Test: Apple HomePod 2
Siri und andere Probleme
Wenn der ausgezeichnete Sound und die gefällige Erscheinung für einen Moment beiseitegeschoben werden, beginnt die Talfahrt. Denn beim HomePod (und auch beim HomePod Mini) läuft auf mehreren Ebenen so vieles schief, dass ich diesem feinen Stück Hardware das Prädikat «smart» abspreche.
Siri, die ewige Baustelle
Es hat sich längst herumgesprochen, dass Siri nicht die hellste Kerze auf der Torte ist – wenn man die traurige Wahrheit in einen flauschigen Euphemismus verpackt. Ich habe in den letzten Jahren aufgehört, mich tiefer mit Siri zu beschäftigen, denn ein Fortschritt ist nicht zu erkennen. Das Einzige, was ich ihr noch zumute, sind die gebellten Kommandos «Wetter!» und «Timer auf …». Immerhin: Seit neustem (!) ist es möglich, dass Siri mehr als einen Timer gleichzeitig erfassen kann, was sie für den Einsatz in der Küche qualifiziert.
Mit mehreren HomePods sind auch Kommandos möglich, wie: «Übertrage die Musik aus dem Schlafzimmer ins Wohnzimmer» oder: «Stelle die Lautstärke überall lauter». Zumindest würde es in einer perfekten Welt so laufen. Doch ich zähle längst nicht mehr, wie oft eine Anfrage mit «Sekunde … einen Moment … bin dran … es-gab-ein–Problem-bitte-versuche-es-noch-einmal» beantwortet wurde. Das endet jedes Mal in etwa 30 Sekunden verschwendeter Lebenszeit und einem erhöhten Blutdruck.
Frage: «Hey Siri, wie viel kostet eine Unze Gold?»
Antwort: «Eine Unze entspricht 0,028 Kilogramm.»
Solche Antworten sind keine seltenen Ausrutscher – das ist Siri, wie sie leibt und lebt. Und wenn die «Assistentin» in der Apple-Werbung die verrücktesten Dinge auf Zuruf erledigt, stellt sich die Frage, wo das Marketing endet und die Täuschung beginnt.
Kein TuneIn Radio
In den meisten Ländern gehört der Internet-Radiodienst TuneIn Radio zum festen Bestandteil des HomePods, um unzählige Radiosender aus aller Welt anzuzapfen. Nicht so in der Schweiz: Aus unerfindlichen Gründen verweigert uns Apple diesen Dienst, seit der erste HomePod Mini offiziell in Helvetien erhältlich ist. Und so funktioniert das Kommando Spiele Radio Zürisee zwar in Helsinki, aber nicht am Zürisee. Nebenbei: Auf jedem Lautsprecher mit Google Assistant bringt der Dienst die Exotik ferner Radiostationen auch in die Schweiz.
Kein Spotify & Co.
Spotify wird auf dem HomePod nicht unterstützt. Doch seit Jahren ist klar, dass sich nicht Apple, sondern Spotify querstellt. Google Music funktioniert ebenfalls nicht. Die Integration muss dabei von den Streaming-Anbietern erledigt werden; die dazu nötigen Schnittstellen bietet Apple jedem Dienst an, der sie nutzen will. Aber das ändert nichts an der unbefriedigenden Situation für die Anwender.
Das soll nicht heissen, dass sich Musik von Spotify und anderen Diensten nicht wiedergeben lässt; es ist lediglich nicht möglich, die Wiedergabe mit Siri zu steuern. Stattdessen wird die Musik über AirPlay an beliebig viele HomePods übermittelt, so wie es auch bei jeder anderen Audioquelle möglich ist.
Kein Apple Music – kein Musikwecker
Auch das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Wenn Sie einen HomePod (mini) als Musikwecker verwenden möchten, dann braucht es dazu ein Abo für Apple Music, um am Morgen eine Playlist abzuspulen. Wenn das Abo fehlt, erklingt genau der Weckton – und sonst gar nichts. Das wäre in Ermangelung der unterstützten Dienste sogar nachvollziehbar. Aber dass nicht einmal die kostenlosen, hauseigenen Radiosender von Apple als Quelle verwendet werden können, gibt doch zu denken. Und dass TuneIn Radio nicht verfügbar ist, hatten wir ja schon.
Kommentare
Es sind keine Kommentare vorhanden.