Tag des Hörens
03.03.2023, 11:00 Uhr
Sound zum Fernsehen – so gehts richtig!
Grosse Bildschirme, scharfes Bild, der Ton oftmals sekundär – so fahren viele Hersteller von Fernsehgeräten. Deswegen ist die Wahl eines Audiosystems wichtig. Welche Möglichkeiten gibt es? Wo liegen die Vor- und Nachteile? Zum Tag des Hörens (3. März) geben wir Tipps.
Das Kinoerlebnis für die heimische Stube ist ein unverzichtbarer Quell der Unterhaltung geworden. Dementsprechend entwickelt sich auch der Markt: 65-Zoll-Geräte galten beispielsweise noch vor zwei, drei Jahren als gigantische Luxusartikel. Heute sind die Geräte nicht nur zum Alltag bei Gelegenheitsnutzern geworden – auch preislich sind Fernseher dieser Grösse nicht mehr der Rede wert. Und dabei sprechen wir nicht nur über Einsteigermodelle, sondern von 4K-OLED-Geräten mit HDR10+. Was herstellerseitig aber oft auf der Strecke bleibt, ist das Audioerlebnis. Selbst wenn die entsprechende Codec-Unterstützung – beispielsweise von Dolby Digital – da wäre, stehen die 10-Watt-Lautsprecher nicht im Verhältnis zur sonstigen Ausstattung. Der Markt für Audiounterstützung ist aber divers. 2.0, 2.1, 5.1, 7.1 – oder doch eine Soundbar? Welches System kann was? Eignet sich wofür? Kostet wie viel? Wir helfen bei der Wahl.
Vorbereitung
Bevor man die Vor- und Nachteile der einzelnen Optionen abwägt, muss zuerst ein wichtiger Faktor geklärt werden – nämlich die räumlichen Gegebenheiten. Mehrteilige Surround-Systeme können ihre Fähigkeiten nur unter bestimmten Voraussetzungen voll entfalten. Falls etwa die Raumgrösse zu knapp ist oder die Möbel so angeordnet sind, dass der perfekte Hörplatz nicht gefunden werden kann, sollte man auf ein Surround-System verzichten, Bild 1.
Grundsätzlich ist es der eigenen Vorliebe überlassen, wie ein Surround-Set aufgestellt wird. Fachleute empfehlen dafür aber bestimmte Vorgehensweisen und Distanzen zwischen Lautsprechern, Subwoofer, Fernseher und Sitzgelegenheit (dazu später mehr). Wer kein Surround-System aufstellen kann, greift zur einfachen Variante mit Frontlautsprechern, Subwoofer und Receiver (gleich nachfolgend) oder zu einer Soundbar (Teil 3).
Frontlautsprecher
Unabhängig davon, aus wie vielen Teilen Ihr Surround-System am Schluss bestehen soll – die Basis besteht aus zwei Frontlautsprechern mit Receiver. Am Receiver hängen alle Lautsprecher per Soundkabel und der Fernseher via HDMI. Auch diverse Sound- und Videoquellen wie der Blu-Ray-Player, die Spielkonsole oder Apple TV können am Receiver angeschlossen werden, Bild 2.
Prinzipiell empfehlen Fachleute – beispielsweise von Teufel –, die Speaker in einem 60-Grad-Winkel zum Hörbereich aufzustellen. Dies ergibt ein gleichschenkliges Dreieck, sofern das Sofa oder der Sessel in der gleichen Distanz zu den Lautsprechern steht wie die beiden Lautsprecher zueinander, Bild 3.
Der Abstand zwischen den beiden Lautsprechern sollte mit dem Faktor 0,87 multipliziert werden – so erhält man den «Sweet Spot», also den Punkt, an dem der Klang am besten ist.
Dazu ein Beispiel: Die Lautsprecher sind 4 Meter voneinander entfernt, dementsprechend sollte der hinterste Punkt der Sitzgelegenheit auch 4 Meter betragen. Verrechnet man diese 4 Meter nun mit dem Faktor 0,87, erhält man das Mass von 3,48 Metern. Also befindet sich der «Sweet Spot» ungefähr im vorderen Drittel des Sessels (oder in der Mitte der Sofasitzfläche).
Subwoofer
Beim Subwoofer ist die genaue Position nicht so wichtig wie bei anderen Lautsprechern. Man sollte allerdings darauf achten, dass sich die Bässe frei von Hindernissen im Raum ausbreiten können, Bild 4. Der Subwoofer sollte also nach Möglichkeit frei stehen – am besten mit Sicht auf die Sitzgelegenheit. Schränke und dergleichen stören die Entfaltung des Basses, also den Subwoofer nicht unter das Fernsehtischchen stellen.
Weiter können auch Effekte verloren gehen oder Resonanzen entstehen, wenn der Subwoofer direkt an der Wand positioniert wird oder in einer zu weit entfernten Ecke steht. Parallel zur Sitzgelegenheit und frei stehend, so lautet das Gebot der Stunde.
Surround-Set
Bei einem 5.1-System kommen drei weitere Lautsprecher zu den Frontspeakern und dem Subwoofer hinzu. Das ist zum einen der Center-Speaker und zum anderen sind es zwei sogenannte Dipole. Darunter versteht man Lautsprecher, die an der Seite oder hinter der Sitzgelegenheit platziert werden, Bild 5.
Der Center-Speaker
Der Center-Speaker ist mitunter für gesprochene Dialoge in Filmen zuständig. Daher ist es wichtig, dass er möglichst mittig aufgestellt wird (nomen est omen). Am besten eignet sich der Platz an der Wand über oder unter dem Fernseher oder der Leinwand – freilich, ohne dass der Subwoofer vom Center-Speaker oder der Center-Speaker vom Subwoofer verdeckt wird. Denn auch hier gilt: Freie Bahn ist wichtig fürs Sounderlebnis.
Die optimale Höhe für einen Center-Speaker liegt zwischen 40 Zentimeter und 1,20 Meter über dem Boden. Ist dies nicht möglich, empfiehlt es sich, den Lautsprecher leicht nach oben respektive nach unten abzuwinkeln. Gleiches gilt übrigens auch für die Frontlautsprecher. Front- und Center-Speaker sollten nach Möglichkeit ausserdem auf einer Horizontalen liegen.
Dipole
Die Dipol-Lautsprecher in einem 5.1-System gehören optimalerweise links und rechts der Sitzgelegenheit aufgestellt. Sie sollten zwischen 1,40 Meter und 2,10 Meter ab Boden und mit je 1 Meter Distanz zur Sitzgelegenheit montiert werden. Zudem ist darauf zu achten, dass ein kleiner Abstand zur Rückwand besteht. Die Dipol-Speaker strahlen so nach vorne und hinten ab – aber nicht in Richtung der Sitzgelegenheit. Falls sie nicht seitlich montiert werden können, bietet sich auch die Wand hinter der Sitzgelegenheit an.
Hier gilt es zu beachten, dass die beiden Dipole mindestens einen Meter voneinander entfernt an der Wand angebracht werden, um Echos zu vermeiden. Natürlich müssen sie so befestigt werden, dass sie nach links und rechts abstrahlen und kein Treiber des Lautsprechers direkt zur Wand zeigt, Bild 6.
7.1-Surround-Set
Bei einem 7.1-Surround-Set kommen nochmals zwei Lautsprecher hinzu, und zwar zwei weitere Dipole. Diese werden hinter der Sitzgelegenheit an der Wand angebracht – so wie die Dipole bei einem 5.1-System aufgestellt würden, wenn es seitlich keinen Platz gibt. Also mit den gleichen Abständen zum Boden und einem minimalen Abstand zur Rückwand, Bild 7.
Dabei sind die beiden Strahler nach links und rechts gerichtet. Zusätzlich gilt es zu beachten, dass die Abstände zwischen den beiden Speakern der gleiche ist wie die Abstände zu den Dipolen links und rechts der Sitzgelegenheit, also trapezförmig, Bild 8.
Ist dies nicht möglich, wäre es je nach Budget möglich, einen AV-Receiver anzuschaffen, der die ungleichen oder zu geringen Abstände ausgleichen kann.
Vorteile und Nachteile
Der wohl grösste Vorteil eines Surround-Systems ist natürlich der Surround-Effekt bei entsprechend codierten Filmen. Der Klang kommt von allen Seiten und mehrere Frequenzbereiche werden abgedeckt. Wenn das System richtig aufgestellt wird, ist die Soundqualität unschlagbar. Ein weiterer Vorteil besteht in der Anschlussvielfalt. Diese ist bei einer Soundbar oft beschränkt (dazu später mehr) – bei einer mehrteiligen Surround-Anlage mit Receiver hat es hingegen noch Schnittstellen für Konsolen, DVD-Player etc. So ist die Auswahl der Quelle ein Einfaches. Zu guter Letzt kann eine Surround-Anlage gleichsam mit dem Platz oder dem Budget wachsen – aus 2.1 mach 5.1 oder 7.1. Das geht oft recht problemlos.
Der grosse Nachteil: Es wird viel Platz benötigt, der Aufbau und die Konfiguration sind umständlich und die Anschaffung ist teuer.
Soundbar
Eine Soundbar (Bar engl. für Riegel oder Balken) ist im Prinzip nichts anderes als eine Surround-Anlage in einer einzelnen Einheit. Je nach Soundbar sind darin unterschiedlich viele Lautsprecher und manchmal sogar der Subwoofer verbaut. Sie ist in der Regel recht flach, sodass sie zentral vor oder unter dem Fernseher aufgestellt werden kann, Bild 9.
Oft wird sie unter den Standfüssen des TVs platziert. In der Regel ist eine Soundbar mit fünf Lautsprechern ausgestattet. Zusammen mit einem Subwoofer, sofern dieser nicht auch entsprechend eingebaut ist, hat man also eine 5.1-Surround-Anlage – bestehend aus Center-Speaker-Ersatz, Frontlautsprecher- und Dipol-Ersatz. Der Surround-Effekt wird durch die je nach Lautsprecher unterschiedliche Ansteuerung hervorgerufen. Schallwellen prallen von den Wänden ab und die Reflexionen erzeugen das «Surround-Erlebnis». Wie auch bei einer Surround-Anlage empfiehlt es sich, möglichst zentral im Raum und parallel zum Fernsehgerät und zur Soundbar Platz zu nehmen. Dort ist der «Sweet Spot».
Wie die unterschiedliche Ansteuerung der Speaker vonstattengeht, ist je nach Hersteller und auch Modell unterschiedlich. Besonders verbreitet ist der Mehrkanal-Verstärker samt digitaler Verarbeitungstechnologie. Andere Hersteller haben ein automatisiertes Einmesssystem, welches das Schallfeld analysiert und mittels dieser Information den Schallstrahlwinkel festlegt. Im Grundsatz gilt: Surround wird bei einer Soundbar immer nur simuliert.
Soundbars haben sich in den letzten Jahren auch wegen ihrer Optik durchgesetzt. Bei einer mehrteiligen Surround-Anlage muss viel installiert werden – nicht zuletzt, um Kabelsalat zu verhindern oder Kabel unsichtbar durch den ganzen Raum zu führen. Die Soundbar hat im einfachsten Fall nur ein Kabel zum TV und eines zur Stromversorgung. Die Front ist mit wenigen Tasten versehen oder sogar komplett frei von Bedienelementen, die sich auf der Rückseite verbergen. Die Subwoofer werden von modernen Soundbars meist kabellos angesprochen.
Vorteile und Nachteile
Die Vorteile einer Soundbar liegen klar auf der Hand und manifestieren sich in drei Hauptpunkten: zum einen die Form. Eine Soundbar besteht zwar aus mehreren Lautsprechern, die aber alle in einem einzigen kompakten Gehäuse untergebracht sind. Es gibt sogar Soundbars, in denen der Subwoofer verbaut ist. Für kleine Räume ist dies von grossem Vorteil. Denn ein Surround-System aus mehreren Teilen lohnt sich nur, wenn auch genügend Platz vorhanden ist – und auch die ganzen Kabel müssen irgendwie optisch erträglich verstaut werden. Des Weiteren ist die Installation einfach – die Soundbar wird vor oder unter den Fernseher gelegt, an den Strom angeschlossen und mit einem HDMI-Kabel an den Fernseher angestöpselt, fertig. Das Einzige, was es zu beachten gilt: Der HDMI-Port des Fernsehers muss ARC-fähig (Audio Return Channel) sein – das ist bei zeitgemässen Fernsehgeräten Standard. Auch das HDMI-Kabel sollte ARC-fähig sein; meist befindet sich ein solches HDMI-Kabel im Lieferumfang einer Soundbar. Sollte es tatsächlich daran scheitern, kann eine zeitgemässe Soundbar auch mittels Bluetooth mit dem TV verbunden werden. Dazu raten wir aber nur, wenn es wirklich nicht anders geht.
Auch ein Vorteil der Soundbar: Das aufwendige Platzieren und Montieren von Surround-Anlagen kann man sich sparen und auch die Anschaffung eines teuren AV-Receivers fällt weg.
Ein wichtiger Punkt für Personen, die vielleicht nicht so technikaffin sind, ist die Bedienung im Alltag. Bei einer Soundbar sind Höhen und Tiefen nicht verstellbar und müssen auch nicht aufeinander abgestimmt werden. Das macht die Soundbar allein. Meist gibts für die Soundbar nur eine simple Fernbedienung, mit der man die Lautstärke einstellen kann. Hinzu kommen oft Knöpfe, mit denen akustische Presets ausgewählt werden können. Diese sind sehr einfach zu deuten, heissen «News», «Sport», «Neutral» etc. Drückt man drauf, wird das akustische Preset gestartet, das zum gezeigten Programm auf dem Fernseher passt.
Und nicht zuletzt: der Preis. Soundbars sind im Vergleich zu mehrteiligen Surround-Anlagen recht preisgünstig. Ab 150 Franken finden sich bereits Modelle in akzeptabler Qualität. Natürlich gilt aber auch hier in der Regel: Für mehr gibts mehr.
Der grosse Nachteil schlechthin: Der Surround-Effekt ist nur virtuell. Auch mit moderner Technik wird bei der Soundbar der Surround-Sound in nur einem, frontal positionierten System erzeugt. Der kanalweise angesteuerte und verarbeitete Sound erzeugt zwar den Effekt des Raumklangs einer Surround-Anlage, aber es ist halt doch kein tatsächliches Surround-Audio.
Kommentare
Es sind keine Kommentare vorhanden.