Tipps & Tricks
24.06.2019, 12:03 Uhr
Digitales Erbe: Wie gibt man Daten an Hinterbliebene weiter?
Neben Geld und Gütern hinterlassen wir auch ein digitales Erbe. Das stellt Angehörige vor Probleme, denn diese Informationen müssen zuerst einmal gefunden werden. Wir zeigen, wie Sie vertrauliche Daten richtig weitergeben.
Eines vorab: In diesem Beitrag geht es nicht um Verfügungen oder Testamente, die rechtlich heikel sind. Dafür gibt es Notare und andere Spezialisten. Stattdessen sehen wir uns an, wie Sie Ihre Daten genauso an die Hinterbliebenen weitergeben, wie Sie es für richtig halten: absolut transparent oder für immer verschlossen.
Ein grosses Problem von Daten ist, dass sie nicht wie eine Bronzebüste im Wohnzimmer stehen. Stattdessen warten sie unsichtbar auf Festplatten und Cloud-Speichern darauf, dass sie jemand abruft. Dazu wird oft ein Kennwort benötigt, das genauso unsichtbar gespeichert ist. Die Angelegenheit ist also knifflig.
Kennwörter
Das erste und grösste Problem der Erben bei der Sichtung der Datenbestände sind die Kennwörter. Wer ein aktives Onlineleben führt, sammelt im Lauf der Zeit unzählige vertrauliche Informationen wie zum Beispiel Software-Lizenzen, Logins für Websites und dergleichen mehr. Ein flüchtiger Blick auf meine eigene Datenbank zeigt aktuell 248 Einträge – und dabei bin ich sehr bemüht, regelmässig auszumisten.
Kennwortmanager
Kennwörter gehören weder in ein schwarzes Büchlein noch in eine Excel-Tabelle, sondern in eine spezialisierte Software. Diese Programme machen die Verwaltung sehr viel einfacher, weil die Oberfläche und die Bedienung streng auf Codes, Lizenzen oder Kreditkarten fokussiert ist. Alle diese Daten werden in einer einzigen, verschlüsselten Datei abgelegt, die durch ein Master-Kennwort geschützt ist. Dank dieser Verschlüsselung kann die Datenbank sicher über eine Cloud synchronisiert werden und ist damit auf beliebigen Geräten stets aktuell. Mehr noch: Einige Produkte speichern die Kennwörter nur noch zentral auf den Servern des Anbieters.
Tipp: Einer der besten Kennwortmanager nennt sich 1Password und stammt aus der kanadischen Software-Schmiede AgileBits (1password.com), Bild 1. Wir werden noch auf andere Produkte zu sprechen kommen, aber alle Anforderungen, die hier erwähnt werden, erfüllt 1Password mit Bravour.
Der richtige Umgang
Heute ist die Hilfe einer solchen Software praktisch unverzichtbar und das hat nicht nur mit der Sicherheit allein zu tun. Denn oft ist es in einer Partnerschaft so, dass eine Person bei der Verwaltung der Kennwörter federführend ist, während sich die andere darauf verlässt, dass «schon alles seine Ordnung hat».
Deshalb lautet der wichtigste Tipp: Verwalten Sie alle Ihre Kennwörter in einer Datenbank und sorgen Sie dafür, dass Ihr Partner den Namen des Kennwortmanagers sowie dieses eine, unverzichtbare Master-Kennwort kennt. Das sind die einzigen Informationen, die sich wirklich dauerhaft in den Hirnwindungen festsetzen müssen; alles andere ergibt sich von selbst.
Synchronisierung
Verwenden Sie unbedingt einen Kennwortmanager, der seine Daten zwischen mehreren Geräten synchronisiert. Auf diese Weise können Sie die Datenbank am PC verwalten, aber auch mit dem iPhone Ihrer besseren Hälfte synchronisieren. Zudem entfällt das Risiko, dass die Datenbank mit allen Kennwörtern nur lokal auf einem verschlüsselten PC liegt, im Datenchaos verloren geht oder sogar einem Hardware-Defekt zum Opfer fällt.
Alles ist wichtig!
Doch welche Informationen gehören in eine solche Datenbank? Kurz gesagt: Alle, die mit Ihrem digitalen Leben zu tun haben – aber auch solche, die Sie vielleicht gar nicht als wichtig erachten. Aus diesem Grund bietet Ihnen jeder gute Kennwortmanager eine Möglichkeit, um freie Notizen einzufügen.
In diesen Notizen halten Sie zum Beispiel fest, welche Software-Pakete Sie abonniert haben, die bis auf Widerruf immer weiter Kosten verursachen. Dazu gehören ausser den klassischen Anwendungen wie Microsoft Office 365 auch Cloud-Speicher oder Filesharing-Dienste, aber auch Netflix oder analoge Abos von Zeitschriften, die automatisch verlängert werden. Wenn Sie all das minuziös festhalten, werden Sie wahrscheinlich auch feststellen, dass diese Auflistung eine zutiefst befriedigende Form der Psychohygiene sein kann.
Verschiedene Arten von «Geheim»
Irgendwann werden Sie innehalten und sich Ihre Sammlung an grossen und kleinen Geheimnissen ansehen – und dabei zum Schluss kommen, dass es zwei Sorten von vertraulichen Daten gibt: Jene, die Sie vererben, und jene, die Sie mit ins Grab nehmen wollen.
In diesem Fall legen Sie zwei Sammlungen mit Kennwörtern an: Eine, auf die Ihre Erben zugreifen können – und eine, deren Master-Kennwort nur Sie allein kennen. Gute Programme wie 1Password bieten die Möglichkeit, unter derselben Oberfläche mehrere Datenbanken anzulegen, die durch unterschiedliche Kennwörter verriegelt sind.
Sie könnten aber auch ein zweites Produkt verwenden: Für das Gros der geteilten Kennwörter verwenden Sie demnach 1Password und für die besonders delikaten Zugänge Enpass. Oder umgekehrt.
Zwei-Faktor-Authentifizierung
Immer mehr Dienste setzen auf ein Zusatzgerät fürs Login (meist ein Smartphone), auf das ein Code geschickt wird. Nur durch Eingabe des Kennworts und des Codes erhält man Zugang. Zusätzlich lässt sich meist eine Codeliste ausdrucken oder ein weiteres Gerät für den Zugang freischalten.
Tun Sie das unbedingt für Ihren Partner. Es lohnt sich auch für einen selbst, eine solche Liste im Portemonnaie dabeizuhaben – etwa, wenn das Smartphone in den Ferien gestohlen wird.
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