Internettipps
08.03.2024, 11:01 Uhr
Schule fürs Internet
Nützliche Angewohnheiten gibt es für alle Bereiche des Lebens. Wir erklären Ihnen, welche davon Ihren Alltag im Netz verbessern und für mehr Sicherheit sorgen.
(Quelle: Shutterstock/VZ_Art)
Man lernt nicht für die Schule, sondern fürs Leben. Das gilt auch, für die folgenden Tipps. Die sind nicht Selbstzweck, sondern werden Ihnen mehr Sicherheit, Entspannung und Effizienz bei Ihren
Internetausflügen bringen.
Internetausflügen bringen.
Software & Dienste
Nicht alles, was im App-Store glänzt, ist auch Gold. Installieren Sie sparsam und halten Sie Ihr System sauber.
Mit Bedacht installieren
Neue Apps installieren und ausprobieren macht Spass, birgt aber auch Risiken. Das gilt nicht nur für Malware-verseuchte Installationen. Je mehr Software Sie auf dem PC haben, desto grösser ist die Chance, dass eine davon eine Sicherheitslücke aufweist. Ausserdem erhöht sich auch die Chance, dass sich zwei Applikationen stören. Zudem werden Speicher und weitere Systemressource unnötig belegt. Zuletzt arbeitet es sich mit einem aufgeräumten Computer einfach angenehmer. Installieren Sie deshalb nur Apps auf Ihrem Rechner, die Sie benötigen, und misten Sie den Rest regelmässig aus.
Dienste smart wählen
Auch bei notwenigen Diensten und Pflicht-Software gilt es sorgfältig auszuwählen. Achten Sie nicht nur auf den Preis, sondern primär auf die benötigten Features und deren Umsetzung. Bedenken Sie ausserdem, wie der Hersteller mit Ihren Daten umgeht und welche ethischen Probleme auftreten könnten. Unterstützen Sie kleinere Hersteller und besonders Open-Source-Projekte.
Das führt zu einem offeneren und zugänglicheren Internet für alle, Bild 1.
Bild 1: Gute Software für einen guten Zweck ist eher selten, existiert aber. Im Bild: der Firefox-Browser
Quelle: PCtipp.ch
Updates
Halten Sie Ihre Software aktuell. Hacker nutzen oft Sicherheitslücken in veralteten Programmen aus, um Malware zu installieren und an Daten zu gelangen. Mit einem aktuellen System sind Sie ein wenig sicherer unterwegs. Das gilt sowohl für das Betriebssystem als auch für die wichtigsten Applikationen. Besonders zentral ist der Webbrowser. Diesen sollten Sie immer so aktuell wie möglich halten.
Zum Glück gibt es praktische Helfer: Für Mac-User ist das ausgezeichnete Programm MacUpdater (nicht zu verwechseln mit MacUpdate) erhältlich (corecode.io/macupdater), Bild 2. Diese App scannt Ihren Mac nach installierten Programmen und zeigt Ihnen verfügbare Updates an. Mit der kostenlosen Version können Sie nur limitierte Auto-Updates durchführen, was für die meisten Nutzer aber ausreichen wird.
Bild 2: Apps wie der MacUpdater helfen dabei, Ihre Software aktuell zu halten
Quelle: PCtipp.ch
Netzwerke & Wartung
Das Internet ist ein Netzwerk voller Netzwerke. Da kommt man nicht drum herum, sich wenigstens ein wenig mit Netzwerken zu beschäftigen.
Heim-WLAN absichern
Hat Ihr WLAN zu Hause ein Passwort? Falls nein, setzen Sie sofort eines. Wir warten kurz.
…
Okay, Sie haben also ein WLAN-Passwort gesetzt. Idealerweise ist es ein Gutes, und nicht «admin» oder «12345». Ein gesichertes WLAN ist essenziell. Ohne kann jede beliebige Person in der Nähe über Ihren Router ins Internet. Klingt zunächst nicht schlimm, aber: Wenn diese Person dort Verbotenes tut, steht die Polizei vor Ihrer Tür. Dazu kommt: Wenn Sie in Ihrem Netzwerk Daten freigeben, sind diese für alle Netzwerkteilnehmer zugänglich, also auch für den Nachbarn, der sich in Ihrem WLAN eingenistet hat.
Öffentliches WLAN vermeiden
Hotspots sind eine nette Sache. Zumindest in Ländern mit schlechter Mobilfunkanbindung. In der Schweiz gibt es 4G bis ins hinterste Tal und Flatrates für weniger als 20 Franken pro Monat, Bild 3. Lassen Sie also die Finger von öffentlichem WLAN. Daten aus einem ungesicherten Netzwerk abzusaugen, ist erschreckend einfach. Besonders an Orten wie Flughäfen oder Bahnhöfen gelingt das bestens. Falls Sie dennoch auf ein fremdes WLAN angewiesen sind, präferieren Sie passwortgeschützte Netzwerke und verzichten Sie darauf, heikle Daten über diese Netze zu teilen. E-Banking im Flughafen-WLAN ist beispielsweise keine gute Idee.
Bild 3: Die Netzabdeckung ist in der Schweiz hervorragend
Quelle: PCtipp.ch
Gast-Netzwerk verwenden
Falls Sie öfter Gäste haben, die gerne von Ihrem Internetanschluss profitieren, verwenden Sie ein Gästenetzwerk. Dieses lässt sich einfach im Browser-Interface Ihres Routers einrichten. So trennen Sie Ihre privaten Daten vom Internetzugang Ihrer Gäste.
VPN bei Bedarf
Ein VPN (virtuelles privates Netzwerk) gilt gerne als Allzweckwaffe gegen alle möglichen Arten von Privatsphäremissbrauch im Netz, Bild 4. So einfach ist es in der Praxis leider nicht. VPN-Verbindungen sind zwar praktisch und verbessern Ihre Privatsphäre im Netz tatsächlich. Aber: Sie erhöhen auch die Chance, dass Dinge nicht mehr richtig funktionieren. Websites werden Sie häufiger für einen Roboter halten. Gewisse Dienste blockieren Zugriffe per VPN komplett. Zudem sind nur wenige kostenpflichtige VPN-Anbieter vertrauenswürdig, während kostenlose VPNs grösstenteils auf Ihre Daten aus und somit de facto als Spyware einzustufen sind. Generell gilt: VPN ist eine gute Sache, wenn Sie sich etwas damit auskennen.
Bild 4: Ein VPN kann helfen, sollte aber bewusst verwendet werden
Quelle: PCtipp.ch
Mailpostfach sauber halten
Das gilt in zwei Richtungen: Achten Sie einerseits darauf, dass Sie Ihre E-Mail-Adresse nicht fahrlässig weitergeben und andererseits auch darauf, dass Ihr Postfach schön aufgeräumt bleibt.
Melden Sie sich nicht bei jedem beliebigen Newsletter oder Gewinnspiel an oder verwenden Sie dafür Wegwerf-Dienste wie jenen von iCloud. Ein aufgeräumtes Postfach erleichtert es zudem, sich zu organisieren und bietet mehr Übersicht. Das wiederum verringert die Chance, auf Mailbetrug wie Phishing oder ähnliche Gaunereien hereinzufallen.
Einstellungen durchgehen
Software ist stetig im Wandel. Das heisst auch, dass sich wichtige Dinge ändern können. Gehen Sie bei Ihren Hauptprogrammen und -Diensten regelmässig die Einstellungen durch – gerade bei Diensten, denen Sie im Hinblick auf Privatsphäre nicht hundertprozentig trauen. Ansonsten lohnt sich dies speziell bei Programmen, die Sie täglich an Ihrem Rechner nutzen, Bild 5.
Bild 5: Wann hat Google im Chrome-Browser das letzte Mal die Privatsphäre-Einstellungen geändert? Schauen Sie nach!
Quelle: PCtipp.ch
Regelmässig ausmisten
Ordnung zu halten, verhindert spätere Probleme. Misten Sie sowohl Ihre Dateien als auch Ihre Onlinekonten regelmässig aus. Gehen Sie alte Tweets und Facebook-Posts durch. Melden Sie Newsletter ab, löschen Sie nicht mehr gebrauchte Konten.
Sicher verbinden
Eine einfache Faustregel: Hat eine Webseite kein verschlüsselte HTTPS-Verbindung, geben Sie dort keinerlei Daten ein. Jede professionelle Webseite sollte heute HTTPS haben. Dies erkennen Sie anhand des entsprechenden Kürzels in der Adresszeile des Browsers und am Schloss-Symbol. Bei Webseiten von Vereinen, Privaten oder kleineren Clubs muss man das nicht so genau nehmen, aber auch dort gilt: Übertragen Sie nur Daten via HTTP (ohne «S»), die Sie auch auf dem Dorfplatz laut herausschreien würden.
Verhalten
Viele moderne Angriffe verwenden psychologische Tricks, um Nutzer zu unbedachtem Handeln zu verleiten. Mit einigen mentalen Tipps können Sie dem entgegenwirken.
Eine Portion Misstrauen
Das Internet ist nicht mehr die Ansammlung von gleich gesinnten Nerds, wie es das einmal war. Heutzutage ist es die Wall Street, der Basar von Casablanca und das Hafenviertel von Singapur in einem. Soll heissen: Gehen Sie mit einer guten Portion Misstrauen an alles heran, was Ihnen im Netz entgegen schwirrt. Mit generativer KI (künstlicher Intelligenz) lassen sich gefälschte Inhalte immer leichter erstellen. Deshalb ist der folgende Tipp besonders wichtig, Bild 6.
Bild 6: Phishing-Betrug ist heute noch leicht erkennbar, wird aber rasant besser
Quelle: PCtipp.ch
Kontrolle übernehmen
Bevor Sie auf etwas reagieren, machen Sie eine kurze Pause und übernehmen Sie die Zügel. Viele moderne Betrügereien arbeiten damit, Sie in eine Stresssituation zu bringen und zu unüberlegtem Handeln zu verleiten. Unterbinden Sie dies gleich von Anfang an.
Ein Beispiel: Sie erhalten eine E-Mail von Ihrer Bank, Sie hätten Schulden, die dringend bezahlt werden müssen. Natürlich gibt es dazu einen bequem anklickbaren Link, über den Sie alles bereinigen können. Übernehmen Sie also die Kontrolle und rufen Sie bei Ihrer Bank an.
Oder: Die Post verlangt Einfuhrgebühren, die man über einen Link begleichen kann. Tippen Sie post.ch in die Adresszeile Ihres Browsers und loggen Sie sich mit Ihrem Post-Nutzerkonto ein. Ist dort eine Rechnung vorhanden, war alles okay.
Aktuell bleiben
Das hatten wir doch schon, oder? Software-Updates? Nein, in diesem Fall geht es um Ihren Kopf. Lesen Sie Fachmagazine, lernen Sie neue Programme und Technologien, tauschen Sie sich mit anderen Tech-Nerds aus. So bleiben Sie auf dem neusten Stand und kennen die aktuellen Bedrohungen schon, wenn Sie bei Ihnen ankommen.
Browserdaten trennen
Falls Sie nur einen Browser verwenden, vermischen sich Daten, die nicht unbedingt zusammengehören. E-Mail, Arbeit, Banking, schlüpfrige Sites, medizinische Suchanfragen, Facebook, Vereinskorrespondenz … alles in Einem. Das ist nicht ideal. Verwenden Sie am besten unterschiedliche Browser für grössere Themenbereiche: beispielsweise Firefox für Privates, Edge für Geschäftliches, Chrome für Vereinsarbeit und Brave für noch Privateres. Auch verschiedene Browserprofile (Chromium) oder Container (Firefox) sind veritable Optionen, Bild 7.
Bild 7: Manchmal ist mehr wirklich mehr
Quelle: PCtipp.ch
Vorausplanen für den Ernstfall
Erstellen Sie Pläne für die wichtigsten IT-Notfälle. Worst-Case-Szenarien wie den Verlust Ihres Hauptkontos bei Google, Apple oder einem ähnlich wichtigen Anbieter. Kontrollverlust über das E-Banking oder die Kreditkartendaten. Notieren Sie sich wichtige Telefonnummern (etwa zur Kartensperrung) und halten Sie Reset-Möglichkeiten bereit (Handy-Verifikation, zweites Google-Konto).
Quellen kontrollieren
Haben Sie schon gelesen? Ein unglaublicher Skandal bei Microsoft! Quelle? Ähm. Irgendjemand auf Twitter. Solche Nachrichten begegnen uns jeden Tag online. Jemand schreibt etwas auf sozialen Medien, viele Medienhäuser übernehmen die Meldung, ohne nachzufragen. Nur weil jemand etwas online schreibt, heisst das noch lange nicht, dass es auch stimmt. Verlangen Sie Quellenangaben und gehen Sie diesen nach.
Geschäftsmodelle prüfen
Bevor Sie irgendwo Ihre Daten angeben, prüfen Sie das Geschäftsmodell des Dienstes, auf dem Sie sich bewegen. Gerade Gratisdienste machen Ihr Geld oftmals mit Nutzerdaten oder personalisierter Werbung. Ist die App kostenlos, ist sie wahrscheinlich eine Bärenfalle: Sie sind der Bär und Ihre Nutzerdaten der Pelz. Ausnahmen gibt es bei Open-Source-Projekten oder quersubventionierten Dienste. Es lohnt sich aber ohnehin, das Geschäftsmodell eines jeden Dienstes zu prüfen.
Mit Bedacht Posten
Social Media ist schön und gut, aber auch eine exzellente Quelle für Social Engineering, also das Ausspionieren von persönlichen Daten für spätere Betrugsversuche. Posten Sie keine wichtigen Daten auf Facebook, Twitter & Co. Alles, was Sie dem Internet zur Verfügung stellen, kann gegen Sie verwendet werden, Bild 8.
Bild 8: Nicht ALLES muss ein Social-Media-Post sein
Quelle: PCtipp.ch
Pausen machen
Das Leben ist digital, findet aber auch abseits von Bildschirmen statt. Machen Sie eine Pause, gehen Sie ein paar Schritte, oder setzen Sie sich auf eine schöne Bank am Waldrand. Handy zur Seite und einfach mal abschalten.
Benachrichtigungen eindämmen
Hilfreich für den letzten Punkt ist es auch, Benachrichtigungen einzuschränken. Verwalten Sie aktiv, welche Apps Ihnen Benachrichtigungen schicken dürfen und blockieren Sie den Rest. Auch innerhalb der Apps können Sie die Nachrichten limitieren. Die meisten Apps schicken Ihnen für jeden Mist eine Nachricht (Hallo LinkedIn). Gehen Sie aktiv dagegen vor und geniessen Sie die Ruhe. Ihr Stresslevel wird es Ihnen danken.
Daten & Konten
Ihre Daten schwirren überall im Netz herum. Verhindern lässt sich das nicht. Aber Sie können den Datenfluss eindämmen.
Solides Passwortmanagement
Starke Passwörter sind zentral, gutes Passwortmanagement ebenfalls. Verwenden Sie einzigartige Passwörter und verwalten Sie diese in einem Passwortmanager wie KeePassXC (keepassxc.org). Natürlich sollte das Master-Passwort für den Passwortmanager besonders gut und möglichst anders als Ihre sonstigen Kennwörter sein.
Falls Sie keinen Passwortmanager verwenden möchten, empfehlen wir ein Passwortsystem. Hierbei verwenden Sie einen Passwortkern, der immer gleichbleibt und einen dynamischen Passwortteil, der sich mit einer bestimmten Logik dem Dienst anpasst. So können Sie einzigartige Passwörter pro Dienst verwenden, sich aber dennoch alle Zugänge merken. Gegen automatisierte Angriffe (also das Gros der Angriffe) hilft das bestens. Der Schutz vor gezielten Angriffen ist allerdings deutlich kleiner.
Zweifaktor-Authentifizierung
Verwenden Sie für wichtige Dienste wie E-Mail oder sozialen Medien unbedingt eine zusätzliche Form der Authentifizierung. Ideal ist eine Authentifizierung per App. E-Mail und SMS sind etwas weniger sicher, aber immer noch deutlich besser als nichts.
Daten sparsam herausgeben
Geben Sie in Formularen nur an, was wirklich nötig ist. Wenn Sie ein Feld leer lassen dürfen, tun Sie das. Je weniger Daten Sie von sich in Datenbanken verteilen, desto kleiner ist die Chance, dass etwas davon im Internet landet oder von Werbehaien verwurstet wird, Bild 9.
Leaks beobachten
Nennen Sie mir ein grosses Tech-Unternehmen, dessen Nutzerdaten in den vergangenen 25 Jahren NICHT gehackt wurden. Viel Glück. Gehen Sie davon aus, dass jede Datenbank früher oder später kompromittiert wird, und behalten Sie ein Auge darauf. So wissen Sie, ob Ihre Daten davon betroffen sind. Tools wie Firefox Monitor (monitor.firefox.com) oder Google One (one.google.com) helfen Ihnen dabei, Bild 10.
Bild 10: Firefox Monitor hilft Ihnen, Leaks im Auge zu behalten und entsprechend zu handeln
Quelle: PCtipp.ch
Ungenutzte Accounts löschen
Diesen Punkt hatten wir weiter oben schon einmal angeschnitten: Löschen Sie Nutzerkonten, die Sie nicht mehr benötigen. So verringern Sie die Chance, dass Ihre Daten in einem Leak auftauchen, also bei einem Datenbankeinbruch im Internet landen.
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