Tests
19.08.2015, 11:02 Uhr
Test: RNI-Presets für Lightroom und ACR
Viel Leistung für wenig Geld: Die Presets von «Really Nice Images» heben Analog-Effekte auf ein neues Niveau.
RNI steht für «Really Nice Images», und das trifft den Kern der Sache recht genau. RNI stellt keine eigenständigen Programme her, sondern hat sich auf Presets für Adobe Lightroom und Adobe Camera Raw (ACR) spezialisiert. Diese Presets sind nichts anderes als gespeicherte Einstellungen: Auf Knopfdruck werden Regler verschoben, Kurven verändert und dergleichen mehr.
Wenn man es geschickt genug anstellt, erhält das Bild eine völlig neue Anmutung. Und so viel sei bereits verraten: RNI ist äusserst geschickt vorgegangen. Zurzeit gilt zwar VSCO (Test) in dieser Hinsicht als das Mass aller Dinge. Doch RNI schafft es nicht nur, auf eigenen Füssen zu stehen, sondern geht über die Möglichkeiten des Mitbewerbers hinaus. Wir werden also nicht umhinkommen, einige Vergleiche zwischen den beiden Produkten anzustellen.
Die Pakete
RNI bietet die Presets in fünf Paketen an, mit denen analoge Filme simuliert werden: Negative Films, Slide Films (Dias), Instant Films (Sofortbild), Black & White sowie Vintage Films. Letzteres besteht aus uralten Kodachrome- und Agfacolor-Filmen in verschiedenen Alterungsstufen.
Die Pakete sind einzeln für je 49 US-Dollar zu haben. Allerdings greift man besser in die Vollen und nimmt das Paket RNI All Films: Es enthält alle fünf Pakete für 122 US-Dollar statt 245 US-Dollar.
Jedes Paket enthält eine Handvoll Filme, die wiederum in verschiedenen Ausführungen angeboten werden: Sie variieren bei der Empfindlichkeit, der Farbgebung (warm/kalt) oder simulieren zum Beispiel die chemischen Alterungsprozesse, wenn das Material weit über das Ablaufdatum hinaus aufbewahrt wurde.
Zu jedem Paket gehören ausserdem die Essentials – Einstellungen, mit denen zum Beispiel eine Vignette erstellt oder das virtuelle Filmkorn mit einem Klick entfernt werden kann. Diese Presets sind eine praktische Hilfe, aber mehr nicht.
Die einzelnen Pakete
Negative Films. Dieses Paket enthält die Negativfilme Agfa Optima und Vista, Fuji Pro und Superia, Kodak Color Plus, Ektar, Gold und Portra sowie den Rollei Digibase. Die Farben wirken gedämpft, oft ein wenig blass.
Slide Films. Diese Diafilme versprechen härtere Kontraste, einen höheren Dynamikumfang und (je nach Film) auch knallige Farben – eben das, was man auch in den analogen Zeiten von Diafilmen erwartet hätte. Wenn bunte, fröhliche Ferienbilder Ihr Ziel sind, greifen Sie zu diesem Paket und verwenden die Simulation des Fuji Fortia SP. Ebenfalls dabei: Agfa Precisa, RSX II, Fuji Astia 100, Provia, Velvia, Kodak E100G E200 und der Elite Chrome 100.
Vintage Films. Definitiv eines der interessantesten Pakete, zumindest vom technischen Standpunkt aus. RNI hat es geschafft, alte Agfacolor- und Kodachrome-Filme verblüffend authentisch zu simulieren. Dabei gehen die Macher sogar so weit, an den Objektivkorrekturen herumzuschrauben. Das Ergebnis sind Unschärfen, die kaum von einem echten alten Bild zu unterscheiden sind. Hier die Übersicht:
Und hier ein Detail als eine nahezu perfekte Nachahmung alter Papierabzüge. Diese Presets zeigen ausserdem auf eindrückliche Weise, wozu Lightroom fähig ist – denn solche Effekte sind normalerweise die Domäne von Photoshop-Plug-Ins:
Instant Films. Sofortbildfilme: einige davon frisch, andere längst abgelaufen. Vertreten sind der Fuji FP 100C, Instax Mini, Polaroid 600 und 669. Alle Filme sind in wenigstens einem halben Dutzend Varianten erhältlich. Zu den Besonderheiten gehören die Pseudo-Bilderrahmen, die durch Vignetten simuliert werden:
Black & White. Und zu guter Letzt dürfen natürlich die Schwarz-Weiss-Filme nicht fehlen, namentlich: Agfa Scala 200, Ilford Delta 100, 400, FP4, HP5, Pan F Plus sowie die Kodak-Filme T-Max 100, T-Max 3200 und Tri-x 200.
Soviel zur Auswahl. Sehen wir uns an, was RNI besser oder zumindest anders macht als ähnliche Produkte.
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Vergleiche, Profile, Camera Raw und Fazit
Vergleiche
Es ist unvermeidlich, dass sich RNI den Presets von VSCO stellen muss. Dabei werden jedoch fast mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet – zum Beispiel jene nach der Qualität. Hier ein Beispiel des Fuji Fortia, der bei beiden Paketen zum Lieferumfang gehört:
Dieser direkte Vergleich ist auch deshalb beispielhaft, weil VSCO bei fast allen Simulationen ein wenig entschlossener vorgeht. Die Presets von NRI arbeiten hingegen subtiler, weniger aufdringlich. Achtung: Den einzelnen Presets liegen hochkomplexe Einstellungen zugrunde – es ist also nicht möglich, einfach über einen Regler «ein wenig mehr Gas zu geben» oder den Effekt abzuschwächen.
Und welches Produkt simuliert die analogen Filme nun besser? Diese Frage ist praktisch nicht zu beantworten – auch deshalb, weil heute nur noch wenige Fotografen überhaupt wissen, wie ein Kodacolor- oder ein Astia-Film die Farben wiedergegeben hat.
Profile
Im Gegensatz zu RNI liefert VSCO zu jedem Paket zahlreiche Kameraprofile. Diese werden automatisch aktiviert, sobald ein Foto in Lightroom geöffnet wird. Das korrekte Profil wird dabei durch die EXIF-Daten in der Aufnahme ermittelt. Diese Profile nehmen auf die technischen Eigenheiten einer Kamera Rücksicht – also zum Beispiel, wie Grüntöne erfasst werden.
Vorteil: Konsistentere Ergebnisse und – laut VSCO – eine genauere Simulation der Filme.
Nachteil: Jedes Kameramodell muss ausdrücklich unterstützt werden. Zurzeit sind das die wichtigsten Modelle von Canon, Fujifilm, Leica, Nikon, Olympus und Sony. Eine Übersicht finden Sie hier am Ende der Seite. VSCO reicht ausserdem regelmässig kostenlose Updates nach, die neue Profile enthalten. Wenn jedoch eine Kamera nicht unterstützt wird, sind wir wieder am gleichen Punkt wie bei RNI.
Allerdings wird das Thema «Profile» oft ein wenig überbewertet, denn jedes einzelne dieser Presets verfolgt schliesslich den Zweck, das Bild von der Realität eine Stück weit zu entfernen.
Preis
Bei den Kosten bietet RNI sehr viel mehr fürs Geld als VSCO. VSCO bringt es unterdessen auf 7 Pakete. Das erste Paket kostet 119 US-Dollar. Ab dem zweiten Paket reduziert sich der Preis für den frischgebackenen «Stammkunden» um 25 Prozent auf rund 89 US-Dollar.
Bei RNI kostet ein Paket nur 49 US-Dollar, alle fünf Pakete kosten zusammen 122 US-Dollar. Dazu kommt, dass jedes Paket die Presets für Lightroom und für Adobe Camera Raw (ACR) enthält – das heisst, die Presets lassen sich auch verwenden, wenn eine Raw-Datei in Photoshop geöffnet wird. Bei VSCO müssen die ACR-Presets hingegen separat erworben werden.
Fazit
Die Presets von RNI bieten clevere Umsetzungen von analogen Filmen. Gemessen am Leistungsumfang sind die Pakete ausserdem sehr günstig – nicht zuletzt deshalb, weil neben Lightroom auch Adobe Camera Raw unterstützt wird. Wenn Sie sich einen breit gefächerten Grundstock an Presets mit analoger Anmutung zulegen möchten, finden Sie bei RNI eine erstklassige Anlaufstelle.
Testergebnis
Gelungene Umsetzungen, Preis, Unterstützung von Lightroom und ACR
Keine Kameraprofile, teilweise fast zu subtile Unterschiede
Details: Ab Lightroom 4, ab Photoshop 6, für Mac und PC
Preis: 122 US-Dollar (einzelne Pakete je 49 US-Dollar)
Infos:http://reallyniceimages.com
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