Affinity Suite: Profi-Grafik für alle
Affinity Publisher
Jetzt wird es kniffelig – jedenfalls für Profi-Grafiker, die offene Daten an die Kunden ausliefern müssen. Den meisten Kunden ist es egal, in welchem Programm eine PSD- oder EPS-Datei erzeugt wurde. Ganz anders die Layout-Dateien: Hier ist InDesign der Standard schlechthin. Seine Dateien werden verlangt, um die Drucksachen im eigenen Haus oder über eine andere Agentur weiterzuverarbeiten. Der Dominanz von InDesign kann man sich zwar entziehen, wenn man an seine Kunden prinzipiell nur PDF-Dateien herausgibt – doch das wird in den seltensten Fällen konsequent realisierbar sein. Dann bleibt nur, mit Publisher und InDesign zweigleisig zu fahren – oder auf Publisher ganz zu verzichten.
Damit ist das grösste Problem von Affinity Publisher umrissen. Dabei ist die Software sehr, sehr nahe an InDesign dran. Serif wirbt auf der Produktseite mit den umfangreichen typografischen Möglichkeiten, den flexiblen Stammseiten oder Warnungen in Echtzeit, wenn es im Layout oder im Satz zu Unstimmigkeiten kommt. Das alles bietet InDesign schon lange – aber es ist einmal mehr die Leichtigkeit, mit der die Software ans Werk geht. Für einen Laien wirken die Möglichkeiten zwar erschlagend; aber es ist durchaus realistisch, mit einem verhältnismässigen Aufwand hübsche Layouts anzufertigen – jedenfalls ist es sehr viel einfacher, als sich in Word die Finger zu verbiegen.
Zu den speziellen Eigenschaften gehört die Zusammenführung von externen Datenquellen (Text-, CSV-, JSON- und Excel-Dateien), um im grossen Stil Diplome, Visitenkarten, Serienbriefe bis hin zu Katalogen zu erstellen. Wenn Sie mit solchen Aufgaben Ihre Brötchen verdienen, kann Affinity Publisher allein deshalb eine lohnende Anschaffung sein – zu einem Preis, an dem Sie andernorts nicht einmal ein InDesign-Plug-In erhalten.
Und wieder einmal ist es das Tempo, das alle Affinity-Programme auszeichnet. Hinein und heraus zoomen, Objekte verschieben, drehen, skalieren… alles geschieht augenblicklich. InDesign arbeitet auf einem modernen PC ebenfalls schnell – aber Publisher setzt eine neue Marke. Zu den Highlights gehört die Integration von Photo und Designer, deren Basiswerkzeuge sich auch hier als Personas aufrufen lassen.
Kompatibilität mit Adobe
Publisher kann InDesign-Layouts öffnen, wenn sie im Austauschformat IDML gespeichert werden. Dann schaffen auch die Absatzformate den Sprung. Das Layout wird erstaunlich genau umgesetzt, aber es gibt Grenzen: So wird ein Inhaltsverzeichnis nicht als solches erkannt und aktualisiert. Auch Querverweise gehen verloren, was je nach Dokument nicht verhandelbar ist.
Und so ist Publisher für InDesign-Anwender eine Einbahnstrasse. Die meisten Dokumente lassen sich mit geringem Aufwand über IDML importieren, aber sie lassen sich aus Publisher nicht mehr als IDML exportieren. Überhaupt sollten solche Konvertierungen nur einmal durchgezogen werden, denn der Austausch ist längst nicht so einfach und zuverlässig wie bei einem Bild- oder Grafikformat.
14.01.2022
14.01.2022
14.01.2022
14.01.2022
14.01.2022