Breitband-Tipps
24.11.2021, 10:21 Uhr
Braucht man 10 Gbit oder mehr?
Blitzschnell surfen und Downloads so schnell wie im lokalen Netzwerk? Das geht doch bereits mit 1 Gbit Bandbreite. Wer könnte trotzdem von mittlerweile möglichen Geschwindigkeiten bis 10 oder 25 Gbit profitieren?
Darf es ein wenig mehr sein? «Na, klar!» rufen Ihnen einige Internetzugangsanbieter zu, die primär in städtischen Gebieten und grösseren Agglomerationen zunehmend mit Download- und Upload-Bandbreiten von 10 oder gar 25 Gbit pro Sekunde locken, Bild 1. Voraussetzung: FTTH (Fiber to the Home), also eine hochmoderne Glasfaserverbindung – nicht nur in Ihrem Wohnquartier, sondern bis in die Wohnung.
Als sich die Autorin vor gut 30 Jahren für Computer und Netzwerke zu interessieren begann, sahen die Netzwerkkarten, die sie in PCs einbaute, etwa so aus, Bild 2. Der abgebildete 3Com-Klassiker unterstützte bei der – notabene – lokalen Netzwerkgeschwindigkeit (PC zu PC) 10 Megabit pro Sekunde.
Zu jener Zeit hielten wir Internetgeschwindigkeiten, die ans damalige lokale Netzwerktempo heranreichen, für absurde Fantasterei. Die Zukunftsträume von damals sind aber Schnee von gestern. Heute surft die Autorin zu Hause im Internet über einen 1-Gbit-Glasfaseranschluss. Ihr Internettempo ist damit 100-mal höher als die lokale Netzwerkgeschwindigkeit in den Neunzigern.
Für einen immer noch grossen Teil der Schweizer Einwohnerschaft sieht die Realität anders aus. Laut Bakom (Bundesamt für Kommunikation) waren im November 2020 nur rund 80,2 Prozent der Gebäude in der Schweiz für Internetzugang von 100 Mbit/s oder mehr ausgerüstet. Das heisst: Etwa ein Fünftel aller Gebäude verfügt noch nicht über diesen Luxus. Stichproben auf Swisscoms Verfügbarkeitschecker für zwei zufällig ausgewählte Adressen in etwas abgelegenen Gebieten zeigen: Abseits der Agglomerationen ist man bestenfalls mit 40 Mbit/s (Download) und 16 Mbit/s (Upload) unterwegs, Bild 3.
Bild 3: In Loco TI ist ab Anfang nächsten Jahres mit Glasfaser zu rechnen; aber nur mit 180 Mbit/s. In Bondo GR soll es schon dieses Jahr im September so weit sein, gar mit 500 Mbit/s
Quelle: PCtipp.ch
Wie wirkt sich das Tempo aus?
Besuchen Sie download-time.com, den einfachen Downloadzeiten-Rechner. Oben tippen Sie eine Dateigrösse ein und wählen die Masseinheit, zum Beispiel 50 GB, wie das etwa beim Download eines modernen Spiels für die PlayStation 5 der Fall sein könnte. Unten wählen Sie bei Own Speed die Internetverbindungsgeschwindigkeit, etwa 40 Mbit/s. Nun klicken Sie auf Calculate. Mit einem 1-Gbit-Anschluss wie bei der Autorin landet das Game in gut 7 Minuten auf der Platte, vorausgesetzt, die Gegenstelle (der Anbieterserver) macht mit. Mit einem 40-Mbit-Abo, mit dem hierzulande viele surfen, dauert es drei Stunden – im Idealfall, Bild 4.
Mit 10 Gbit/s, wie es nun einzelne Provider in den Städten bewerben, wären es lediglich 42 Sekunden. Das ist quasi Drag&Drop aus dem Internet.
Wie viel ist genug?
Die Königsdisziplin in Sachen Internetnutzung ist neben grossen Downloads das Videostreaming. Netflix empfiehlt fürs Streaming von 4K-Material einen Anschluss von mindestens 25 Mbit/s. Das reicht auch für andere 4K-Quellen wie UHD-Material von YouTube oder Amazon Prime.
Der erwähnte 1-Gbit-Anschluss der Autorin wird zu zweit genutzt; beides Personen mit ganztägiger und erst recht abendlicher intensiver paralleler Internetnutzung auf mehreren Geräten. In unserem Haushalt hat sich seit Monaten niemand über zu lasches Onlinetempo beschwert (ausser, wenns auf der Gegenseite harzte). Wieso auch? YouTube und Netflix in 4K? Da können gleichzeitig mehrere Streams laufen – und wir hätten immer noch massig Reserve. Ein Gamedownload-Brocken von 50 Gigabyte steht nicht jeden Tag ins Haus – und auch wenn, sind 7 Minuten hierfür recht überschaubar.
Mit Blick auf die Tabelle, Bild 4, würde die Autorin den 40-Mbit-Anschluss schon als jenseits der Schmerzgrenze empfinden. Mit 100 Mbit käme sie allein wohl halbwegs zurecht – wenn auch zähneknirschend. Ab einem halben Gigabit (500 Mbit/s) finge der Spass richtig an. Und mit dem 1-Gigabit-Anschluss, den sie dank Glasfaser bereits hat, bleiben schon jetzt keine Wünsche offen.
Was ist mit Onlinegaming?
Gaming benötigt, abgesehen von Software- und Update-Downloads, keinen wahnsinnig «breitbandigen» Zugang, denn bei diesem ist die sogenannte Latenz (im Gamer-Jargon «Ping» genannt) wichtiger. Die Latenz bedeutet die Zeit, bis Ihre Spieleingabe (zum Beispiel ein schnelles Ausweichen) auf dem Gaming-Server angekommen ist. Das kann in temporeichen Multiplayer-Games den Unterschied zwischen Leben und Tod Ihrer Spielfigur bedeuten.
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