Video-Tipps
19.03.2024, 12:12 Uhr

Faszinierende Videos

Video ist das Leitmedium unserer Zeit. Allerdings ist die Produktion guter Inhalte gar nicht so simpel. Wir zeigen Ihnen einige effiziente, aber einfache Tricks, mit denen Sie Videos besser filmen und bearbeiten.  
(Quelle: Shutterstock/Lina Chekhovich)
Videos lassen sich heute dank Smartphones so schnell und einfach wie Fotos aufnehmen. Doch das Medium hat seine ganz eigenen Regeln. Wenn Sie diese kennen und beachten, gelingen Ihnen bessere und faszinierende Filme.

Ab ans Fenster

Bild 1: Fenster sind ideale Lichtspender
Quelle: PCtipp.ch
Licht ist beim Videodreh zentral. Einerseits aus künstlerischer Sicht, da das Licht das Aussehen der Subjekte drastisch verändert, andererseits auch aus technischer Sicht, weil die Kamera Licht benötigt. Die beste Lichtquelle bei Innenaufnahmen ist oft ein Fenster, Bild 1. Besonders an einem leicht bewölkten Tag oder bei Sonnenschein ohne direkte Einstrahlung durch das Fenster. Platzieren Sie Ihr Sujet nahe am Fenster, um das Tageslicht zu nutzen, oder spielen Sie mit einem Winkel für drama­tischere Effekte. Bei direkter Sonneneinstrahlung können Sie sich auch mit einem weissen Leintuch behelfen, um das Licht weicher zu machen.

Low-Key als Notlösung

High-Key und Low-Key sind Belichtungstechniken, die entweder sehr viel oder sehr wenig Licht für einen dramatischen Effekt verwenden. Besonders die Low-Key-Technik eignet sich bestens als Notlösung bei schwierigen Lichtverhältnissen. Sie brauchen dazu entweder manuelle Kontrolle oder zumindest eine ordentliche Belichtungskorrektur an Ihrer Kamera. Verwenden Sie gezielt platzierte Lichtquellen und eine tiefe Belichtung, um das Auge auf die spärlich beleuchteten Teile der Szene zu lenken. Mit Bewegungen der Kamera und der Lichtquellen können Sie diese Fokuspunkte auch bewegen.
Neben dem künstlerischen Wert von Low-Key-Aufnahmen, können diese auch schwierige Bedingungen kaschieren. Low-Key kann als Stütze funktionieren, wenn nicht genügend natürliches oder künstliches Licht vorhanden ist; im Schwarz des Hintergrundes lassen sich unschöne Hintergründe einfach ausblenden. Im Idealfall sind Low-Key-Aufnahmen natürlich primär ein gezielt gewählter Effekt, die Technik kann Ihnen aber auch mal aus der Patsche helfen.

Brennweiten austesten

Die Brennweite eines Objektivs verändert das Aussehen einer Szene drastisch. Weitwinklige Objektive ziehen Subjekte gegen den Rand lang und lassen den Hintergrund weit in die Ferne rücken. Teleobjektive hingegen komprimieren den Hintergrund und bringen sogar weit entfernte Berge nah heran. Objektive zwischen 35 und 50 Millimetern (Kleinbildäquivalent) wirken «natürlich», also am ehesten so, wie ein durchschnittlicher Mensch die Umgebung wahrnimmt. Probieren Sie unbedingt aus, was Ihre Kamera alles mit Brennweiten anstellen kann und wie sich dies auf Ihre Kompositionen auswirkt. Wichtig ist es dabei auch, die Brennweite mit der physischen Distanz zum Subjekt zu kombinieren und damit zu arbeiten, Bild 2.

Bild 2: Unterschiedliche Brennweiten verändern die Stimmung der Aufnahme markant
Quelle: PCtipp.ch

Komposition

Bild 3: Mit einer guten Komposition können Sie nichts falsch machen
Quelle: PCtipp.ch
Die Komposition ist zentral bei jedem Video. Dabei handelt es sich um die Präsentation der Subjekte in Raum und Zeit, also wie Sie die Szene einfangen. Das beginnt beim Einrahmen durch die Kamera, geht über Kamerafahrten und Bewegungen bis hin zu Grössenverhältnissen zwischen Objekten und Subjekten. Falls Sie schon in der Fotografie bewandert sind, können Sie viel Ihres Vorwissens übertragen, Bild 3.

Geschmeidig, geschmeidig

Für die meisten Zwecke ergibt es Sinn, so geschmeidig wie möglich zu filmen. Das gilt sowohl für Kamerabewegungen als auch für das Zoomen oder die Fokussierung. Harte, abrupte Bewegungen und schüttelnde
Bild 4: Mit  einem Gimbal-Stativ gelingen geschmeidige Aufnahmen ganz einfach
Quelle: PCtipp.ch
Aufnahmen sind nur dann sinnvoll, wenn es gewollt ist. Also: Bildstabilisator anwerfen, ein Dreieck aus Ellenbogen und Kamera bilden und schön ruhig bleiben. Für kurze Takes können Sie sogar die Luft anhalten. Noch besser sind natürlich Stative, Gimbals und andere physische Stabilisatoren, Bild 4.
Ohne passendes Equipment müssen Sie kreativ werden. Schnallen Sie Ihre Kamera auf ein Skateboard, filmen Sie vom Velo aus oder ziehen Sie Ihre Kamera auf einem Tischtuch über eine glatte Oberfläche.
Tipp: Falls Sie physisch keine genügende Stabilisierung schaffen, filmen Sie in einer höheren Auflösung, als es das geplante Endprodukt erfordert. Sie können danach in einer Bearbeitungs-Software die Aufnahme stabilisieren lassen – dank der zusätzlich aufgenommenen Pixel sogar ohne nennenswerten Qualitätsverlust. Das ist im Prinzip die gleiche Technik wie digitale Bildstabilisation in der Kamera, einfach nach der Aufnahme.

Dolly Zoom

Falls Sie eine gute Methode für Dolly-Bewegungen, also geschmeidige Aufnahmen zum Subjekt hin oder davon weg, gefunden haben, können Sie diese berühmte Filmtechnik imitieren. Dabei bewegen Sie die Kamera auf das Subjekt zu und bewegen gleichzeitig die Brennweite von Tele zu Weitwinkel. Das braucht ein wenig Übung und ist ohne spezielles Equipment wirklich schwierig. Der Effekt hingegen ist dramatisch und funktioniert übrigens auch umgekehrt nicht schlecht.

Rack Focus

Eine sehr simple Technik ist Rack Focus, die vor allem mit Kameras und Objektiven gut funktioniert, die mit Tiefenunschärfe arbeiten können. Dabei platzieren Sie zwei Subjekte in Ihrem Bildausschnitt, die sich in unterschiedlicher Tiefe befinden. Fokussieren Sie auf das eine Subjekt und bewegen Sie im richtigen Moment den Fokus auf das andere Subjekt. Der Effekt will idealerweise sinnvoll platziert sein und mit dem Fokuswechsel die Story des Videos vorantreiben, etwa indem das zweite Subjekt dem Publikum zusätzliche Informationen preisgibt, Bild 5.
Bild 5: Beim Rack Focus verschieben Sie den Fokus in der gleichen Komposition
Quelle: PCtipp.ch
Tipp: Verwenden Sie wenn möglich einen manuellen Fokus für diese Technik. Die meisten Autofokussysteme, gerade von Fotokameras, sind darauf eingestellt, möglichst schnell zu fokussieren. Dieser Effekt gelingt jedoch besser, wenn der Fokus langsam und geschmeidig wandert.

Chromakey

Eine nützliche Technik ist das Chromakeying, auch oft als Greenscreening bezeichnet. Dabei verwenden Sie einen einfarbigen Hintergrund – meist grün oder blau –, damit Hauttöne nicht tangiert werden, und entfernen den Farbton in der Nachbearbeitung aus dem Video. So können Sie den Hintergrund Ihres Videos einfach verändern oder andere Effekte einbauen. Moderne Software braucht dafür nicht einmal zwingend einen grünen oder blauen Hintergrund. Professionelle Videoschnittprogramme wie etwa DaVinci Resolve oder Adobe Premiere können auch andere Hintergründe entfernen. Resolve bietet dabei einen praktischen Mittelweg, bei dem der Hintergrund mit Angabe eines Farbschlüssels manuell angegeben, aber auf dem automatisch erkannten Subjekt ignoriert wird. So können Sie auch Hintergründe anderer Farben erstaunlich einfach entfernen.

Überskalieren

Falls Sie den Speicherplatz und die passende Hardware haben, ergibt es Sinn, Ihre Aufnahmen grundsätzlich in höherer Auflösung aufzunehmen. Falls Sie also Full-HD-Videos produzieren, filmen Sie in 4K. Das bietet Ihnen viele Vorteile bei der Postproduktion. Sie können verlustfrei zweifach in die Aufnahme reinzoomen, Wackler mit digitaler Stabilisation korrigieren und in ein paar Jahren das ganze Video in 4K neu auflegen. Aber wie erwähnt: Das lohnt sich nur, wenn Sie regelmässig auf diese Techniken zurückgreifen möchten. Ansonsten häufen Sie riesige Datenmengen an und verlangsamen Ihre Editier-Software.



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