Tests
26.01.2015, 09:03 Uhr
Test: Doxie Go
Der kleine Wi-Fi-Scanner verhilft tatsächlich zum papierlosen Alltag.
Der US-Hersteller Apparent Corporation ist seit Jahren für kleine, praktische Scanner bekannt. Mit dem neuen Doxie Go wird die nächste Runde eingeläutet: Mit einem tiefen Verständnis für WLAN und seinem integrierten Akku wird er zum idealen Begleiter für mobile Arbeitstiere. Aber auch gut organisierte Privatanwender kommen auf ihre Kosten.
Kompakte Erscheinung
Der Doxie Go ist etwas kleiner als eine Rolle Alufolie, so wie man sie in jeder Küche findet. Über dem Papiereinzug befindet sich genau eine Taste, um den Scanner ein- und auszuschalten. Deren LED zeigt ausserdem an, ob mit 300 oder 600 dpi gescannt wird und ob das Wi-Fi-Modul aktiv ist.
Dieses Wi-Fi-Modul ist beim Start immer ausgeschaltet und wird erst durch die kleine Taste auf der Rückseite aktiviert – und das ist auch gut so: Damit wird unterwegs die Batterie geschont, wenn keine Netzwerkverbindung benötigt wird.
Der Akku wird über ein Mini-USB-Kabel geladen, das den Saft auf einer nahezu beliebigen Quelle bezieht. Wenn jedoch stundenlang gescannt werden soll, dann empfiehlt sich die Verwendung des mitgelieferten Netzteils. Laut Hersteller reicht eine Akku-Ladung für ca. 300 Dokumente, was wir im Rahmen dieses Tests jedoch nicht überprüft haben.
Scannen und speichern
Nach einem Druck auf den Hauptschalter dauert es ziemlich genau 15 Sekunden, bis der Scanner seine Funktion aufnehmen kann. Gefühlt sind es doppelt so viele, vor allem dann, wenn Eile geboten ist. Anschliessend wird die Vorlage an den Einzug gehalten, damit sie der Scanner automatisch einzieht. Das Einlesen einer A4-Seite mit einer Auflösung von 300 dpi dauert etwa 10 Sekunden.
Der schmale Einzug ist eine Folge der kompakten Bauweise. Er verlangt, dass die Zuführung geübt sein will, damit die Vorlage möglichst gerade eingezogen wird. Bei A4-Blättern klappt das vom Fleck weg problemlos. Schmale Vorlagen wie zum Beispiel Postbelege werden vorzugsweise im Querformat eingelesen und später in der Software gedreht.
Der interne Speicher des Doxie-Scanners fasst laut Hersteller ca. 1800 Seiten. Das ist eine ganze Menge, denn üblicherweise werden die Dokumente regelmässig auf den Mac oder PC übertragen und aus dem Speicher gelöscht. Zusätzlich lässt sich auf der Rückseite eine handelsübliche SD-Karte einschieben. Solange diese im Scanner steckt, wird sie dem eingebauten Speicher vorgezogen. Das erhöht nicht nur die Kapazität, sondern erlaubt auch den einfachen Transfer zahlreicher Dokumente, indem einfach die SD-Karte herumgereicht wird.
Wi-Fi daheim und auf Achse
Mit seinem Akku und den kompakten Abmessungen bettelt der Doxie Go förmlich darum, dass er mit auf Reisen darf. Dann lassen sich Dokumente auch im Zug scannen und über WLAN auf das Notebook oder iOS-Gerät übertragen.
Für die Übertragung via Wi-Fi stehen zwei Wege offen: Entweder erzeugt der Doxie unterwegs ein eigenes WLAN, in das sich die Rechner einklinken. Damit wäre die Situation auf Reisen geklärt. Oder er verbindet sich mit einem bestehenden WLAN und agiert anschliessend wie jedes andere Gerät im Netzwerk. Damit entfällt der lästige Umweg, weil vor jeder Übertragung zuerst das Doxie-eigene Netz angewählt werden muss.
Es gibt noch eine dritte Möglichkeit, um Daten zu übertragen. Dabei wird auf die integrierte Wi-Fi-Funktion verzichtet. Stattdessen wird eine SD-Karte von Eye-Fi eingesteckt, die normalerweise in Kameras zum Einsatz kommt. Diese Karte übernimmt anschliessend die Aufgabe, die Dateien automatisch auf den Rechner oder das Mobilgerät zu übertragen, ohne dass dazu die Doxie-Software gestartet werden muss.
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Software und Cloud-Dienste
Die Software
Der Doxie Go besitzt keine eigene Intelligenz ausser der Möglichkeit, Daten über USB oder Wi-Fi auszutauschen. Alle Scans werden als farbige JPEG-Dateien gespeichert. Damit der Scanner wirklich nützlich wird, braucht es die passende Software. Diese wird kostenlos für Mac und Windows sowie als universelle App für iOS angeboten, doch zurzeit leider nur in Englisch.
Die Desktop-Software stemmt die Hauptarbeit. Sie baut die Verbindung zum Doxie auf und überträgt die neuen Scans auf den PC oder Mac. Ausserdem liefert sie die Werkzeuge, um Scans zu drehen, den Kontrast zu optimieren, unerwünschte Teile abzuschneiden und dergleichen mehr.
PDF und OCR
Für die Speicherung stehen diverse Dateiformate zur Auswahl. Für die intelligente Archivierung sind PDF-Dateien jedoch die erste Wahl, denn diese lassen sich beim Speichervorgang einer OCR-Behandlung unterziehen. Die erkannten Texte werden in die PDF-Datei eingebettet. Anschliessend werden die Dokumente auch dann gefunden, wenn nach Texthappen im Inhalt gesucht wird.
Die Technik dazu liefert der renommierte OCR-Hersteller Abbyy. Für die Erkennung können beliebige Sprachen einzeln hinzugefügt oder abgewählt werden. Jede relevante Sprache ist vertreten. Dazu kommen unzählige weitere, die man nicht einmal vom Namen her kennt. (Sprechen Sie Zapotec? Glück gehabt, die ist auch dabei.)
Die Textmenge, die bei der OCR-Erkennung anfällt, kann getrost vernachlässigt werden. Allerdings dauert die Speicherung der Dokumente deutlich länger. PDF-Dateien lassen sich ausserdem mehrseitig anlegen, indem die Dateien innerhalb der Software aktiviert und mit einem Klick gestapelt werden.
Der einzige negative Punkt der Software betrifft die Verbesserung der Scans. Zwar werden auf Mausklick die Helligkeit und der Kontrast optimiert. Doch schön wäre es, wenn Dokumente auch zurechtgerückt und von den schwarzen Balken befreit würden, die bei schiefen Scans entstehen. Diese Aufgaben können bis jetzt nur manuell erledigt werden – oder man legt seinen Perfektionismus ab und kümmert sich nicht um ein perfektes Erscheinungsbild.
Cloud-Dienste
Doxie wirbt vollmundig mit einer breiten Cloud-Unterstützung, aber das ist nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich versteht sich der Scanner nur mit dem eigenen Cloud-Dienst. Stattdessen müssen die Daten immer zuerst auf ein Endgerät geladen und dann weiterverteilt werden. Es ist also nicht möglich, dass ein Scan automatisch via Wi-Fi zu einem Cloud-Dienst hochgeladen wird.
Um zum Beispiel die Daten zum Dropbox-Konto zu schicken, wird die Datei am Rechner von der Doxie-Software abgeholt und einfach im lokalen Dropbox-Ordner gespeichert. Fertig. Sinngemäss werden so die Daten auch zu Google Drive, OneDrive und anderen Diensten umgeleitet.
Dazu gesellt sich die Möglichkeit, Dateien an lokale Programme weiterzureichen. So lassen sich Scans zum Beispiel an Photoshop schicken, aber auch an den lokalen Evernote-Client, der sie automatisch speichert und auf die Evernote-Server lädt.
Und schlussendlich bietet auch der Doxie-Hersteller einen kostenlosen Cloud-Dienst an. Nach einer einfachen Registrierung lassen sich dort die Dokumente aufbewahren oder zum Beispiel zu Twitter übertragen.
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Bezugsquelle, Preise und Fazit
Bezugsquelle und Preise
Der Doxie Go ist in der Schweiz für Fr. 259.95 + Versand bei Intellishop erhältlich. Unser Testgerät wurde beim Hersteller in den USA bestellt. Dort kostet der Doxie Go 229 US-Dollar. Weitere 20 US-Dollar kommen für den Versand hinzu, sowie 32 Franken für die Wegelagerer vom Schweizer Zoll. Das macht beim aktuellen Dollarkurs ca. 250 Franken, was etwa auf dasselbe hinausläuft.
Fazit: Der Doxie Go ist ein hochwillkommener Problemlöser. Sein mobiler, flüsterleiser Betrieb ist ein Gewinn für Studenten, Aussendienstler, Buchhalter und andere Gruppen, die oft unterwegs arbeiten. Zu Hause schluckt er Quittungen, Garantiescheine, Mitteilungsblätter der Schule, Kochrezepte und mehr. Und vielleicht ist dieser Zwerg der beste Ansatz seit Jahren, um lästigen Papierstapeln den Garaus zu machen.
Testergebnis
Leise, unabhängig, klein, OCR-Erkennung
Keine direkte Cloud-Anbindung, bei kleinen Dokumenten ein wenig fummelig, Software nur in Englisch
Details: Farbscans mit 300 oder 600 dpi, SD-Card-Slot, Akkubetrieb, WLAN nach 802.11n
Preis: ca. Fr. 260.-
Infos:www.getdoxie.com
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