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02.08.2013, 11:07 Uhr
Johnny kann nicht mit seinem Namen unterschreiben
Die kanadische Zeitung Toronto Star berichtet von einem Farmer und seinem Sohn, der, im Digital-Zeitalter, im Zeitalter der Tastaturen, offenbar etwas nie gelernt hat.
Der kanadische Farmer John Molenaar staunte nicht schlecht, als sein 14-jähriger Sohn kürzlich einen Pass unterschreiben musste: Er konnte das Formular nicht unterschreiben! Als Lukas zur Unterschrift ansetzen wollte, wollte er in Druckschrift schreiben. Der Vater insistierte: «Nein, Lukas – unterschreibe mit deinem Namen, du weisst schon: in Kursivschrift!» Der Sohn entgegnete ihm, dass ihm das in der Schule nie beigebracht wurde. Druckschrift sei alles, was er kenne. Der Farmer sagte ihm darauf mit Nachdruck, er solle wenigstens die Buchstaben nahe aneinanderreihen, damit das Blockgekritzel wie eine Unterschrift wirke. Zwar sind die kanadischen Schüler Virtuosen auf der Computertastatur, zumal schon der Primarschul-Lehrplan das Tastaturschreiben beinhalte. Jedoch mag Schnürlischrift für diese Schüler sowas wie altägyptische Hieroglyphen sein.
Molenaar fragte sich, wie solche Schüler je ein Dokument für eine Hypothek oder andere amtliche Formulare unterschreiben könnten. Er wandte sich aufbrausend sogar an die Schule des Jungen. Dort teilte die Schulleitung dem Vater mit, die Schulschrift gehöre nicht mehr zum Pflichtstoff.
In den USA wird die Schnürlischrift ebenfalls vielerorts nicht mehr unterrichtet. Es wurde ein standardisierter Schulstoffplan namens Common Core State Standard übernommen. In Amerika kann die Schnürlischrift zwar noch unterrichtet werden, muss aber nicht. In einigen Staaten gehört die Schulschrift in den ersten Klassen nach wie vor zum Pflichtprogramm.
Gemäss eines Artikels vom Tages-Anzeiger vom 29. Juli habe sich Steve Graham, ein Bildungsprofessor an der Arizona State University, dazu geäussert, dass die kursive Schrift tatsächlich so gut wie verschwunden sei – ausser in der Erwachsenenwelt der über 40-Jährigen. Ein Assistenz-Professor namens Morgan Polikoff an der University of Southern California, fand, man solle die Schulschrift sterben lassen, da sie nicht mehr zeitgerecht sei. Auf die Frage, wie denn Schüler überhaupt noch ein Dokument unterschreiben könnten, meinte er, dass man den Schülern einfach beibringt, wie man sie «kreiert», vielleicht in einem anderen Fach wie im Kunstunterricht.
Toronto Star berichtet unter anderem auch von Konditor-Lehrlingen, die nicht mehr in der Lage seien, Kuchen mit schönen Schriften zu verzieren.
Autor(in)
Simon
Gröflin
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