Test: Nvidia Shield TV (2017)
Kodi macht die Filme schön
Kodi – das Mediacenter schlechthin
Achtung: Genaugenommen wird der Test zu Shield TV an dieser Stelle unterbrochen. Denn Kodi gilt zwar bei vielen Mediafans als unverzichtbar – doch die kostenlose App gehört nicht zum Nvidia-Produkt. Das war das Kleingedruckte.
Kodi zählt zu den besten Mediacenter-Anwendungen, die auf dem Markt erhältlich sind. Die Open-Source-Anwendung wird für zahlreiche Plattformen angeboten und steht auch für Macs und PCs unter der Adresse kodi.tv zum kostenlosen Download bereit. Auf der Shield wird sie jedoch direkt aus dem Play Store geladen.
Kodi wird erst seit kurzer Zeit als Version 17 «Krypton» ausgeliefert – und die bringt zwei wichtige Änderungen mit. Erstens passt sich die Bildrate ohne Zutun des Betrachters an das Filmmaterial an, sodass auch Streifen mit 24p ruckelfrei wiedergegeben werden. Dazu müssen die Einstellungen auf «Experte» geändert werden. Anschliessend wählen Sie unter «Wiedergabe -> Videos -> Bildwiederholfrequenz anpassen» die Option «Immer». Zweitens werden High-End-Audioformate wie DTS-HD, DTS-X, Dolby TrueHD und Dolby ATMOS «unterstützt», indem sie unverändert via Passthrough an den Receiver weitergereicht werden. Beide Eigenschaften sind für ein modernes Media-Center unverzichtbar.
Blut, Schweiss und Tränen
Verstehen Sie nach dem letzten Abschnitt nur Bahnhof? Dann wird Ihre Beziehung zu Kodi wahrscheinlich keine einfache. Apple TV 4 (Test) ist zum Beispiel eine zuverlässige, hübsche, familienfreundliche Streaming-Box mit bescheidenen Ausbau- und Einstellmöglichkeiten. Wenn Sie nur Fotos betrachten, ein paar Internet-Inhalte sowie Filme aus dem iTunes Store konsumieren möchten, dann ist diese kleine Box die ideale Lösung für die ganze Familie, weil narrensicher.
Kodi ist die leibhaftige Antithese: Das Mediacenter ist unglaublich flexibel, leistungsfähig und manchmal sogar spektakulär. Doch bei der Einrichtung verhält es sich wie ein elendes, hinterhältiges und hundsgemeines Miststück, das einem bei jeder Gelegenheit Knüppel zwischen die Beine wirft. Und jede beantwortete Frage führt zu mindestens drei neuen Unwägbarkeiten.
Trotzdem sollte Sie das nicht abschrecken. Denn falls Sie zu den Einsteigern ohne aufwendiges Equipment gehören, kann Sie Kodi sogar in kurzer Zeit und ohne Stress zum Ziel führen. Erst wenn Sie den Ausbau vorantreiben, wird es eventuell kompliziert. Im Internet finden Sie unzählige Anlaufstellen, die Ihre Fragen beantworten. Meistens. Das Wichtigste aber: Der Aufwand lohnt sich, denn viel schöner kann ein Mediacenter nicht mehr werden.
Tipp: Wenn Sie nur wegen Kodi mit einer Shield liebäugeln und noch keine Erfahrung damit haben, sollten Sie vor dem Kauf die Mac- oder PC-Version herunterladen und herausfinden, ob Sie damit warm werden. Am Bildschirm experimentiert es sich auch einfacher mit den unzähligen Einstellungen.
Die wichtigsten Möglichkeiten von Kodi
Im klassischen Fall wird Kodi mit einem NAS verbunden, auf dem die Filme, Serien, Fotos und die Musik gespeichert sind. Eine angeschlossene Festplatte tut’s auch. Kodi scannt die Sammlung; wenn die Dateien korrekt benannt sind, wird im Internet nach weiteren Informationen gesucht. (Das erledigt automatisch die integrierte «Scraper»-Software.) Diese Infos umfassen die Darsteller, das Cover, die Handlung und vieles mehr. Das sieht ab Werk dann etwa so aus, wobei die Darstellung bis ins Detail angepasst werden kann:
Nehmen wir an, Sie haben den Film «Big Hero 6» aufgenommen oder mit der kostenlosen Anwendung MakeMKV von einer Blu-Ray-Disc umgewandelt. Diese Datei legen Sie auf dem NAS ab. Unter TheMovieDB schlagen Sie den Film nach und erfahren, dass der Film unter dem deutschen Titel Baymax - Riesiges Robowabohu (2014) gelistet ist. Verwenden Sie genau diese Bezeichnung für den Dateinamen (inklusive Jahr), damit Kodi mithilfe des Scrapers das daraus macht:
Nach einem ähnlichen Prinzip werden Serien aufgehübscht, indem die zweite Folge einer ersten Staffel etwa so benannt wird: Rick and Morty S01E02
Und so weiter. Wenn die Installation erst einmal steht, ist der Umgang mit Kodi eine Freude. Aber der Weg dorthin ist oftmals steinig.
Alternativen
Es gibt für Shield diverse Alternativen zu Kodi. Dazu gehören einfache Player oder ausgewachsene, populäre Lösungen wie Plex. Allerdings zeigte sich Plex bei meinen eigenen Versuchen noch störrischer als Kodi und war zudem leistungsmässig unterlegen.
Wenn das Bild mit 4K schlechter wird
Der grösste Kritikpunkt an der Shield betrifft den eingebauten Upscaler, und allein deswegen verpasst die Konsole die Höchstwertung. Der Hintergrund: Jeder 4K-Fernseher oder 4K-fähige Receiver ist mit einem Upscaler ausgerüstet. Diese Software berechnet die 4K-Auflösung, wenn das Material in einer tieferen Auflösung angeliefert wird, zum Beispiel in Full-HD (1080p). Die Güte des Upscalers bestimmt massgeblich die Bildqualität. Mit einem leistungsfähigen Modell wirkt 1080p-Material auf dem grossen Schirm so schön, dass fast kein Unterschied zu echtem 4K auszumachen ist.
Auch die Shield rechnet tiefer aufgelöste Filme auf 4K um, doch leider ist der Upscaler schlecht – richtig, richtig schlecht. Doch er gibt das Bild in 4K aus, und deshalb marschiert das Signal einfach am externen Upscaler vorbei. Die Lösung? Es gibt keine Lösung. In den Android-Einstellungen habe ich meine Shield auf 1080p zurechtgestutzt, wodurch das Bild deutlich gewinnt, weil es vom exzellenten Upscaler im Yamaha-Receiver hochgerechnet wird.
Die 4K-Auflösung bringt also nur etwas, wenn an der Shield 4K-Netflix- oder YouTube-Videos konsumiert werden oder das Material auf dem NAS zum grössten Teil in 4K aufgelöst ist. Solange aber das Gros der Filme in 1080p abgelegt ist, sollte auch die Ausgabe in dieser Auflösung erfolgen. Das wiederum drückt jedoch die Qualität von echtem 4K-Material.
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