad nochmals drastisch minimiert: eigentlich für Apple angesichts des 6,1 mm dünnen Alugeräts eine technische Meisterleistung. Beim «Super Amoled Display» der hauseigenen Samsung-Display-Schmiede wurde demgegenüber ein spezieller Lichtsensor integriert: Je nach Umgebung passen sich Sättigung, Helligkeit und Schärfe der Umgebungsbeleuchtung an. So haben auch die Koreaner die Spiegelung technisch auf ein Mindestmass reduziert.
Erstaunlich: Der sRGB-Farbraum des Tab S2 übertrifft nach unseren Messungen den Gesamtfarbraum des iPad Air 2 fast um das Doppelte. In 3D Games wird man auf dem kleinen Gerät jedenfalls gleich überwältigt von den farblich ausgewogenen Texturen, während das kleine iPad mini 3 insgesamt leicht dunkler wirkt.
Bildschirm: 1:1 für Samsung und Apple
Wir haben es also auf beiden Tablet-Neulingen mit sehr farb- und kontraststarken Bildschirmen von bester Samsung-Qualität zu tun, wobei das Apple-Tablet mit seiner Retina-Technik mit einer besseren Farbgenauigkeit überzeugt. Verglichen mit dem iPad Air 2, sucht man aber punkto Farbbrillanz mit blossen Augen fast das Haar in der Suppe.
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Kamera, Leistung
Mitteklasse-Kameras
Die beiden 8-Megapixel- und 2,1-Megapixel-Kameras wurden nicht gross erneuert. Schärfere Aufnahmen bei wenig Licht legen die Vermutung nahe, dass Samsung die Linsenöffnung geringfügig vergrössert hat. Schwach belichtete Aufnahmen entzücken trotz LED-Blitz und Bildstabilisator nicht wirklich. Quad-HD-Videos können mit 30 Frames pro Sekunde aufgezeichnet werden (4K ist nicht möglich). Doch wer knipst und filmt schon ständig mit einem Tablet? Hier ein paar Schnappschüsse:
Videoplayback dagegen kommt trotz 4:3-Seitenverhältnis phänomenal zur Geltung. Der Sound wirkt ausgewogen und bassstark. Wie bei vielen Tablets liegt bei der maximalen Lautstärke einfach nicht viel drin. Ähnlich, wie wenn man auf einem iPad mini 3 in der grossen Stube eine Apple-Keynote in voller Lautstärke streamt, verblasst Tablet-Musik bei vollem Pegel auch auf den Samsung-Neuanwärtern schnell.
High-End-Leistung
Von der allgemeinen Systemleistung sind wir überwältigt: Multitasking und schnelles Spiel werden auf den dünnen Samsung-Tafeln zum Vergnügen. Die je gleichen Exynos-Achtprozessoren befeuern beide Tablets im AnTuTu-Benchmark mit knapp 54‘000 Punkten. Das Nexus 9 und das iPad Air 2 sind den High-End-Bolinden mit 56‘426 Punkten respektive 62‘633 nur minim überlegen. Der Vorgänger, das Tab S, schaffte es damals lediglich auf 34'356 Punkte. Im Geekbench-3-Testlauf zählen beide Tab-S2-Modelle je 1260/4310 Punkte in der Single- und Multicore-Leistung. Das in unserer Geekbench-Liste bisher leistungsstärkste Tablet (das Dell Venue 8 7000) brachte es mit seinem Atom-«Moorefield»-Vierkerner von Intel damals nur auf 939/2894 Punkte.
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Akkulaufzeit und Fazit
Akkulaufzeit
In unserem Batterietest kamen wir bei beiden Tablets auf ca. 6 Stunden und 30 Minuten, beim kleinen Gerät auf ca. 20 Minuten mehr. Gemessen wurde mit einem eigenen Script, das bei einer 66-prozentigen Bildschirmhelligkeit laufend Webseiten ansurft. Da haben Apple und Dell mit Spitzenzeiten von bis zu 10 Stunden die Nase vorn. Ob das auch eine gewichtige Rolle spielt, wenn man das Tablet hauptsächlich zu Hause verwendet, muss wohl jeder für sich entscheiden. Anders als bei den Telefonen verfügen die Akkus über keine «Fast-Charge»-Technik bzw. laden nicht so schnell, wie man sich das von der Galaxy-S6-Verwandtschaft gewöhnt ist. Um ein Tablet mit hälftigem Füllstand nachzuladen, verstreichen gut und gerne ein paar Stunden.
Software und Sonstiges
Die Samsung-eigene Zusatz-Software «TouchWiz» ist im selben Umfang seiner Smartphone-Derivate vorzufinden. Ein bisschen unverständlich bleibt, warum Samsung noch nicht das neue Android 5.1 ausgeliefert hat. Vorinstalliert ist das schon etwas angestaubte Android 5.01. Von der Samsung-Software erweist sich insbesondere die Pop-Up-View-Ansicht als besonders nützlich, um App-Fenster beliebig zu vergrössern oder zu verkleinern. Alles in allem bleibt die Bedienung seinem Telefonkonzept treu.
Fazit
Mit einem Samsung Tab S2 kriegt man ein sehr leichtes und kompakt verarbeitetes, Tablet. Die allgemeine Systemleistung und die farbprächtigen Bildschirme überzeugen auf ganzer Linie. Lediglich beim Akku gibts einen kleinen Abzug. Doch das Gesamtpaket stimmt und muss sich in keinerlei Hinsicht vor der Konkurrenz verstecken.
Testergebnis
Bildschirm, Leistung, Gewicht, Haptik
Akkulaufzeit
Details: 9,7"/8"-Amoled-Display, Auflösung: 2560 x 1600, Achtkernprozessor (1,9/1,3 GHz), 3 GB RAM, bis 128 GB Speicher, MicroSD-Slot, 8-/2,1-Mpx-Kamera, WLAN 11ac, Android 5.02, 23,7 x 16,9 x 0,56 cm/ 19,9 x 13,5 x 0,56 cm, 389 g/256 g
Preis: ab Fr. 479.-
Infos:www.samsung.ch
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