Tipps & Tricks
12.11.2014, 08:57 Uhr
Foto-Praxis: Objektive adaptieren
Alte Objektive bereichern die moderne Foto-Ausrüstung für wenig Geld. Ein Leitfaden.
Auf Flohmärkten gibt es alte Objektive für ein Butterbrot, und das ist eine gute Sache. Auf diese Weise können Sie die eigene Fotoausrüstung für wenig Geld um spannende Linsen erweitern, und Spass macht es obendrein. Man darf nur das Ziel nicht aus den Augen verlieren. Doch der Reihe nach.
Verbindung
Grundsätzlich können Sie jedes Objektiv an jeder Kamera montieren, solange der passende Adapter die beiden zusammenbringt. Das ist heute das kleinste Problem, dem Internet sei Dank. Auf Ebay finden Sie jeden erdenklichen Adapter für kleines Geld. Dieses Modell verbindet zum Beispiel steinalte Minolta-Objektive mit den neusten Kameras von Fujifilm:
Ein solcher Adapter kostet auf Ebay etwa 14 Franken, inklusive Porto. Wenn Sie nach den Begriffen [kameramarke1] [kameramarke1] adapter suchen, werden Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit fündig.
Belichtung
Ein adaptiertes Objektiv übermittelt keine Informationen zur gewählten Blende. Um automatisch zu belichten, muss der Modus «A» verwendet werden (Zeitautomatik mit Blendenvorwahl). Das hingegen funktioniert immer problemlos. Und wenn Sie mit einer spiegellosen Systemkamera arbeiten, wird die Darstellung auf dem elektronischen Sucher so anpasst, dass das Bild auch bei geschlossener Blende angenehm hell bleibt. Hier ist also überhaupt kein Umdenken erforderlich – lediglich die gewählte Blende wird im Sucher nicht angezeigt.
Fokussierung
Der Autofokus funktioniert nicht, selbst wenn das Objektiv einst dazu in der Lage war. Scharfgestellt wird nur mit Augenmass. Je nach Kamera, die Sie verwenden, sollten Sie trotzdem auf manuelle Fokussierung umschalten, damit Einstellhilfen wie Vergrösserung, Schnittbild, Focus Peaking usw. aktiviert werden.
Geht nicht; ist wohl kaputt
Vielleicht löst Ihre Kamera nicht aus, wenn das adaptierte Objektiv montiert ist. Das liegt daran, dass die Optik nicht als solche erkannt wird, weil die elektronischen Kontakte fehlen. Suchen Sie im Menü der Kamera nach der passenden Einstellung, um diese Beschränkung aufzuheben. Der Menüpunkt heisst wahrscheinlich Aufnahme ohne Objektiv oder ähnlich.
So getan, sieht die Lösung in unserem Fall etwa so aus: eine aktuelle Fujifilm X-E2 (Test) mit einem über 50-jährigen Minolta-Makro:
Soviel zur Technik des Adaptierens. Sehen wir uns an, nach welchen Kriterien Sie die Objektive aussuchen sollten.
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Tolle und weniger tolle Objektive
Welche Objektive sich (nicht) eignen
Bevor Sie auf (Internet-) Flohmärkten auf die Jagd nach dem nächsten Objektiv gehen, sollten einige Punkte berücksichtigt werden.
Brennweite. Praktisch alle alten Objektive wurden für das Kleinbild-Format von 36x24 mm gerechnet. Wenn Ihre Kamera mit einem APS-C-Sensor bestückt ist, beträgt der Crop-Faktor 1.5x. Aus einem 50 mm Standardobjektiv wird also ein 75 mm Portrait-Tele! Beim 4/3-Format von Olympus beträgt der Crop-Faktor sogar 2x. Der Adapter verlängert die Brennweite zusätzlich, da die Distanz zwischen dem Objektiv und dem Sensor zunimmt.
Kurz, wenn Sie ein ausgeprägtes Weitwinkel-Objektiv suchen, dann werden Sie mit einer Adaption nicht zufrieden sein. Kaufen Sie sich stattdessen ein neues Objektiv. Hingegen kommen die Fans von langen Brennweiten voll auf ihre Kosten.
Qualität. In allen Fotografie-Foren wird von den Qualitäten der guten, alten Objektive geschwärmt. Doch solche Aussagen sind mit Vorsicht zu geniessen. Natürlich kosten die alten, fast schon legendären Leica-Objektive auch heute noch ein kleines Vermögen. Doch einfach nur alt zu sein, ist kein Gütesiegel. In den meisten Fällen sind die modernen Objektive besser. Faustregel: Alte, aber hochwertige Objektive sind auch heute noch teuer – und die billigen waren auch früher nichts Besonderes.
Tempo. Denken Sie immer daran, dass die adaptierten Objektive manuell fokussiert werden müssen. Ein günstiges Tele zu ergattern ist eine Sache – damit gestochen scharfe Sportaufnahmen zu schiessen, eine andere. Selbst die besten Profi-Sportfotografen der alten Schule haben gegen einen modernen Autofokus keine Chance.
Häufigkeit des Einsatzes. Und zu guter Letzt sollten Sie sich überlegen, wie oft Sie das Objektiv benötigen. Für die hier gezeigte Kombination wurden 14 Franken für den Adapter und 60 Franken für das Minolta-Objektiv fällig. In Anbetracht dessen, dass ich nur selten ein Makro-Objektiv brauche, ist diese Lösung perfekt. Wenn Sie jedoch die Makrofotografie zu Ihrem Spezialgebiet erklären, dann greifen Sie besser zu einem neuen Objektiv, das zu Ihrer Kamera passt: Schmetterlinge, Bienen und Wassertropfen halten nur selten still und warten, bis der Fotograf den Fokus herbeigeschraubt hat.
Kurz, alte Objektive an neuen Kameras können eine reizvolle Alternative zu neuen Linsen sein. Die Arbeit mit ihnen fühlt sich so wunderbar entschleunigt an. Ausserdem kann die eigene Objektivauswahl für wenig Geld erweitert werden. Allerdings sollte man sich dabei über die eigenen Absichten und Ziele im Klaren sein, damit Enttäuschungen erspart bleiben.
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