Tests
18.08.2022, 12:00 Uhr
Der Smartphone-Tastatur-Vergleich
Welche Tastatur-App ist eigentlich besser: Gboard, SwiftKey, Fleksy oder Typewise Keyboard aus der Schweiz? PCtipp verrät, welche für wen geeignet ist.
Kennen Sie das auch, dass Sie zwar das 10-Finger-System beherrschen und mit einer Computertastatur meist fehlerfrei tippen, aber am Smartphone fast wahnsinnig werden, weil die digitalen Tasten so klein sind, das Schreiben einfach zu umständlich ist und sich darum Familie und Freunde ab und an ob Ihrer seltsamen Worte und Sätze per WhatsApp oder Threema wundern? Mögen Sie allenfalls die Wischgesten von Buchstaben zu Buchstaben nicht, um ein Wort zu schreiben?
PCtipp hat sich vier Tastatur-Apps genauer angesehen. Wir beginnen mit der jüngsten aus der Schweiz.
(Dieser Artikel erschien erstmals Ende 2019 und wurde am 18. August 2022 aktualisiert bzw. stellenweise ergänzt)
Typewise Keyboard
Was ist Typewise?
Typewise ging 2019 mit der offiziellen Version online. Die Gründer von Typewise Keyboard versprechen, dass sich damit die eigenen Tippfehler um 80 Prozent verringern lassen. Hinter Typewise steht ein Schweizer Start-up. Die Schweizer wollen dem rund 150 Jahre alten Tastatur-System (QWERTZ), welches ursprünglich für Schreibmaschinen entwickelt wurde, den Kampf ansagen, wie sie sagen.
Vor dem Typewise-Release wurde ein Prototyp der App unter dem Namen WRIO Keyboard lanciert. Die Entwickler haben das Produkt komplett überarbeitet und waren Ende 2019 nach eigenen Angaben in der Beta-Phase mit über 20'000 Nutzern. Am 11. Dezember 2019 ging die Keyboard-App live. Nun ist Typewise etwas über zweieinhalb Jahre alt. Bei den Swiss-App-Awards hat Typewise 2020 Gold für Functionality und Silber für Innovation gewonnen.
Wie funktioniert Typewise?
Die Tastatur-App fällt einerseits durch die grossen, Waben-förmigen Tasten (Hexagon-Modus) auf. Andererseits durch die zahlreichen Optionen durch Wischen in alle Richtungen sowie Drücken.
Die ersten zwei Tage musste ich ziemlich durchbeissen; es ist einfach eine Umstellung- und Gewöhnungs-Zeit. Die Tastatur funktioniert etwas anders, als man das gewohnt ist: Für Grossbuchstaben wischt man nach oben, Umlaute erhält man durch Drücken und Halten, z. B. das französische à erhält man durch Drücken und Halten und danach einem Rechts-Wisch. Prinzipiell kann man in alle Richtungen wischen.
Wer schon einmal einen Cursor irgendwo in der Mitte eines Wortes platzieren wollte und mehrmals auf das Display «tääple» musste, oder einfach das Löschen umständlich findet, dem dürfte dies gefallen: Durch langsames Bewegen, ohne den Finger zu heben, löscht man schnell mehrere Worte oder einzelne Buchstaben. Überlegt man es sich anders, bewegt man den Finger ohne loszulassen einfach wieder zurück und der Text erscheint wieder.
Update 18.08.22: Schade, das fand ich einen der grossen Vorteile von Typewiese. Lange lief Typewise, anders als Gboard oder SwiftKey, offline. Das ist nun kein kostenloses Feature mehr und nur für zahlende Kunden verfügbar.
Wer das Hochwischen für die grossen Buchstaben nicht mochte: Mittlerweile gibt es eine Shift-Taste für Grossbuchstaben. Seite einem kürzlichen Update sind die Zahlen und Sonderzeichen etc. in einer Übersicht mit Schnellzugriff zusammengefasst. Grundsätzlich eine gute Idee, doch die Ziffern sind recht klein, die Autorin hat sich seither viel häufiger vertippt.
Auch 2022 gibt es keine GIFs, aber Emojis sind verfügbar. Mittlerweile sind über 40 Sprachen verfügbar, Umlaute können personalisiert werden. Dialekt-Support ist übrigens vorhanden, aber ein Pro-Feature.
Tipp: Starten Sie zu Beginn mit dem Tutorial und spielen Sie dann das «Typing-Game». So lernt man die Position der Buchstaben nebenbei rasch kennen, während man das «Ragetli» vor dem Absturz oder Vögel-Töten bewahren muss.
Download und Kosten
- Update 18.08.2022: Mittlerweile gibt es drei Abo-Varianten: Fr. 2.– pro Monat, 14 Tage gratis Testphase und danach 1 Jahr für Fr. 9.50 oder die Lifetime-Variante für Fr. 25.–.
PCtipp meint
Für wen ist Typewise geeignet? Für solche, die sich oft vertippen und offen sind für Neues. Ich habe die Typewise-Tastatur über längere Zeit verwendet. Darum werde ich Ihnen nichts vormachen: Die ersten Tage müssen Sie sich durchbeissen. Doch mit dem Lernmodus, bei dem sich die Buchstaben am gewohnten Platz befinden, gewöhnt man sich erst mal an die verschiedenen Wisch- und Drück-Gesten sowie die Smartbar (die Leiste mit Wortvorschlägen und Korrekturen). Im Hexagon-Modus muss man etwas dran bleiben.
Aber hat man diese Phase überstanden, finde ich das Schreiben am Smartphone angenehmer als mit anderen digitalen Tastaturen. Mal von der grosszügigen Grösse der Bienenwaben-Tasten abgesehen, sind Wischgesten so in unser Blut übergegangen, dass es für mich so schliesslich schneller und intuitiver ging.
Üblicherweise schreibe ich mit beiden Daumen, was mir erst gegen Schluss der Testzeit gelang. Dafür machte ich deutlich weniger Tippfehler als mit Gboard oder sogar SwiftKey. Einzig das Löschen von einzelnen Buchstaben stellte sich als ein wenig knifflig heraus, man sollte nicht zu schnell nacheinander nach links wischen. Typewise-Keyboard ist zu alledem gratis (es gibt auch mehrere Varianten der kostenpflichtigen Pro-Version).
SwiftKey-Tastatur (Microsoft)
SwiftKey bietet einen bunten und grosszügigen Blumenstrauss von Funktionen und ist sehr hilfreich, wenn man häufig Geräte wechselt. Nach der Installation erscheint ein Willkommens-Fenster von Microsoft, das Sie in drei Schritten schnell zur Verwendung von SwiftKey geleitet.
Sie können sich wahlweise mit dem Microsoft-Konto anmelden oder dies per Jetzt nicht ignorieren. Beachten Sie: Wenn Sie sich anmelden, werden von Ihnen geschriebene Wörter gesichert. Der Vorteil: Die gelernten Wörter können dann auf mehreren Geräten genutzt werden.
Update 18.08.22: Wer etwas mehr Privatsphäre möchte, kann auf das Verwenden des Microsoft-Logins verzichten und das Beitragen zur Verbesserung der App ablehnen. Allerdings kann man Themes nur herunterladen, sofern man mit dem Microsoft-Konto angemeldet ist. Den Inkognito-Modus gibt es auch 2022 noch. Ist dieser aktiviert, lernt SwiftKey allerdings keine neuen Wörter mehr. Das ist bei Typewise besser, denn die Tastatur lernt, aber alles wird offline auf Ihrem Gerät gespeichert. Wer nicht will, dass SwiftKey alles an Microsoft weitertratscht, sollte sich nicht mit dem Microsoft-Konto anmelden.
Themes
Wer sich einloggt und es stylish mag, kann aus einer Riesenpalette an farblichen Themen (Themes) wählen. SwiftKey hält eine ansehnliche Auswahl kostenloser Themes zum Download bereit. Sie können ein Theme auch personalisieren, indem Sie ein Hintergrundfoto hochladen und wählen, ob Symbole angezeigt haben möchten oder nicht.
Update 18.08.22: Um die Themes herunterzuladen, müssen Sie mit Ihrem Microsoft-Konto angemeldet sein!
Vor allem zwei Sachen kann SwiftKey gut: Erstens geht das Tippen oder Wischen (von Buchstaben zu Buchstaben) ziemlich schnell von den Fingern, und Tastengrössen lassen sich beliebig anpassen.
Allerdings sind mit letzterem nicht die Tasten an sich gemeint, sondern das Keyboard-Fenster. Will man es verkleinern (z.B. halber Screen) ist das sehr praktisch. Möchte man hingegen grössere Tasten, muss man das komplette Keyboard vergrössern und je nach Grösse sieht man nicht mehr viel von der App, die man gerade nutzt.
Emoji, Sticker, GIF
Während Sie schreiben, wird Ihnen ein möglicherweise passendes Emoji vorgeschlagen. Natürlich sind auch GIFs und Sticker verfügbar. Nebst Sticker-Vorhersage gibt es zudem auch Wort-Vorhersagen.
Sprachen
Sie können in bis zu fünf Sprachen schreiben. Ausserdem unterstützt SkwiftKey im Jahr 2022 über 500 Sprachen. Mitterweile ist auch die Google-Spracheingabe möglich. So sparen Sie sich das Tippen – falls die Google Spracheingabe denn erkennt, was sie sagen.
Download und Kosten
PCtipp meint
Wer oft zwischen Geräten wechselt, sollte die Tastatur aus dem Hause Microsoft ausprobieren. Die vielen Funktionen sowie die integrierte Google-Suche überzeugen. Wer sich mit dem Microsoft-Konto anmeldet, sollte sich allerdings bewusst sein, dass SwiftKey an Microsoft alles weitertratscht. Auch SwiftKey ist kostenlos.
Fleksy Tastatur
Schnelle Eingewöhnungszeit
Besonders nett von Fleksy fand Kollege Gröflin bei seinem damaligen Vergleich die Art, wie man in die neue Tastatur «eingeweiht» wird. Ein Assistent erklärt einem zuerst die wichtigsten Grundfunktionen, die man ihm nachmachen soll. Dieses Feature gibt es übrigens auch bei Typewise.
Was bei Fleksy gleich von Anfang an überrascht, ist die schlichte Art des Keyboards und die Grösse der Tasten (einstellbar). Das Erfolgskonzept soll darin bestehen, durch grosse Tasten und einfache Layouts Fleksy simpel bedienen zu können. Auch Fleksy kann vorgeschlagene Wörter mittels Wischbewegung einfügen. Darüber hinaus soll Fleksy mit der Zeit die Tippgenauigkeit auf seinen Anwender abstimmen, um die Treffsicherheit zu erhöhen.
Update 18.08.22:
Ein Login ist möglich, aber nicht zwingend. In der App, unter Settings, finden Sie neben den Menüs Sprachen, Erscheinungsbild, Gesten und Eingabe sowie Ton auch die Option Wörterbuch. Hier können Sie z.B. die Autokorrektur an- oder ausschalten sowie Wortvorschläge oder Korrekturvorschläge und ob die Handy-Tastatur-App Wörter automatsch lernen soll (oder nicht) einstellen.
Auch diese Tastatur-App bietet smarte Gesten: z.B. swipt man nach links, um Wörter zu löschen. Die App ist sehr farbenfroh und bietet ebenfalls diverse Themes (nur teilweise gratis).
Download und Kosten
Fazit
Für wen ist Fleksy geeignet? Für alle Anwender, die sich nicht lange an etwas Neues gewöhnen wollen. Auch Fleksy bietet relativ grosse Tasten und sogenannte smarte Gesten. Die Funktionen reichen von Websuche über Sticker bis zu Flugsuche. Die App ist optisch simpel gehalten, kommt im alten Tastatur-Layout daher, hat aber dennoch einiges zu bieten.
Gboard
Update 18.08.22: Hier sind GIFs und Sticker verfügbar, Emojis sowieso. Tipp: Für ein bisschen mehr
Privatsphäre deaktivieren Sie den Schieberegler unter Erweitert bei Nutzungsstatistik teilen sowie Spracheingabe für alle verbessern (standardmässig aktiviert). Auch das Wörterlernen kann nach Wunsch deaktividert werden. Erwähnenswert: Wer wie ich kleine Handy-Tasten nicht ausstehen kann: Man kann die Tastaturgrösse ändern! Und zwar von Sehr hoch bis Sehr niedrig.
Die Tastatur-App aus dem Hause Google kennt vermutlich jede und jeder. Nützlich ist sicher die integrierte Google-Suche sowie der Google-Translator. Des weiteren finden Sie die Google-Spracheingabe und ein Wörterbuch. Wer das mag: Auch hier können Sie schreiben per Glide-Typing (Wischgesten). Wer möchte, kann auch in den einhändigen Modus wechseln. Auch Glide-Typing (von Buchstabe zu Buchstabe) ist möglich.
Das Design kann man ändern (Farben, Farbverlauf, Landschaften), wählen, ob man Tastenumrandungen möchte sowie das Tastatur-Fenster unverankert anzeigen lassen.
Download und Kosten
Fazit
Gboard ist für jene geeignet, die geräteübergreifend arbeiten und überall im Google-Universum unterwegs sind. Und die das traditionelle Tastatur-Layout, aber viele moderne Funktionen schätzen.
Hervorzuheben sind sicher die integrierte Google-Suche (hat SwiftKey auch), die Google-Übersetzung sowie die Spracheingabe, mit der man z.B. eine E-Mail oder Nachricht schreiben kann. Und: Man kann die Tastaturgrösse anpassen.
Kännsch
«Kännsch», welches Kollege Gröflin hier einmal vorstellte , ist leider nicht mehr verfügbar. Die von der ETH entwickelte App lernte Schweizerdeutsch.
Probieren Sie es aus – sagen Sie etwas auf Schriftdeutsch und hören Sie sich den Satz auf Bern- oder Bündnerdeutsch an
Quelle: Screenshot/PCtipp.ch
Derzeit sind Vorschau-Versionen für folgende Dialekte verfügbar: Basel-, Bern-, Luzern-, St.Galler-Deutsch. Bündner- und Zürichdeutsch wurden beim letzten Update laut Play-Store-Info verbessert.
(Dieser Artikel erschien erstmals Ende 2019 und wurde am 18. August 2022 aktualisiert bzw. stellenweise ergänzt)
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